Bad Mergentheim. Der Gemeinderat hat aufgrund des Zeitdrucks am späten Donnerstagabend ohne große Debatte das Förderprogramm „Hausärztliche Zukunft in Bad Mergentheim 2025 bis 2028“ im Umfang von 100.000 Euro bei einer Enthaltung einstimmig beschlossen. Ziel ist es, mindestens drei neue Hausärzte für die Kurstadt zu gewinnen, um das altersbedingte Ausscheiden älterer Kollegen vor Ort bis 2028 auszugleichen.
In der Ratsvorlage heißt es: Der Main-Tauber-Kreis gliedert sich in drei hausärztliche Planungsbereiche. Zusammen stehen hier aktuell 13 freie Hausarztsitze zur Verfügung (Bad Mergentheim 3,5, Tauberbischofsheim sieben, Wertheim 2,5). Bad Mergentheim gehört zum hausärztlichen Planungsbereich Mittelbereich Nummer 080203 der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). Dort sind aktuell 27 Vertragsärzte und 9,75 angestellte Ärzte tätig; das entspricht 36,75 Vollzeitäquivalenten (VZÄ). Dem gegenüber steht ein Soll-Bedarf von 36,50 VZÄ. Der Versorgungsgrad liegt somit bei lediglich 100,9 Prozent, also nur knapp im rechnerischen Soll. Bis zur Überschreitung der Sperrgrenze von 110 Prozent sind 3,5 Niederlassungsmöglichkeiten (Kassensitze) offen – die Region ist formal „offen“, aber die Reserve ist minimal, so die Ausführungen in der Ratsvorlage der Stadt Bad Mergentheim.
Weiter wird mitgeteilt: „Diese Zahlen gehen auf die aktuelle vorliegende Statistik der KV Baden-Württemberg (Stand Februar 2025) zurück. Unter Betrachtung von Real-Life-Daten ergibt sich zum Stand Mai 2025 ein etwas anderes Bild für unseren Planungsbereich: Hausärztlich tätig sind 20 Vertragsärzte und neun angestellte Ärzte – insgesamt also 29 Ärzte (durch Teilzeitzulassungen aber mit weniger als 29 Vollzeitäquivalenten). Weiter sind zwei Hausarztsitze fachspezifisch belegt und nehmen so nicht an der hausärztlichen Versorgung teil (Diabetologie). Wie die auch unter dieser Betrachtung zu den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung deutlich diskrepanten Zahlen begründbar sind, bleibt unklar.
„Ärzteschaft altert rapide“
Parallel dazu altert die Ärzteschaft rapide: Mehr als 40 Prozent der Hausärzte im Main-Tauber-Kreis sind bereits über 60 Jahre alt und werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand treten. Ohne attraktive Rahmenbedingungen für den Nachwuchs droht eine Unterversorgung – ausgerechnet in einer Stadt, die sich als ‚Gesundheitsstadt‘ positioniert und ein Einzugsgebiet von fast 60.000 Einwohnern versorgt.
Speziell für den Planungsbereich stellt sich die Altersstruktur der an der hausärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte folgendermaßen dar: 45 Prozent (13) sind jünger als 60 Jahre, 34 Prozent (zehn) zwischen 61 und 69 Jahre und 21 Prozent (sechs) sogar über 70 Jahre.
Für die lokalen Bedarf spielen aber insbesondere Bad Mergentheim und Igersheim eine wesentliche Rolle: von den hier hausärztlich tätigen 20 Ärzten sind 50 Prozent unter 60 Jahre, 35 Prozent (sieben) zwischen 61 und 69 Jahren sowie 15 Prozent (drei) schon über 70 Jahre. Insgesamt haben 30 Prozent (sechs) bereits das potenzielle Rentenalter erreicht oder überschritten! Quintessenz: Die heutige Versorgung ist bereits angespannt. Scheiden mehrere Senior-Ärzte gleichzeitig aus, droht eine Unterversorgung im Mittelbereich Bad Mergentheim bis hin zur Versorgungslücke.
Mit einem gezielt eingesetzten städtischen Budget, flankiert von Landesförderungen und einem erlebnisorientierten Recruiting-Wochenende, dem ‚Landarzt-Weekend‘, schafft Bad Mergentheim optimale Startbedingungen für junge Hausärztinnen und Hausärzte – bevor die absehbare Ruhestandswelle im Mittelbereich Nummer 080203 die Versorgung gefährdet.“
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