Walldürner Gemeinderat

Walldürn: Waldflächen tragen Kipples Handschrift

Der Walldürner Gemeinderat begab sich am Freitag auf eine Waldbegehung, um sich über die Herausforderungen im Stadtwald zu informieren. Neben dem Waldumbau stand auch die Verabschiedung des Försters Ulrich Kipple an.

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Stefanie Čabraja
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Der Walldürner Gemeinderat betrachtete die vielfältigen Facetten des Forstes bei der Waldbegehung im „Großen Wald“ und im „Ehrlein“. © Stefanie Čabraja

Walldürn. Bei der Waldbegehung des Walldürner Gemeinderats am Freitag standen zum einen zwei Flächen in Distrikt 1 „Großer Wald“ und zum anderen ein Waldstück in Distrikt 25 „Ehrlein“ im Mittelpunkt. Steffen Meyer, Leiter des Fachdienstes Forst des Neckar-Odenwald-Kreises, vertrat den neuen Betriebsleiter Pascal Hecht bei der Begehung und machte deutlich, dass gerade im Wald Generationen von Förstern vergehen bis die geplanten Ziele erreicht werden. „Der Wald hat vielfältige Facetten. Die Waldbestände werden von uns Förstern betrachtet und die Planung für die nächsten zehn Jahre ausgelegt“, erklärte Meyer.

Die Waldbestände im „Großen Wald“ haben unter den Stürmen der 1990er Jahre gelitten. In Abhängigkeit vom Boden wurden die Flächen vielfach mit Stieleichen aufgeforstet. In diesen rund 30-jährigen Beständen wurde den Gemeinderäten die Wichtigkeit von Jungdurchforstungen erläutert und anhand markierter Bäume das konkrete waldbauliche Vorgehen ganz praktisch vorgestellt.

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So errieten die Stadträte, welche Bedränger an einem der markierten Bäume entfernt werden müssen, damit sich dieser gut entwickeln könne, um auch in 100 Jahren noch an Ort und Stelle zu stehen – dann jedoch mit viel dickerem Stamm. „Ziel ist es, daraus hochwertiges Holz zu gewinnen“, betonte Meyer. Es sei vorgesehen, die Bestände maschinell zu bearbeiten. Wie das Ergebnis einer solchen Maßnahme aussieht, war im angrenzenden Bestand sichtbar.

Die dritte Waldfläche, im „Ehrlein“ in der Nähe von Hornbach, wies deutliche Unterschiede zu den Beständen im „Großen Wald“ auf. Dieser Waldteil blieb von den Sturmereignissen verschont und setzt sich nun aus einer Vielzahl von Baumarten unterschiedlichen Alters und verschiedener Größen zusammen. Ein Waldbild, das nicht nur bei Förstern das Herz aufgehen lasse. Besonders in diesem Distrikt liege der Schwerpunkt der Erholungsnutzung. Neben schmalen geschlängelten Pfaden wird mit Sportgeräten für verschiedene Interessen etwas angeboten.

Auswahl bewusst getroffen

Ausgewählt hatte man die Waldflächen für die diesjährige Waldbegehung aus einem bestimmten Grund. Denn die betrachteten Flächen tragen alle die Handschrift von Ulrich Kipple. Dieser ist Ende September nach 40 Jahren in der Region und seit 1998 im Forstrevier Hornbach in den Ruhestand getreten. Sein Nachfolger Lukas Haas wird den Dienstposten zum Jahreswechsel antreten. Die Zeit der Vakanz wird durch Thomas Riemer und Stefan Michel sowie weitere Kollegen des Fachdienst Forst vertreten.

Im Rahmen der anschließenden Gemeinderatssitzung im Dorfgemeinschaftshaus in Reinhardsachsen lobte Bürgermeister Meikel Dörr die jahrelange Arbeit Kipples im Walldürner Stadtwald. „Die vergangenen Jahre waren ohne Zweifel von besonderen Herausforderungen geprägt: Dürreperioden und der Borkenkäferbefall haben unseren Wäldern stark zugesetzt. Für Sie bedeutete das nicht nur mehr Arbeit, sondern auch die Notwendigkeit, neue Wege zu gehen. In Zeiten des Klimawandels ist der Job eines Forstbeamten anspruchsvoller denn je. Es geht längst nicht mehr nur darum, Bäume zu pflegen oder zu fällen – es geht darum, unsere Wälder fit für die Zukunft zu machen“, fasste Dörr zusammen. Kipple habe sich diesen Aufgaben immer mit einem klaren Blick und einem offenen Ohr für neue Ideen gestellt, betonte der Bürgermeister.

„Viele Kollegen und Bürger verbinden mit Ulrich Kipple sein immer freundliches Wesen und seine Liebe zum Wald sowie der Ornithologie“, hieß es auch aus den Reihen der Forstbetriebsleitung. Damit verzeichnet sowohl der Gemeinderat als auch der Forstbetrieb bei dieser Waldbegehung einen personellen Wechsel.

Neben der Verabschiedung Kipples lag jedoch auch der Fokus auf dem Rechnungsergebnis der Forstwirtschaft 2023, der Verlauf des aktuellen Jahres, ein Ausblick auf das kommende Jahr sowie der Lagebericht auf dem Holzmarkt – der Wald in Zahlen. Ein besonderer Fokus lag 2023 mit der Pflanzung von rund 25 000 Bäumen und der Pflege von 21 Hektar junger Bestände auf den Investitionen in den Stadtwald der zukünftigen Generationen. Das wirtschaftliche Ergebnis lag mit 250 000 Euro über dem Planansatz. Neben der erfolgreichen Einwerbung von Fördermitteln war dies insbesondere durch die höher als erwarteten Holzerlöse möglich. Steffen Meyer lobte Ester von Roehl, Geschäftsführerin der Holzvermarktungsorganisation Fvob, für die Zusammenarbeit, die dieses Betriebsergebnis maßgeblich ermöglicht habe. Im aktuellen und auch im folgenden Jahr soll der Kurs, den Stadtwald an die Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen, konsequent weiterverfolgt werden.

Luisa Bleifuß, von der Stadtkämmerei, informierte über den aktuellen Holzmarkt. So sei die Auftragslage beim Frischholz-Fichte sehr gut. Beim Laubholz sei die Lage unverändert. Probleme treten beim Schnittholz durch schlechte Qualität auf. Ebenso sei es problematisch bei der Buche in Bezug auf Industrieholz. Die Lage sehe beim Brennholzpreis besser aus, wobei im Dezember, Januar dann auch ein Einbruch durch einen gesättigten Markt erwartet werde. Der Exportabsatz sei gut. Es sei sogar mehr möglich. Das Fazit laute: Die Reviere könnten mehr Holz bereitstellen, da sich die Marktlage verbessert habe.

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