Hotelier Tobias Motz im FN-Gespräch

Größter Hotelbetreiber: Klare Worte zum Tourismus im Main-Tauber-Kreis

Vier Hotels, 330 Betten und rund 70 Mitarbeiter machen Tobias Motz zum größten Hotelbetreiber im Main-Tauber-Kreis. Über seine Pläne in der Kreis- und Kurstadt und eine Vision für Weikersheim sprach er mit den FN.

Von 
Sascha Bickel
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Der „Edelfinger Hof“ ist der Hauptstandort von Tobias Motz. Er betreibt noch drei weitere Hotels im Main-Tauber-Kreis. © Motz

Edelfingen. „Wir haben die vergangenen drei Jahre optimal genutzt“, ist Hotelier Tobias Motz überzeugt: „Der Edelfinger Hof wurde nochmals erweitert, das Hotel ,Das Bischof’ in Tauberbischofsheim aufwendig saniert und 2022 eröffnet – und die Eröffnung der Tauberphilharmonie in Weikersheim zuvor schon erfolgreich begleitet; hier betreiben wir die Gastronomie. Alles in allem waren es kräftezehrende Jahre, aber ich blicke zufrieden auf das gemeinsam Erreichte.“

Blick auf „Das Bischof“ in Tauberbischofsheim: Dahinter und rechts daneben wird noch einiges gebaut. © Tobias Motz

In der Kreisstadt steht nun die benachbarte Wohnbebauung mit dem „Tauberpark“ auf der Agenda und in Weikersheim „gibt es Überlegungen für etwas Neues“, so Motz: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Stadt doch noch ihr Hotel neben der Philharmonie bekommt. Dazu gibt es Visionen, mehr kann ich heute noch nicht sagen.“

Tobias Motz ist der größte Hotelbetreiber im Kreis mit seinen vier Hotels, Edelfinger Hof (79 Zimmer), „Das Bischof“ (57) sowie den beiden Bad Mergentheimer Betrieben, dem Stadthotel „miya“ (29) und dem Hotel „Alte Münze“ (29). Insgesamt rund 330 Betten kommen so zusammen und eine Mannschaft von ca. 70 Mitarbeitern. Damit sei man gut aufgestellt und beherberge rund 55 000 Gäste jedes Jahr.

„Bin sehr zufrieden“

„Ich bin mit der Entwicklung der vier Hotels sehr zufrieden, weil wir uns jeden Tag anstrengen, die Gäste mit interessanten Angeboten zu begeistern. Der Großteil kommt aus dem Inland, aber dank unserer hervorragenden Industrie in der Region, die weltweit vernetzt ist, haben wir auch zahlreiche internationale Kunden“, sagt Motz und spricht von einem sehr guten Ausblick auf das laufende Jahr 2023, zumal die Großprojekte weitgehend abgearbeitet seien.

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Das jüngste Projekt, „Das Bischof“ in der Kreisstadt, das aktuell noch einen Fitness- und Wellnessbereich erhält, habe sich prächtig entwickelt. Motz erklärt: „In der nächsten Zeit richtet sich mein Fokus nun primär auf die Entwicklung des Tauberparks in Tauberbischofsheim.“ 60 Wohnungen sollen in einem homogenen Wohnpark, „der auch ansprechend in seiner Architektur ist“, entstehen und mit dem geplanten neuen Verwaltungsgebäude der Sparkasse Tauberfranken am Zipf-Kreisel und dem Hotel in der Nachbarschaft gut harmonieren.

„Drehen uns gerade im Kreis“

„Um das Areal aus einem Guss zu gestalten, wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben“, freut sich Tobias Motz, der auf die baldige Erschließung seitens der Stadt hofft, um dem Baubeginn für den Tauberpark zügig näher zu kommen. „Aufgrund der vielen Anfragen möchten wir dieses Projekt aktiv und zielstrebig voranbringen. Im Augenblick hängt es an Verwaltungsentscheidungen und der Bürokratie“, so Motz: „Jeder will mitreden, aber wenige treffen Entscheidungen. Leider drehen wir uns gerade im Kreis.“

„Die Stimmung kippt“

Immer im Blick hat Tobias Motz auch Bad Mergentheim, da hier drei seiner Hotels stehen. Zur Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und den vielen Themen in der Kurstadt sagt er: „Mit den Vertretern der Stadt gibt es tendenziell wenig Probleme, dennoch sehe ich vor Ort eine bedenkliche Entwicklung.“ Die Kurstadt könne auf vieles stolz sein, auf Schloss, Kurpark, Handel, Industrie und Freizeiteinrichtungen, „doch im Moment kippt die Stimmung unter anderem durch eine inakzeptable Verkehrssituation in der Innenstadt“.

Motz wird deutlich: „Man muss sich vorstellen das Betriebe in zweiter und dritter Generation hier wohl überlegt aus eigener Tasche in strategische Standorte investiert haben und plötzlich entscheidet irgendwer aus seinem Sessel heraus, dass jetzt alles anderes gemacht wird! Warum eigentlich? Hat die Verkehrssituation in den Vorjahren jemand geschadet? Wenn ich einen Blick in die Münzgasse werfe, in der ich auch einen Betrieb habe, dann herrscht dort Chaos durch den Zwei-Richtungsverkehr. Wir haben massive Beschwerden von Gästen.“ Er erwartet hier, aber nicht nur hier vernünftige Lösungen.

Nicht vergessen hat Motz auch, wie sehr seinem Familienbetrieb schon in der Vergangenheit geschadet wurde: „Der Edelfinger Hof wurde unter anderem an seinem Standort gebaut, weil hier der Radweg Liebliches Taubertal entlangführte. Das war ein tolles Geschäft und wir hatten unsere Terrasse mittags voll mit Touristen. Die Stadt hielt es für clever, trotz Widerstand, den Radweg zu verlegen, weg vom Landhotel. Das Ergebnis: Der Radtourismus wurde eliminiert und wir haben dadurch einen sechsstelligen Umsatz verloren und unser Restaurant ist jetzt mittags zu.“

Er verlangt, dass aus Fehlern gelernt wird. Bad Mergentheim punkte mit tollen Events und mehr. Damit aber das Gesamtpaket auch in Zukunft stimme, müssten die lokalen Akteure eingebunden und deren Bedürfnisse berücksichtigt werden.

„Globaler denken“

Vom Landkreis und der Tourismusregion „Liebliches Taubertal“ erwartet Motz, dass „noch globaler“ gedacht wird. „Bei der Tourismusgemeinschaft vermisse ich ein proaktiveres Auftreten. Meiner Meinung nach ist hier noch sehr viel Luft nach oben, um das Liebliche Taubertal regional und international optimal zu vermarkten – es wird schlichtweg zu klein gedacht.“ Das Unterhaltungs- und Kulturprogramm ebenso wie die „hervorragende Infrastruktur in der Region für die Freizeitgestaltung“ hebt Motz ausdrücklich als sehr positiv hervor und wünscht sich, dies noch breiter auszuspielen.

Zu den allgemeinen Entwicklungen in der Hotelbranche sagt Motz, dass Corona weitestgehend Geschichte sei, doch habe sich die Welt durch verschiedene Einflüsse maßgeblich verändert. Im Tagungs- und Veranstaltungsbereich sehe er zum Glück eine Trendwende, wieder weg von digitalen Zusammenkünften und hin zu persönlichen Meetings.

Generell sieht Motz die Entwicklung für Deutschland als Urlaubsland als sehr positiv an: „Den Boom, den wir hier erfahren haben und der nach wie vor anhält, hat uns gezeigt, dass Deutschland viele schöne Ecken hat. Auch im Taubertal sehe ich hier weiterhin großes Potenzial.“ Voraussetzung sei jetzt die richtigen Weichen zu stellen.

Überbordende Bürokratie

Vor allem die Bürokratie sieht Tobias Motz als eine der größten Herausforderungen für Hotellerie und Gastronomie. Die Bereiche Einkauf, Energie und Personal verlangten große Aufmerksamkeit, richtig ärgerlich sei jedoch die überbordende Bürokratie: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass unsere Bürokraten nichts anderes zu tun haben, als alles noch komplizierter und komplexer zu machen! Die allgemeine Bürokratie ist absolut fordernd und zermürbend. Meiner Meinung nach steigen die Anforderungen an uns so drastisch, dass diese eigentlich nicht mehr umzusetzen sind, weil sie stellenweise fern jeder Realität sind.“ Seine Forderung an die Politik lautet deshalb ganz klar: „Bürokratie-Abbau – und für individuelle Situationen angemessene lokale Lösungen finden.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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