Markelsheim. Es ist eine gute Tradition, und das Interesse ist stets groß. Auch bei der Waldbegehung in am Freitag in Markelsheim – die Ortschaftsverwaltung hatte Kommunalpolitiker, ehemalige Ortsvorsteher und Forstverantwortliche sowie Mitarbeiter der Stadt- und der Ortsverwaltung, des Bauhofes und der Jägerschaft geladen, und der neue Ortsvorsteher Andreas Lehr konnte zusammen mit Revierförster Timo Renz eine große Schar Wald-Interessierter begrüßen.
Das Thema war ist neu, gleichwohl ist es ein Dauerbrenner. Was geschieht im Wald, wie wird der vom Gemeinderat beschlossene Waldumbau in Markelsheim umgesetzt und welche Probleme und Zukunftsaussichten kann Förster Renz erläutern? Um es vorwegzunehmen, es bleiben nach wie vor viele Fragezeichen. Und dafür bot der Rundgang im Untertal augenscheinlich viel Anschauungsmaterial.
Durchs Dickicht – manche sagten Dschungel – führte der Förster die Besucher in einem Distrikt, der schon im Umbau ist. Und da war auch gleich zu sehen, was das Hauptproblem der Förster ist: Welche Baumarten trotzen dem Klimawandel, welche neuen Arten sind auf unseren Böden geeignet? Da empirische Erkenntnisse nicht vorliegen, heißt es, zu experimentieren. Mit dem Baumhasel etwa, einer Art, die in der Türkei und im Libanon heimisch ist, als „Stadtbaum“ allerdings schön länger in Deutschland bekannt ist. „Es gibt Erwartungen, die sich aber erst noch erfüllen müssen“, machte Renz deutlich.
Und im weiteren Verlauf der Waldbegehung wurde auch klar, dass es nicht nur im Ländle Versuche an vielen Standorten gibt, ihre Übertragbarkeit auf die diversen lokalen Gegebenheiten aber noch nicht aussagekräftig genug sind, um allgemeine Regeln zu fassen.
Wertvolle Hölzer
In diesem Zusammenhang wichtig: Auch Robinie und Nussbaum (Walnuss) kommen ursprünglich aus Asien, „sind aber schon so lange bei uns, dass sie nicht mehr als Zuwanderer gelten“. Beide Arten seien sehr wertvolle Hölzer und der Nussbaum trage auch noch begehrte Früchte und sei für Privatwaldbesitzer „sehr interessant“, wie Renz betonte. Beide Arten will man in Markelsheim verstärkt fördern und hofft, dass sich auch der „neue“ Baumhasel als klimawandeltauglich erweist. Der allerdings hat auch Nachteile – woher die Sämlinge nehmen oder besser gesagt beziehen, und was wiederum kostet das dann. Es sind also viele Fragen, die die Förster beschäftigen.
Klar wurde bei den vielen Fragen der Rundgangsteilnehmer auch immer die Problematik der Umsetzbarkeit vor Ort und die wirtschaftliche Rechnung – der Wald, das war allen Beteiligten klar, kostet zunächst einmal Geld. Und ohne entsprechende Erträge, also Nutzung durch Einschläge, gestaltet sich die Sache auch nicht einfacher. Nun sind Holzerträge auch nicht einfach zu planen, denn auch da gibt es wieder viele Faktoren, die beachtet werden müssen und die Preisfindung beeinflussen. Dazu kommen der Holzmarkt bzw. die Konjunktur im Allgemeinen, die – etwa durch Borkenkäferbefall – anstehenden Zwangsnutzungen und die ohnehin anfallenden Arbeiten, die die Waldarbeiter schon jetzt sehr beanspruchen. „Alles eine Kapazitätsfrage“, meinte ein Teilnehmer mit Blick auf die zu bewältigenden Aufgaben.
Und was kommt danach?
Renz machte auch deutlich, wo Einschläge gemacht werden sollen – etwa in einem „lichten“ Fichtenbestand mit starken Bäumen , wobei er gleich darauf hinweisen konnte, dass auf diesem doch recht trockenen (weil steinigen) Boden diverse Arten unterschiedliche Zuwächse erzielen können. „Wenn man entnimmt, muss man sich auch immer die Frage stellen, was dann kommen soll“, verwies der Förster auf den Grundsatz einer nachhaltigen Waldwirtschaft. Und diese Frage sei im Verbund mit dem Klimawandel nicht mehr so einfach zu beantworten wie noch vor 20 oder 30 Jahren.
Aber auch auf schön anzusehende „Waldbilder“ konnte der Förster aufmerksam machen - etwa eine urige Eiche, umstanden von Fichten. Auch ein „Phänomen“, nämlich eine abgestorbene Douglasie, zog viel Interesse auf sich. Aber: Auch solche Bäume braucht das Biotop Wald, das sich ja - der Rundgang führte es vor Augen - auf kleiner Fläche vielfältig unterscheidet. Etwa mit pilzbefallenen Buchen („gleichfalls wertvoll wie wertlos. Biologisch extrem wertvoll, vom Holzwert Null.“), aber auch mit dem „Eintauchen“ der Besucher in das Dickicht der „neuen Waldgeneration“. Oder mit den Speierlingen, die „gezielt gesetzt werden“, wie Renz betonte. Auch der Speierling ist ein sehr wertvolles Gewächs.
Langer Atem nötig
Klar wurde: Der Wald braucht einen langen Atem und viel Unterstützung. „Große Bäume auch mal stehen lassen“, sagte dann auch ein Ortschaftsrat, der zudem auf die Pflanzschule verwies – eine Einrichtung, die früher in allen Gemeinden gang und gebe war und selbst Jungpflanzen züchtete. Nur: Wer soll dies Arbeit machen, wer soll sie bezahlen?
Dem geselligen Ausklang in der Konrad Pickel-Hütte ging noch ein kurzer Austausch voraus, bei dem Stadtkämmerer Arthur Wirtz sowie Ortsvorsteher Andreas Lehr nochmals deutlich machten, dass der Waldumbau Geld koste und sich nicht im Pflanzen von Bäumen erschöpfe. Auch Maßnahmen, um an geeigenten Stellen ein Abfließen des (Regen/Schmelz)-Wassers zu verhindern, gehören dazu.
Auch wenn es für die Stadtkasse eine schwierige Situation darstelle, „der Wald muss es uns wert sein“, betonte der Stadtkämmerer. Und da gehörten nunmal auch – möglichst geringe – Verluste mit dazu.
Denn, darüber waren sich alle Rundgangsteilnehmer einig, der Wald dürfe nicht nur wirtschaftlich betrachtet werden. Da hänge viel mehr daran – Klimaschutz, Grundwasserbildung, Erholungswert und Natur seien da nur einige Stichworte.
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