Wirtschaft

Herbsthäuser Brauerei kann sich in der Branche behaupten

Die Herbsthäuser Brauerei hat wieder das gute Vor-Corona-Niveau erreicht und stimmt nicht in das Klagelied vieler Mitbewerber mit ein. Die Geschäfte laufen trotz aller Belastungen – und Investitionen werden getätigt.

Von 
Sascha Bickel
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Die Herbsthäuser Brauerei steht aktuell gut da. Es gibt viel zu tun, aber auch einige Herausforderungen für die Zukunft zu bewältigen. © Sascha Bickel

Herbsthausen. Die Bierbranche im Allgemeinen klagt über einen rückläufigen Absatz und steigende Kosten bei Energie, Logistik, Verpackung, Flaschen und Zutaten. Die Herbsthäuser Brauerei sieht sich ebenfalls vielen Herausforderungen gegenüber, fühlt sich aber dennoch für die Zukunft gut gerüstet, versichern Geschäftsführer Christian Wunderlich und sein Vater, Seniorchef Klaus Wunderlich, im FN-Gespräch.

Inzwischen wieder Vor-Corona-Niveau erreicht

Der Bier- und Getränke-Ausstoß hat bei den Herbsthäusern inzwischen wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, freuen sich die Verantwortlichen: „Das sind über 70 000 Hektoliter pro Jahr mitsamt Wasser und Limonaden.“ Und auch für das Restjahr stimme die Richtung.

Das Absatzgebiet der Herbsthäuser Brauerei umfasst in etwa einen Radius von 80 Kilometern und reicht bis Heilbronn, Schwäbisch Hall, Crailsheim, Würzburg und Mosbach.

Der Biermarkt ist in Deutschland, vor allem aber in Süddeutschland, sehr regional geprägt und das kommt auch den Herbsthäusern zu Gute, erklärt Klaus Wunderlich. Man sei den Verbrauchern sehr dankbar, die die Regionalität zu schätzen wissen, sie einkaufen und damit aktiv unterstützen. Über 150 Brauereien gebe es allein in Baden-Württemberg und die Herbsthäuser liege von ihrer Größe her wohl im guten Mittelfeld. Dabei, so Klaus Wunderlich, sei die Größe „nicht entscheidend, sondern was am Ende unterm Strich übrig bleibt“. Die Frage ist also, kann man Gewinne erwirtschaften?

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Bei den Abnehmern hat sich „Einiges verschoben“

Die Abnehmer sind der Lebensmittel- und Getränkegroßhandel, die Gastronomie sowie Feste und Veranstaltungen. Durch Corona hat sich laut Geschäftsführer Christian Wunderlich schon einiges verschoben: „Es gibt leider insgesamt weniger Gastronomiebetriebe.“ Der Veranstaltungsbereich wachse wieder, dagegen sei der Flaschen-Verkauf „leicht rückläufig“ und der Fassbier-Bedarf steige. „In Summe geht es der Herbsthäuser Brauerei gut“, sagt Christian Wunderlich, der aber auch sofort einige Herausforderungen benennen kann.

„Wir zahlen das Dreifache beim Strom!“ Die hohen Gas- und Strompreise würden gewaltige Kosten verursachen, so Wunderlich. Genauso seien die Verpackungs-, Rohstoff- und Zutatenpreise deutlich nach oben gegangenen. Gut gewesen sei das Eingreifen des Staates mit der Energiepreisbremse, so wie auch zuvor schon das verlängerte Kurzarbeitergeld in der Corona-Krise eine wichtige Stütze für die Unternehmen gewesen sei. „Auch wenn es für die Mitarbeiter nicht angenehm war, so konnten wir doch unser Personal damit halten“, sagt der Geschäftsführer zufrieden.

Der Bier- und Getränkeabsatz liegt wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. © Sascha Bickel

Aktuell 62 Mitarbeiter

Mit aktuell 62 Mitarbeitern fühlt man sich bei den Herbsthäusern gut aufgestellt und ist froh, dass man auf eine treue Belegschaft bauen könne. „Im Moment sind wir voll besetzt und planen auch fest mit unseren Auszubildenden, damit wir auch in Zukunft gut aufgestellt sind“, berichtet Christian Wunderlich weiter und kommt noch einmal auf die Energieversorgung zu sprechen. Mit dem deutlichen Ausbau der bereits bestehenden Photovoltaikanlage auf den betriebseigenen Dächern habe man schon wichtige Schritte unternommen, um noch unabhängiger zu werden.

Überhaupt sind die Herbsthäuser bereit zu investieren, so Christian und Klaus Wunderlich. Eine effizientere Kälteanlage ist in Planung. Eine neue Fass-Abfüllung wird aufgebaut. Hier soll ein moderner Roboter die Arbeit erleichtern.

Das Flaschen-Problem anderer Brauereien („Liefereinpässe und dreifache Kosten“) hat man glücklicherweise nicht. In Herbsthausen hat man rechtzeitig immer wieder nachbestellt und auch schon neue Kästen und Flaschen geordert. Klaus Wunderlich ergänzt dazu: „Wie ein Eichhörnchen gilt es stets vorzubauen und Vorräte anzulegen, das machen wir – auch beim Glas.“

Gestiegene Kosten auch für Flaschen

Aufgrund der gestiegenen Flaschenkosten und zur Sicherung der Lieferfähigkeit habe man übrigens auch den VC Cola-Mix wieder auf das Bierflaschenformat umgestellt, fügt Christian Wunderlich an. Vorbereitet habe man sich ebenso auf die Auslieferung größerer Bierfässer, nachdem während Corona eher kleinere Fässer gefragt waren. Beim Leergut stelle man wiederum fest, dass es länger dauere bis es zurückkomme. 41 Paletten waren zuletzt in Stuttgart abholbereit – „dieses Leergut hat offensichtlich den falschen Weg genommen“, zeigt sich Wunderlich irritiert.

Während die Wasserversorgung für die Brauerei über die Dörteler Quelle sichergestellt sei, sichere man sich auch das Getreide und den Hopfen rechtzeitig über Verträge. Die regionalen Produkte schätze man sehr und setze zudem auf gute Partner.

Nachdem die Bitterinhaltsstoffe beim Hopfen 2022 sehr schlecht waren, musste man doppelte Mengen kaufen und verarbeiten. Dieses Jahr sei es besser, sagen der Geschäftsführer und der Seniorchef, die auch hier Mehrjahresverträge bevorzugen.

Noch nicht entschieden, ob Bierpreise erneut erhöht werden müssen

Den Kostendruck bei den Brauereien erhöht zudem die steigende Lkw-Maut zum Jahreswechsel. Die Ausgaben verdreifachen sich wohl, meint Christian Wunderlich, der betont, dass noch nicht entschieden sei, ob die Bierpreise 2024 ebenfalls erneut erhöht werden müssen.

Auf die Verkaufsschlager angesprochen, sagt er: „Die beliebteste Sorte ist das Edelpils, dann folgen Goldmärzen, Hefeweizen hell und Helles.“ Als Sorgenkind bezeichnet er abschließend die Lage in der Gastronomie. Die Zahl der Betriebe sinke.

Die Brauerei könne auf Schlag zehn Objekte in der Region nennen, die gerne wieder verpachtet werden dürften – darunter auch die Herbsthäuser Brauerei-Gaststätte selbst. Doch die Makler tun sich schwer. Klaus Wunderlich: „Kamen früher auf eine freie Gaststätte 30 Bewerber, so kommen heute 30 freie Objekte auf einen Bewerber.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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