Erntedankfest in der Bad Mergentheimer Wandelhalle

In Bad Mergentheim gefeiert: Die Nahrung auf den Tellern ist keine Selbstverständlichkeit

Arbeit der Landwirte wurde von allen Grußwortrednern gewürdigt

Von 
Bernd Hellstern
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Die Vorsitzende des Landfrauenverbandes Main- Tauber- Kreis, Margret Beck (links), überreichte Mitarbeitern der Familien- und Haushaltshilfe des Maschinenrings östlicher Tauberkreis als kleines Dankeschön für ihr Engagement die Erntekrone. Mit auf dem Bild (von links) die Maschinenring-Mitarbeiter Andreas Scharpf, Andrea Glock, Geschäftsführer Reiner Müller, Sonja Kleider, Martin Pflüger, Matthias Klingert und die Kranzbinderin Kornelia Fischer. © Bernd Hellstern

Bad Mergentheim. Der Landfrauenverband Main-Tauber-Kreis veranstaltete erneut in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung und dem Bauernverband Main-Tauber das traditionelle Erntedankfest in der Wandelhalle.

Andere Termine und das nicht gerade einladende Wetter verhinderten sicher, dass nicht alle Plätze besetzt waren. Nach dem musikalischen Willkommensgruß durch Adolf Nicklas, begrüßte der Vorsitzende des Bauernverbandes Main- Tauber-Kreis, Reinhard Friedrich, die Gäste. Das Wort „danke“ war an diesem Nachmittag allgegenwärtig, fand sich in allen Grußworten und wand sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Man sei heute zusammengekommen, so Margret Beck in ihren einleitenden Worten, um gemeinsam Erntedank zu feiern, weil man dankbar sei für die Gaben der Erde. In diesem Zusammenhang ging ein Dankeschön an die vielen fleißigen Hände im Hintergrund, die mithalfen, diese wunderschöne Erntedank-Deko in der Wandelhalle aufzubauen, mit der Erntekrone als krönenden Abschluss darüber. Die Erntekrone werde man dieses Jahr der Betriebs- und Haushaltshilfe des Maschinenrings östlicher Tauberkreis zukommen lassen.

Bei ihrer Premiere als Festrednerin überzeugte Tanja Frei in der Wandelhalle. © Bernd Hellstern

Den Reigen der Grußwortredner eröffnete Bürgermeister-Stellvertreterin Manuela Zahn, die Thomas Mann zitierte, der bei einem Erntedankfest einmal sagte: „Denken und danken sind verwandte Wörter. Wir danken dem Leben, indem wir es bedenken“. Leider denke man viel zu selten darüber nach, woher man all das bekomme, was uns an Nahrung täglich zur Verfügung stehe. Gott sei Dank lebten wir in einer ländlichen Umgebung wo man noch wisse, dass Kühe nicht lila sind und vieles von der Hände Arbeit und den von oben gesteuerten äußeren Bedingungen abhängt. Dass man nicht selbstverständlich ernten kann, habe man dieses Jahr schmerzlich erfahren müssen, durch die große Hitze und die anhaltende Trockenheit.

Alternativlos

Kurdirektor Sven Dell stellte den Beruf des Bauern in den Mittelpunkt seiner Grußworte. Der Beruf des Bauern sei alternativlos, die Bedeutung der Landwirtschaft für die Zukunft des Lebens auf dem Planeten Erde kaum zu überschätzen. Deshalb sei es bedrückend zu sehen, wie sich das Höfesterben in Deutschland fortsetzt. Und dies obwohl die Bauern die Zeichen der Zeit erkannt haben, die sich nicht nur die modernste Technik zu eigen machen, sondern viele auch den Umstieg auf den ökologischen Landbau vorantreiben. Im kommenden Jahr werde der Tourismusverband Liebliches Taubertal als Partner der Biomusterregion den touristischen Schwerpunkt übrigens auf nachhaltige und biologische Urlaubserlebnisse setzen. Ziel sei es, so das Bewusstsein und die Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte den Besuchern und Gästen im lieblichen Taubertal näher zu bringen.

Die Leiterin im Landwirtschaftsamt, Jennifer Duchs, ging kurz auf die Situation der Landwirtschaft ein. Umso wichtiger sei es, dass an der Tradition des Erntedanks festgehalten wird, um so die Wertschätzung einer Berufsgruppe ins jährliche Bewusstsein zu rufen, die 365 Tage im Jahr dafür sorgt, dass der Bevölkerung ausreichend Lebensmittel zur Verfügung stehen.

Vor großen Herausforderungen

Für die Festrede konnte mit Tanja Frei eine Vertreterin der jüngeren Generation gewonnen werden, die – es sei vorweggenommen – in der Wandelhalle eine gelungene Premiere als Festrednerin feierte, mit dem Thema „Wir gehen mit der Landwirtschaft – Fundamentale Gedanken zum Erntedank“. Sie sei noch nicht lange im Amt als KDL- Regionalbeauftragte Nordbaden, so die Festrednerin eingangs, habe aber schon zahlreiche Kontakte knüpfen können. Die Landwirtschaft stehe vor großen Herausforderungen, denke man nur an den Strukturwandel, den Klima- und Umweltschutz und die hohen gesellschaftlichen Erwartungen. Die Aufgabe des KDL sei es, Beziehungen zwischen Kirche, Landwirtschaft und dem ländlichen Raum anzuregen und zu pflegen, indem er Anliegen und Herausforderungen dieser Lebenswelten in die Kirche und umgekehrt kirchliche Werte und Anliegen bei den Akteuren des ländlichen Raums einbringt. Eine ihrer Aufgaben sei die fachkundige und seelsorgerische Begleitung von Menschen und Familien in der Landwirtschaft. Das Erntedankfest sei wahrscheinlich mit das älteste Fest, das in seiner Bedeutung weit über den Kulturkreis hier in Deutschland hinaus reicht. Man erinnere sich bei diesem Fest daran, dass es eben keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir so viel Nahrung auf den Tellern haben. Es gebe bis heute insgesamt nur zwei Bereiche in der Gesellschaft, die bis heute rhythmisch funktionierten, nämlich die Kirchen mir ihrem Kirchenjahr, zum andern die Landwirtschaft mit ihren Jahreszeiten. Aktuell habe der Ukrainekonflikt vieles ins Wanken gebracht, dennoch gehe der Trend in Richtung regionale und nachhaltige Lebensmittel. Und obwohl in der Landwirtschaft die Technik eineimmer größere Rolle spiele, komme es am Ende des Tages immer auf den einzelnen Menschen in den Familienbetrieben an, der rund um die Uhr mit anpackt im Stall oder auf dem Feld.

Keine Selbstverständlichkeit

Dem Überfluss der uns umgebe, stehe immer noch der Hunger in weiten Teilen der Welt gegenüber. Das „tägliche Brot“ sei beileibe keine Selbstverständlichkeit überall auf der Erde. Tanja Frei am Ende einer beeindruckenden und Inhaltsvollen Rede: „Wir tragen eine große Verantwortung, die über unsere Region und unser Land hinaus geht. Denn wir haben dafür zu sorgen, dass die Landwirtschaft eine Zukunft hat. Dieser Appell ist aber keine Einbahnstraße, sondern ist auch an die politischen Entscheidungsträger gerichtet. Wir brauchen Wege, um eine kleinstrukturierte Landwirtschaft in Baden-Württemberg zu erhalten. Die heimische Landwirtschaft befindet sich nicht nur in der EU mehr denn je in einem globalen Wettbewerb, sondern mit einer Vielzahl von Agrarproduzenten weltweit“.

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In seinem Rückblick erinnerte Reinhard Friedrich an die großen Herausforderungen der Landwirtschaft im zu Ende gehenden Jahr, auch mit Blick auf die klimatischen Veränderungen und die politischen Ereignisse in Europa, mit gravierenden Auswirkungen für die Landwirtschaft. Und trotz aller Erschwernisse, sei man mit dem Ergebnis insgesamt zufrieden.

Margret Beck würdigte die großen Verdienste der Betriebshilfe des Maschinenrings auf den Höfen in der Region. Ein Dankeschön gehe deshalb an die Mitarbeiter für deren unermüdlichen Einsatz. Deshalb übergebe man die von den Landfrauen und vom Bauernverband gemeinsam getragene Aktion „Erntekrone“ an den Maschinenring östlicher Tauberkreis.

Dessen Geschäftsführer Reiner Müller nahm diese Auszeichnung gerne an. Man werde auch künftig alles tun, die Landwirte tatkräftig zu unterstützen. Aufgrund der Tatsache, dass die Anfragen immer häufiger werden suche man dringend Verstärkung für diesen wertvollen Dienst. Nach dem Lied für die Landfrauen „Danke für diesen guten Morgen“ beendete der gemütliche Teil mit Kaffee und Kuchen ein Erntedankfest in der Erkenntnis „Im Brot ist Leben. Leben von Gott. Leben für uns. Gott sei Dank“.

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