Waldbegehung des Rosenberger Gemeinderates

Trockenheit und Borkenkäfer setzen den Bäumen zu

Rundreise durch den Gemeindewald. Zwei Waldbilder angeschaut

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Für den Rosenberger Gemeinderat stand die Waldbegehung auf der Tagesordnung. © Helmut Frodl

Rosenberg. Eine „Rundreise“ durch den heimischen Gemeindewald unternahm der Gemeinderat bei seiner Waldbegehung am Samstag. Die neu gewählten Mitglieder des Gremiums erhielten dabei von den beiden Forstleuten, Revierleiter Christof Hilgers und dem Leiter der Forstbetriebsleitung Adelsheim Steffen Meyer, viele interessante Informationen über den Zustand des heimischen Waldes.

Am frühen Morgen begrüßte Bürgermeister Ralph Matousek die Mitglieder des Gemeinderates sowie einige interessierte Bürgerinnen und Bürger vor dem Rathaus. Wie er sagte, habe Rosenberg eine Gemarkung von rund 4100 Hektar, davon seien 1360 Hektar bewaldet, was 33 Prozent der Fläche sei. Auf den Gemeindewald entfallen 659, auf den Privatwald 335 und den Staatswald 366 Hektar. Historisch bedingt verfügen die Ortsteile Rosenberg und Hirschlanden über viel Gemeindewald, in Sindolsheim überwiegt der Privatwald und in Bronnacker ist fast überwiegend Staatswald zu finden.

Früher, so der Bürgermeister war der Wald die Sparkasse der Gemeinde. Zusammenfassend beträgt der Wert des Gemeindewaldes sieben Millionen Euro als Anlagegut, was einen erheblichen Wert bedeute. Der Wald habe verschiedene Funktionen, haushaltswirtschaftlich soll er einen Ertrag für die Gemeinde abwerfen, die Anforderungen durch Trockenperioden und Borkenkäfer haben sich aber geändert.

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Die außerplanmäßige Nutzung des Holzeinschlages war in den letzten Jahren überwiegend gewesen. Der Wald hat aber eine Freizeitfunktion, die immer mehr in den Vordergrund rückt, sagte der Bürgermeister. Er ist zudem ein wichtiger CO2-Speicher. Man könne auch sagen, man lebe in einer Kulturlandschaft, die über Jahrhunderte durch den Menschen geschaffen wurde. Früher war das Brennholz noch im Vordergrund gestanden, was heute so nicht mehr der Fall ist.

Die Anforderungen an den Wald seien durch viele Ereignisse, durch den Klimawandel, Borkenkäfer, regenerative Nutzung, Regen und Hitze gestiegen. In der heutigen Waldbegehung nehme man darauf einen besonderen Blick. Lobend äußerte sich Bürgermeister Matousek über den zusammengestellten Exkursionsführer mit vielen wichtigen Informationen.

Die gemeinsame Fahrt ging dann nach Sindolsheim, wo man sich im Distrikt 4 (Eichicht) zwei Waldbilder ansah. Wie Christof Hilgers informierte, ist die Thematik dort die Wiederaufforstung einer Kahlfläche, die durch den Borkenkäferbefall 2020 entstanden ist. Die Planung sieht bis 2029 den geplanten Anbau von Spitzahorn, Mehlbeere und Elsbeere sowie Speierling vor. Die Fläche von 1,1 Hektar wurde zudem 2021 bereits eingezäunt. Im Vollzug, so Hilgers wurden 2020 2000 Pflanzen gesetzt. Eine Nachbesserung erfolgte 2021 mit 1350 Pflanzen. Von 2020 bis 2024 erfolgte jeweils Kultursicherung.

Viele Bestände abgestorben

Weitere Ausführungen machte Revierleiter Hilgers zum Borkenkäfer an der Fichte, die zur natürlichen Artenausstattung der Nadelwälder gehören, und einen erheblichen Schaden anrichten. Informationen gab Steffen Meyer, Leiter der Forstbetriebsleitung Adelsheim zur Bundeswaldinventur 2024. Wie er betonte, leide besonders die Fichte unter der Trockenheit und dem Borkenkäferbefall. Viele mittelalte Bestände sind abgestorben und die Trockenheit habe die Bäume geschwächt. In der Folge hat der Zuwachs abgenommen.

Der Vorrat im Wald sei auf das Niveau von 2012 zurückgefallen, auch wenn die Bäume im Durchschnitt älter und dicker geworden sind. Der Anteil der Laubbäume, so Meyer hat zugenommen. Zudem sind die Wälder als Kohlenstoffspeicher enorm wichtig für den Klimaschutz. Die Waldinventur zeige jedoch, dass der deutsche Wald seit 2017 durch die enormen klimabedingten Schäden mehr Kohlenstoff abgibt, als er aufnimmt. Der Wald sei zu einer Kohlenstoffquelle geworden.

Wie Meyer weiter sagte, sei die Menge an Totholz um ein Drittel gegenüber der letzten Inventur gestiegen. Mit der Zunahme an alten und dicken Bäumen nehmen auch die vielen ökologisch wertvollen Mikrohabitate an diesen Bäumen zu. Außerdem sind die Wälder strukturreicher geworden.

Revierleiter Hilgers schilderte dem Gemeinderat dann die aktuelle Situation des Gemeindewaldes in 2024. Der angenommene Hiebsatz beträgt pro Jahr 4200 Festmeter. Im Vollzug, mit Stand vom 8. Oktober, betrug der Einschlag 6772 Festmeter. Der planmäßige Einschlag beitrug 1534 Festmeter. Die Insektenschäden betrugen 3795 Festmeter. An Dürreschäden waren 1381 Festmeter und an Pilzschäden 62 Festmeter zu verzeichnen.

Wie Hilgers weiter sagte, betrug die planmäßige Nutzung bei der Rotbuche 530 und der Fichte 151 Festmeter. Deutlich sind die Insektenschäden mit 111 Festmetern bei der Rotbuche und 3401 Festmetern bei der Fichte erkennbar. Hohe Dürreschäden gab es mit 936 Festmetern bei der Rotbuche und 302 Festmetern bei der Fichte. Deutlich war der Unterschied bei der Rotbuche mit 1617 Festmetern Nutzung zur Fichte mit 3834 Festmetern zu sehen.

Weitere Informationen der beiden Forstleute gab es zum Borkenkäferjahr 2024 im Bauland. Ein heißer August dämpfte, wie Hilgers sagte, die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Massenvermehrung des Borkenkäfers. Die kühlen und feuchten Witterungsbedingungen im Frühjahr konnten die Borkenkäfer zunächst etwas bremsen. Während des sehr heißen Monats August jedoch, der zweitwärmste seit Messbeginn des Deutschen Wetterdienstes, lieferten die sommerlichen Temperaturen wieder optimale Bedingungen für die Käferentwicklung. Ab Mitte August habe schon bei großen Teilen der Buchdrucker-Population die Winterruhe eingesetzt. Die Käfer verbleiben weiterhin im Baum.

Einsatz eines Harvesters

Nach diesen Informationen fuhr der Gemeinderat zum letzten Waldbild in Richtung Hüngheim, wo sie einen Harvestereinsatz des dort arbeitenden Forstbetriebes Schreck aus Altheim bei der Käferholzernte vor Ort sehen konnten. Es wird eine Fläche eines halben Hektar großen Fichtenbestandes gerodet. Der Abschluss der Waldbegehung fand im Dorfladen bei einer Tasse Kaffee und einem zünftigen Vesper statt, wo Bürgermeister Matousek den beiden Forstleuten für die vielen Informationen beim Waldbegang dankte. F

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