Waldbegehung des Gemeinderats

Revierleiter plädiert für Gemeinschaftswald

Michael Häffner sieht Vorteile sowohl für die Privatwaldbesitzer als auch für den Forstbetrieb. Aktuelle Situation dargestellt

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Elisabeth Englert
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Gemeinderäte und Bürger lauschten bei der Waldbegehung interessiert den Ausführungen von Revierleiter Michael Häffner. © Elisabeth Englert

Ahorn. Erntefestmeter, Waldbiotopkartierung, Hiebsatz – alles Begriffe unter denen sich der Laie nur vage etwas vorstellen kann. Darum gab Revierleiter Michael Häffner zu Beginn der Waldbegehung im Distrikt Haag im Ahorner Ortsteil Buch eine kurze theoretische Einführung und ging im Weiteren auf die temporäre Betriebsinventur sowie die Waldentwicklung in Zeiten der Klimaveränderung ein. Ein gelungener Einstieg, denn gerade für die nach den Kommunalwahlen neu ins Gremium gewählten Gemeinderäte war dies eine Premiere und so konnten sie die dynamischen Prozesse nebst den über lange Zeiträume angelegte Planungen anschaulich nachvollziehen.

Anschaulich deshalb, weil Häffner anhand von Plakaten Grundlagen wie die bewirtschaftete Fläche, das Verhältnis Nadel- zu Laubholz oder den laufenden Zuwachs von 7,6 Erntefestmetern pro Jahr und Hektar visualisierte.

Temporäre Betriebsinventur

Darüber hinaus informierte er Bürgermeister Benjamin Czernin, Kommunalvertreter und interessierte Bürger detailliert über die temporäre Betriebsinventur, die auf zehn Jahre angelegt sei und aus der sich die Hieb- und Aufforstungsplanungen ergäben. In regelmäßigen Abständen würden hierbei Rasterpunkte, gekennzeichnet, durch rote Holzstickel, markiert. In unsichtbaren konzentrischen Probekreisen um diesen Punkt herum, werden je nach Radius die Bodenvegetation, die Verjüngung, Bodenschäden, Totholz sowie der Baumbestand nach Art, Höhe und Durchmesser festgehalten.

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bdg
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Da man stets dieselben Punkte bewerte, erhalte man belastbare Vergleichswerte. „Es werden die Vorräte ermittelt, woraus der Hiebsatz, unser wichtigster Wert, resultiert“, unterstrich Häffner die Sinnhaftigkeit dieses Verfahrens. Konkret erklärte er dieses an einem Messpunkt, so dass die transparente Vorgehensweise gut nachvollzogen werden konnte. Da man sich aktuell in der Endphase der Planungsdekade befinde, stehe ab dem Jahr 2026 ein neuer Zehnjahresplan für die Waldbewirtschaftung an.

Probleme bereite nach wie vor Käferbefall. Die einst im Distrikt Haag stehende größte, zusammenhängende Fichtenfläche im Gemeindewald habe dem Käfer lange getrotzt. Doch mangels Fichten in der Umgebung habe sich in den letzten beiden Jahren ein „brisantes Schadgeschehen“ abgezeichnet. Der Borkenkäfer sei mit „brachialer Gewalt“ eingefallen, so dass zusätzlich zum regulären Hieb über 2000 Festmeter Schadholz angefallen sei.

An einem weiteren Waldbild demonstrierte der Revierleiter die Verjüngungsvarianten. So könnten Altbestände, am konkreten Beispiel eine Buche, bei guten Gewinnaussichten entnommen werden, um die unterstehenden naturverjüngten Neupflanzen zu fördern. Ebenso verfahre man mit den noch existierenden Fichtenaltbeständen. Vereinzelt noch stehende Fichten in einem von einem Holzgatter umfriedeten Areal, lassen am dritten Haltepunkt auf einen Käferbefall schließen. Was biete sich an auf dieser Fläche von rund einem halben Hektar?, stellte Häffner die Frage in den Raum, um die Antwort gleich hinterherzuschieben.

Angesichts der geringen Größe habe er nicht auf eine flächige Mischung gesetzt, vielmehr auf eine dienende und eine führende Baumart, die schachbrettartig angelegt worden seien. Die üppigen Brombeerranken und mannshohen Brennnesseln seien „Stickstoffzeiger“, denn die Nadeln der einst hier vorkommenden Fichten setzten Stickstoff frei. Mit zunehmendem Wachstum der gepflanzten Roteichen würden diese zurückgedrängt und es entwickle sich ein schöner, kleiner Wald.

Wenn die Neupflanzungen aus der kritischen Phase des Wildverbisses herausgewachsen seien, könne das Gatter entfernt und an anderer Stelle montiert werden. Deutlich unterstrich der Förster die Vorzüge von Holzgattern, zumal dieses im vorliegenden Falle von den Forstwirten aus eigenem Schadholz angefertigt und aufgestellt worden sei. „Eine sinnvolle Schlechtwetterarbeit“, so Häffner und lobte überdies die einfache Reparatur sowie die Kontrolle „auf einen Blick“ im Gegensatz zum Drahtzaun.

Baumhasel entwickelt sich gut

An der nächsten Station durften sich die altgedienten Räte vom Zuwachs der Baumhasel überzeugen. Bereits vor zwei Jahren wurde ihnen diese Alternativbaumart im Kleinversuch vorgestellt. Versehen mit Wuchshüllen, die Verbiss-, Fege- und Frostschutz seien und durch das innen ablaufende Kondens- und Regenwasser einen Minitreibhauseffekt erzeugten, haben sie sich gut entwickelt, so dass in drei bis vier Jahren von einem „Bestandsschluss“ auszugehen sei.

„Das gibt schöne, gerade Stämme, ideales Bauholz“, prophezeite Häffner zuversichtlich. Die im Balkan mit kalten Wintern und trocken-heißen Sommern beheimatete Baumhasel fühle sich inzwischen auch hierzulande wohl, da diese klimatischen Bedingungen auch für unsere Breiten prognostiziert würden. Selbst der damals für Staunen sorgende Tulpenbaum hat sich stattlich entwickelt und ist mit seiner schönen Belaubung ein Hingucker.

Wiederaufgeforstete Fläche

Derart positiv gestimmt besichtigte man in Folge eine nach dem Windradbau wiederaufgeforstete Fläche mit Elsbeere, Speierling, Hainbuche und Schwarznuss, wobei letztere unter den Spätfrösten gelitten habe und noch hinter der Erwartung zurückliege. Dennoch, so der Revierleiter, passe der Standort und sobald sie aus der Bodenfrosthöhe herausgewachsen sei, „macht sie bis zu Zwei-Meter-Triebe im Jahr.“ Insgesamt habe sich das Waldbild gut entwickelt.

Eine weitere Schadfläche im Haag avanciert zu einer landesweiten Eichentestfläche der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg. Angesichts der guten Infrastruktur sowie der Größe seien die Freiburger vom Areal „hellauf begeistert“ gewesen. Nun werde dieses von Revierseite vorbereitet, so dass im Herbst 2025 Flaumeiche, Zerreiche sowie die heimische Traubeneiche gepflanzt werden könnten. Somit ließe sich die Entwicklung der in Südfrankreich, über Südosteuropa bis in den Kaukasusraum verbreiteten Eichenarten mit der heimischen gut vergleichen.

Weg von extrem kleinen Flächen

Im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens im Privatwald in Buch appellierte Häffner, einen Gemeinschaftswald zu installieren. Dieser werde wie ein Gemeindewald beförstert. Eine jährliche Mitgliederversammlung gebe die Richtung vor. Durch die Bündelung, weg von den teils „extrem kleinen Flächen“, sei eine vernünftige Bewirtschaftung möglich und absolut zielführend. „Ich bin dafür“, gab der Fachmann ein klares Statement, wenngleich bei den Betroffenen die Stimmung nicht so gut sei, wie zwei Teilnehmer anmerkten.

Abschließend freute sich Czernin über die „schlagkräftige Truppe“ der Waldarbeiter, die am Ausbildungsstandort in Buch, dem einzigen in Nordbaden, ausgebildet worden seien und im Gemeindewald gute Arbeit leisteten, wie man sich soeben habe überzeugen können. „Das sichert uns als Kommune die Fachkräfte“, honorierte er den Einsatz von Forst BW. Revierleiter Michael Häffner dankte er für dessen kurzweiliges und informatives „Näherbringen des Waldes.“

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