Bad Mergentheim. Über die polizeiliche Kriminalstatistik und wichtige Zahlen des Polizeireviers Bad Mergentheim informierte Revierleiter Olaf Bamberger den Gemeinderat. Er berichtete von einer Aufklärungsquote im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers von zuletzt 63,5 Prozent in 2021. Damit liege man im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Stadt Bad Mergentheim komme selbst auf eine Quote von 64,1 Prozent, also knapp 2/3 aller Fälle.
In Bad Mergentheim sei die Zahl der erfassten Delikte in den letzten drei Jahren kontinuierlich gesunken auf 1030 im Jahr 2021. Gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 9,1 Prozent. Allein mit der Corona-Pandemie wollte Bamberger dies nicht erklären, aber sie habe wohl dazu beigetragen.
Der Revierchef ging schließlich auf Auffälligkeiten im vergangenen Jahr ein und meinte, dass sich die Straßenkriminalität um plus 19 Fälle auf 171 gesteigert habe, aber man noch deutlich unter dem Fünf-Jahres-Schnitt liege. 2019 hatte man hier gar noch 304 Fälle gezählt. „Zurückgegangen sind auch die erfassten Rauschgiftdelikte von 134 auf 97 Fälle in 2021.“ Da gebe es aber leider „ein extrem hohes Dunkelfeld“, so Bamberger, der sich lieber mehr Ressourcen für die Ermittlungen in diesem Feld wünscht und dann auch wieder mehr erfasste Delikte in der Statistik.
Ein deutliches Minus mit 31 Prozent gab es bei den Graffiti-Schmierereien, dies liege aber an den Serientaten 2019 und 2020 mit dort wesentlich höheren Fallzahlen.
Bamberger sagte, dass die Diebstähle leicht rückläufig seien, die Einbrüche deutlich unter dem Fünf-Jahres-Niveau liegen und auch die Vermögens- und Fälschungsdelikte mit 21,8 Prozent rückläufig sind. Bei der Gewaltkriminalität seien es 27 Fälle gewesen, in 2020 waren es 25. Die Aufklärungsquote liege hier aber bei beachtlichen 85,2 Prozent, so Bamberger stolz.
In der Kurstadt wurde 2021 eine einzige Brandstiftung registriert, aber 48 beschädigte Pkw, 64 Beleidigungen und 144 weitere Sachbeschädigungen. Verzeichnete man in der Stadt Bad Mergentheim seitens des Polizeireviers 2019 noch sechs Mal Gewalt gegen Beamte, so weist die Statistik für 2020 schon neun Fälle aus und für 2021 gar 14. „Das nimmt zu“, sagte Bamberger und stufte diese Entwicklung als höchst bedenklich ein. Zugenommen habe übrigens auch die Computerkriminalität von elf Fällen in 2019 auf zuletzt 27 in 2021.
Körperverletzungen seien es 2021 „nur“ 110 gewesen, im Jahr davor waren es noch 138. Rückläufig ist auch die Zahl der schweren oder gefährlichen Körperverletzungen auf 16 Taten, die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (32 Fälle; minus zehn) und exhibitionistische Handlungen (vier Fälle; minus vier gegenüber Vorjahr).
Bezogen auf Bad Mergentheim hatte man 2021 mit allein 524 Tatverdächtigen zu tun, darunter 20 Kindern, 59 Jugendlichen und 52 Heranwachsenden. Der Anteil der Unter-21-Jährigen liegt bei 25 Prozent. Schaut man auf die Nationalitäten, so machen Nichtdeutsche Tatverdächtige rund 30 Prozent aus.
Ein großes Anliegen sind Revierleiter Bamberger die stark zunehmenden Fälle an Hausstreitigkeiten und Wohnungsverweisen. Die Zahlen wachsen, ist er alarmiert und verweist auf 118 Einsätze wegen Hausstreits (mit und ohne Gewalt) für das gesamte Jahr 2021. Bis Ende August 2022 liege man nun ebenfalls schon bei 118 Einsätzen (!) und jetzt kämen noch vier Monate hier statistisch hinzu. Die Wohnungsverweise durch die Polizei seien von 29 (Vorjahr) auf nun 33 (bis August) schon gestiegen. Das sei sehr auffällig und dies gelte es ernst zu nehmen.
Insgesamt gesehen sei Bad Mergentheim sicher und liege in der Kriminalitätsstatistik vergleichbarer Städte auf einem guten Mittelfeld-Platz, stellte Bamberger abschließend fest.
Grünen-Stadtrat Thomas Tuschhoff fragte, ob auch alle Stellen des Reviers Bad Mergentheim besetzt seien und bekam ein klares Nein von Olaf Bamberger zu hören. Die Verjüngung der Mannschaft fand und findet vor dem Hintergrund der aktuellen Pensionierungswelle statt, aber erst 2024 werde man wieder die Stärke des Reviers von 2012 erreicht haben.
Bamberger würde sich ein paar Kräfte mehr sehr wünschen, für mehr Schwerpunktaktivitäten zum Beispiel im Drogenmilieu.
Hubert Rothenfels (CDU) wollte wissen, ob die Polizei mit Demonstrationen oder gar Unruhen aufgrund der Energiekrise und der hohen Inflation auch in unserer Region rechnet und damit ein schwieriger Herbst/Winter bevorstehe. Dazu sagte Bamberger, dass man nicht wisse, was wirklich komme, man sich aber trotzdem vorbereite.
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