Westfrankenbahn

Bahnhof Bad Mergentheim wird bis 2029 modernisiert

Jahrzehntelang ist nichts passiert. Doch jetzt soll es endlich losgehen mit diversen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen rund um den Bahnhof Bad Mergentheim und den Bahnübergang.

Von 
Sascha Bickel
Lesedauer: 
Der Hauptbahnsteig an Gleis 1, direkt am Bahnhofsgebäude, wird ab Juli modernisiert und barrierefrei ausgebaut. Weitere Maßnahmen folgen bis 2029. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises wartet schon sehr lange auf Investitionen in den Bahnhof, die Gleise und Bahnübergänge, die Stellwerkstechnik und das gesamte Ambiente. Denis Kollai, der Sprecher der Geschäftsleitung der Westfrankenbahn, verspricht, dass es in Kürze mit ersten Maßnahmen rund um den Hauptbahnsteig an Gleis 1 losgeht und in den nächsten sechs Jahren noch einiges passiert.

Ausbaumaßnahmen im ländlichen Raum seien jahrzehntelang zu wenig gefördert worden, doch dies habe sich zum Glück geändert, sagte Denis Kollai unserer Zeitung im Gespräch und teilte vor kurzem bereits mit, dass vieles nun geballt komme: „In den nächsten Jahren haben wir Investitionen über 38 Millionen Euro vor der Brust“, so Kollai; vieles davon im Streckenabschnitt Bad Mergentheim-Crailsheim.

Insgesamt ist die Westfrankenbahn auf einem Streckennetz mit 371 Kilometern unterwegs und bedient 76 Stationen, davon 50 eigene. 39 Fahrzeuge (Triebwagen) sind im Einsatz und legen pro Jahr 3,6 Millionen Zugkilometer zurück.

Mit einem „gestaffelten Umbau“ wolle man, sagt Denis Kollai, dieses Jahr in Bad Mergentheim anfangen und den Investitionsstau in der Kurstadt, den er ohne Umschweife einräumt, nach und nach auflösen: „Zunächst soll der Hauptbahnsteig modernisiert werden.“

Kollai erklärt: „Wir sind in Gesprächen mit der Stadt Bad Mergentheim und dem Denkmalschutz, da es sich beim Bahnhofsbereich um ein Flächendenkmal handelt. Da müssen wir Genehmigungen für alle Pläne erwirken. Aber die Abstimmungen laufen gut!“

1,3 Millionen Euro würden laut Kostenschätzung 2023/24 in die künftige Barrierefreiheit am Gleis 1 gesteckt. Baubeginn soll im Juli sein! Vorgesehen sind nach Angaben von Denis Kollai „ein kontrastierendes taktiles Pflaster und ein taktiles Leitsystem“. Die Bahnsteigkante werde „passend zu den barrierefreien Fahrzeugen der Westfrankenbahn mit einer Spaltüberbrückung“ versehen. Die Anpassung der Dachanlagen hin zum Bahnhofsgebäude gehöre mit zu dieser ersten Großmaßnahme in Bad Mergentheim. Unter Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschutzes werde es eine „fachgerechte Sanierung des Bahnsteigdaches mit Neubau von Glaselementen zum Empfangsgebäude“ geben.

Während der Bauzeiten sei mit Einschränkungen am Bahnhof zu rechnen, „aber wir können solche Projekte auch unter rollendem Rad realisieren, das haben wir auch am Beispiel Weikersheim und andernorts schon gezeigt“, so Kollai.

Zugang zum Radweg

Die zweite große Baumaßnahme in der Kurstadt ist dann laut Kollai für 2025/26 geplant. Die Eisenbahnbrücke über die Wachbach rückt in den Fokus. Es soll einen direkten Zugang vom Bahnsteig zum Radweg am Wachbach (zwischen Aldi und Parkhaus am Bahnhof) geben und natürlich umgekehrt.

Mehr zum Thema

Kommentar Längst überfällige Investitionen in Bahn-Infrastruktur

Veröffentlicht
Kommentar von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Ausblick

Bad Mergentheim: Veranstaltungsprogramm verspricht Abwechslung

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Bad Mergentheim

Innenstadt-Themen in Bad Mergentheim im Fokus

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren

Richtig viel passiert nach den Plänen der Westfrankenbahn-Führung nochmals 2028/29, also in fünf/sechs Jahren. Das alte Fahrdienstleiter-Stellwerk am ehemaligen Rudolph-Areal und das Bahnschranken- und Weichenwärter-Stellwerk am Bahnübergang Wolfgangstraße sollen durch ein elektronisches Stellwerk ersetzt werden und die digitale Anbindung an das moderne Hauptstellwerk in Niederstetten erfolgen – „von dort aus wird künftig die gesamte Strecke Bad Mergentheim-Crailsheim überwacht und gesteuert“, so Kollai.

Weg zur Mall

Ein neuer Mittelbahnsteig und ein Reisenden-Übergang hin zur Mall in Bad Mergentheim (ein lang gehegter Wunsch der Stadt) sollen in knapp fünf Jahren mit geschaffen werden. „Da können sich alle freuen“, meint Denis Kollai, „dass sich die Richtlinien bei der Bahn geändert haben und es jetzt eine Lösung für Bad Mergentheim gibt“. Auf Höhe der Pizzeria am Bahnhof werde auf der Gebäuderückseite schon jetzt vorbereitend eine Rampe hinunter zu den Gleisen gebaut, dort werde später dann ein Weg über die Gleise hinüber zur Mall geschaffen, direkt zum dortigen Eingang, der auch als Kino-Eingang genutzt wird. Bis 2029 soll hier die Realisierung erfolgen.

Auf der Agenda stehen bis dahin auch automatisierte Bahnübergänge. „Die Digitalisierung wird Einzug halten“, sagt Kollai, „das ist erfreulich“, ob sich dadurch aber auch die Schrankenschließzeiten in der Wolfgangstraße wesentlich verbessern, „wird sich zeigen“, so Kollai, „denn die Digitalisierung ist ein hohes Gut und schafft sehr viel Sicherheit, die Technik reagiert aber auch sehr ungünstig auf Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern“. Die Anlage sei grundsätzlich schneller als der Schrankenwärter, der aktuell noch die Schranken bedient, „aber wenn jemand bei Rot über die Andreaskreuze fährt und die Gleise blockiert, dann reagiert die vor Ort eingebaute Radaranlage“ und stoppe den Zugverkehr und alles dauere länger, bis die Sicherheit wieder hergestellt sei und die Strecke vom System freigegeben werde.

Aufwärmplatz für Triebwagen

Zum Dieseltriebwagen-Aufwärmplatz am ehemaligen Rudolph-Gelände und zum Umbau im Markelsheimer Bahnhof befragte die Redaktion Kollai auch noch. Dieser sagte: „Der Zug muss frühmorgens pünktlich am Bahnhof bereitstehen.“ Die Triebwagen würden vorgeheizt und müssten sich ihre Druckluft erarbeiten. Der momentan dafür genutzte Gleisabschnitt am Rudolph-Areal, gegenüber der Stifterstraße, sei „auch künftig für diesen Zweck vorgesehen“, so Kollai, der aber auch den Anwohnern Hoffnung macht, dass die nächste Fahrzeuggeneration „schon wesentlich leiser ist, während jetzt noch der Dieselmotor tuckert“.

Ob es alsbald gar eine Umstellung der Westfrankenbahn-Flotte auf E-Triebwagen geben werde, fragte die Redaktion nach und bekam von Kollai die Antwort, dass die Westfrankenbahn (WFB) bis 2031 einen Vertrag mit dem Land Baden-Württemberg habe, auf Basis einer gewonnenen Ausschreibung mit klaren Vorgaben. Sollte das Land bei der nächsten Ausschreibung für den Zugverkehr in der Region ab 2032 eine Umstellung auf E-Triebwagen verlangen, dann werde sich die WFB danach ausrichten. Wie so oft sei es auch eine Frage der Finanzierung, ob batteriebetriebene Fahrzeuge zum Einsatz kommen könnten.

Zum Projekt „Umbau Bahnhof Markelsheim“ sagte Kollai abschließend, dass er die auch vom Gemeinderat befürwortete Mittelbahnsteig-Ausbauvariante begrüße. 2026 soll hier investiert und eine ebenerdige Querungsmöglichkeit von Gleis 1 zu Gleis 2 und umgekehrt am westlichen Ende der beiden Bahnsteige umgesetzt werden.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten