Stadtteile im Fokus (Teil 4)

Herbsthausen: Neubaugebiet mit „Augenmaß“ wird angestrebt

Klein, aber fein. So könnte man den kleinsten Stadtteil auf einen Nenner bringen. Er liegt inmitten der Natur, aber trotzdem sind alle Annehmlichkeiten Bad Mergentheims in Herbsthausen gut erreichbar.

Von 
Joachim W. Ilg
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Das digitale Zeitalter hat auch im Rathaus von Herbsthausen Einzug gehalten. Ortsvorsteher Zeihsel kann in der Ratssitzung zum Beispiel Baupläne und Schreiben „an die Wand werfen“. Hier im Bild eine Postkarte von 1905 mit Herbsthäuser Motiven. © Joachim W. Ilg

Herbsthausen. Vor fünf Jahren wurde Wilfried Zeihsel erstmals in den Ortschaftsrat und zum Ortsvorsteher gewählt, denn er ist überzeugt, „dass jeder einzelne seinen Beitrag für die Gesellschaft entsprechend seiner Fähigkeiten leisten sollte“. Und er will an der Gestaltung seines Stadtteils mitwirken.

Mit der Einweihung des neuen befestigten Multifunktionsplatzes in Herbsthausen, ein Projekt im Rahmen des Bürgerbudgets, wurde der Gesamtbereich rund um das Dorfgemeinschaftshaus aufgewertet. © Ilg

Als Ortsvorsteher steht der 54-Jährige an der Spitze des mit 425 Metern am höchsten gelegenen, aber mit rund 190 Einwohnern kleinsten Stadtteils Bad Mergentheims. Und dennoch: Herbsthausen kann einiges vorweisen: Die Ortsdurchfahrt wurde erneuert. Neben verschiedenen Betrieben (Elektrofirma, Getränkehandel, Massage und Klang) gibt es die einzige „Biermanufaktur“ in Bad Mergentheim. Zudem ein Ferienhof, Bed & Breakfast und ein Gasthof, teilt Zeihsel mit.

Mit der Bundesstraße ist das Dorf „sehr gut an Bad Mergentheim angebunden. Dadurch sind alle notwendigen Geschäfte und die ärztliche Versorgung schnell erreichbar“, betont der Ortsvorsteher und verweist darauf, dass Herbsthausen „inmitten der Natur“ liegt und auch als „Rückzugsort für Naturliebhaber“ geschätzt wird.

Da Herbsthausen „vor Ort und in der näheren südlichen Umgebung sowie auch in Bad Mergentheim attraktive Arbeitgeber“ aufweisen kann, sind „Beruf und Familie gut vereinbar“ und für Zeihsel ein weiteres Indiz dafür, dass „Herbsthausen durchaus attraktiv ist“. Und dennoch gibt es noch Herausforderungen und Wünsche. Darüber sprachen wir mit ihm.

Vor welchen Herausforderungen steht Ihr Ort?

Wilfried Zeihsel: Herbsthausen zeigt über die vergangenen Jahrzehnte eine stabile Einwohnerzahl. Diese gilt es auch für die Zukunft zu gewährleisten. Gemeinsam mit dem Ortschaftsrat strebe ich daher ein Neubaugebiet mit „Augenmaß“ an – also passend zur Ortsgröße. Allerdings wollen wir nicht den Ortsbestand unberücksichtigt lassen, sofern sich hier Möglichkeiten aus privater Hand ergeben. Die Mischung macht es und wir hoffen auf die Unterstützung der Verwaltung und des Gemeinderats.

Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Zeihsel: Das gewünschte Zusammenwachsen der Feuerwehren Herbsthausen und Rot ist weit gediehen. Neben gemeinsamen Übungen wurde erstmals die Hauptversammlung der Abteilungen gemeinsam durchgeführt. Auch im Nachwuchsbereich wurden mit der Gründung der Jugendgruppe Herbsthausen & Rot die Weichen gestellt. Als nächster Schritt steht die Zusammenführung der beiden Abteilungswehren in ein gemeinsames Feuerwehrgerätehaus, wie es der Feuerwehrbedarfsplan empfiehlt, an.

Ist die Infrastruktur in Takt?

Zeihsel: Die Ortsdurchfahrt wurde noch unter meinem Vorgänger Günter Gleiter erstellt und ist daher nahezu neu. Auch alle weiteren innerörtlichen Straßen sind in gutem Zustand. Feldwege wurden an den Gemarkungsberührungspunkten ortsteilübergreifend gemeinsam instandgesetzt. Dies ist wirtschaftlich sinnvoll und ich begrüße diese Initiative des Bauhofs.

Das Stadtwerk hat mit der Neuordnung der Wasserversorgung für weiches Wasser und mit Abschluss der Stromerdverkabelung seine Hausaufgaben erledigt.

Als spürbarer Standortnachteil ist die nicht vorhandene Breitbandversorgung zu werten. Dieser Punkt ist allerdings allgemein zu sehen, da alle Stadtteile von diesem Manko betroffen sind. Hier muss sich zeitnah, aber zumindest mittelfristig etwas tun.

Fühlen Sie sich in der Großen Kreisstadt gut aufgehoben?

Zeihsel: Hier kann ich nur ein eindeutiges „Ja“ abgeben. Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ist sehr gut.

Welche Rolle spielt die Landwirtschaft?

Zeihsel: Auch in Herbsthausen zeigte sich der allgemeine Trend der zurückgehenden Zahl landwirtschaftlicher Höfe. Aktuell gibt es hier noch zwei landwirtschaftliche Betriebe, einen mit Viehhaltung sowie einen mit reiner Bodenbewirtschaftung.

Wird für junge Leute genug geboten?

Zeihsel: Neben der Jungschar im Dorfgemeinschaftshaus gibt es auch den Jugendraum im Rathaus. Darüber hinaus können sich die Kinder und Jugendlichen auch in der Feuerwehr-Jugendgruppe Herbsthausen & Rot engagieren. Hier wird trainiert und technisches Wissen beigebracht. Dabei wird darauf geachtet, dass der Spaß nicht zu kurz kommt.

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Wie steht es um den Zusammenhalt Ihres Ortes?

Zeihsel: Sicherlich ist die Vereinsstruktur in Herbsthausen überschaubar. Allerdings unterstützen die Herbsthäuser Veranstaltungen und Feste von heimischen Vereinen und Vereinigungen zahlreich und gerne. Und auch bei ehrenamtlichen Einsätzen, beispielsweise bei dem von der Stadt eingeführten Bürgerbudget-Programm, das ich persönlich sehr begrüße, finden sich genügend Helferinnen und Helfer.

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