Kommunalpolitik

Gegen neue Windräder bei Dainbach, Althausen und Wachbach

Die Ratsmehrheit lehnt zusätzliche Windkraftanlagen auf der Bad Mergentheimer Gemarkung bei Dainbach, Althausen, Wachbach und Herbsthausen ab. Im Gremium wurde eine lebendige Debatte zum Thema geführt.

Von 
Sascha Bickel
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Die Sonne geht hinter einem Windpark unter. Bad Mergentheim würde gerne auf weitere Windkraftanlagen verzichten. Richtung Schweigern entstehen gerade vier. © dpa

Bad Mergentheim. Der Main-Tauber-Kreis habe schon genug in Sachen Windkraftnutzung getan, jetzt seien andere dran, war die mehrheitliche Meinung im Bad Mergentheimer Gemeinderat.

Im Landkreis drehen sich schon 146 Windkraftanlagen und zusätzlich sind elf weitere genehmigt und werden noch kommen. Das reicht, meint die Mehrheit des Bad Mergentheimer Gemeinderates und will zumindest im eigenen Stadtgebiet keine weiteren Windräder haben. Entsprechende Pläne des Regionalverbandes Heilbronn-Franken wurden zurückgewiesen. Der Ausweisung von „neuen“ Vorranggebieten bei Dainbach, Althausen, Wachbach und Herbsthausen wurde nicht zugestimmt.

Auch den Regionalen Grünzug möchte die Bad Mergentheimer Ratsmehrheit in Zukunft geschützt sehen und wehrt sich gesondert auch gegen Windräder in diesem Bereich. Mit 27:7-Stimmen, bei einer Enthaltung, wurde dies entschieden.

Grüne und SPD hatten dagegen für gezielt ausgewählte Vorranggebiete geworben, um einen Wildwuchs an Windkraftanlagen zu verhindern. Wenn man sich nur quer stelle und ab 2028 keine planerische Steuerung mehr stattfinde, drohten privilegierte Anlagen nach derzeitiger Rechtslage zulässig zu werden, so die Befürchtung. Auch die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Udo Glatthaar an der Spitze hatte sich für die oben genannten Vorranggebiete aus diesen Gründen ausgesprochen. Doch die Stadträte von CDU, Pro MGH, Freien Wählern und FDP sahen es anders.

„Die Windkraft nicht verteufeln“

Grünen-Fraktionschef Hubert Schmieg eröffnete die Debatte: Er warb für „sauberen Strom“ und bat darum, die Windkraft nicht weiter zu verteufeln. Sie sei wichtig für die Energiewende und man wolle diese lenkend mitgestalten. CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lehr verwies auf die ablehnenden Haltungen aller betroffenen Ortschaftsräte und den aktuellen Bau von vier Windrädern auf Mergentheimer Gebiet an der Stadtgrenze zu Boxberg-Bobstadt. Der Erweiterung des Windparks Boxberg-Schweigern stimmte der Gemeinderat übrigens mit 27:7-Stimmen zu. Insgesamt habe der Main-Tauber-Kreis genug für die Energiewende getan und vor allem ausreichend Windräder gebaut, jetzt seien andere Landkreise erstmal dran, so Lehr und seine Fraktionskollegen. Die CDU wolle die Bürger vor Ort vor einer Überlastung schützen. Applaus brandete bei den Ortsvorstehern und im Zuschauerbereich auf. Auch Hariolf Scherer, Hanspeter Fernkorn, Karl Kuhn, Hubert Rothenfels und Wolfgang Herz (alle CDU) argumentierten so und Herz fügte noch kritisch an, dass „rund 19 Prozent aller Windkraftanlagen in Baden-Württemberg im Main-Tauber-Kreis stehen“.

„Eine finanzielle Beteiligung ermöglichen“

OB Udo Glatthaar erinnerte an die große Windhöffigkeit im Landkreis, während Jordan Murphy (SPD) eine komplette Ablehnung nicht nachvollziehen konnte: „Wir brauchen auch Vorranggebiete und eine Kompromisslösung.“ Die Stadt könne durch Pachteinnahmen und Gewerbesteuer auch selbst profitieren. „Wir müssen den Ortschaften und Bürgern eine finanzielle Beteiligung ermöglichen“, so Murphy. Bei sechs bis acht zusätzlichen Windrädern gehe es auf 20 Jahre gerechnet um Millionen an Einnahmen. Er wolle die Wertschöpfung vor Ort halten und vor allem nicht allein bei privaten Projektierern sehen.

Sebastian Quenzer (CDU) wandte sich vehement gegen Windräder im Unterbürgerwald zwischen Würth-Areal und Dainbach, weil hier ein Naherholungsgebiet sei und Dr. Klaus Hofmann sprach vom „Wind-Wahnsinn“, der die Heimat kaputt mache. „Wir müssen uns im Regionalverband Gedanken machen“, sagte OB Glatthaar. Rainer Moritz (Grüne) fand es nicht in Ordnung den Main-Tauber-Kreis insgesamt als Argument gegen Windräder im Raum Bad Mergentheim heranzuziehen, da im Bereich der Kurstadt noch sehr wenig passiert sei und andere die Anlagen in großer Zahl bei sich gebaut hätten.

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Christine Geldbach (Pro MGH) sagte klar, dass der Gemeinderat Bad Mergentheim die Meinung seiner Bürger vertreten müsse und hier spreche sich die Mehrheit nach ihren Kenntnissen gegen noch mehr Windräder aus. Jochen Flasbeck (Freie Wähler) war anderer Ansicht. Gemeinsam müsse etwas für den Klimaschutz getan werden und Energie aus Windkraft sei ein nötiger Baustein.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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