Bad Mergentheim. „Die Prognosen für zoologische Freizeiteinrichtungen waren für die Zeit nach Corona, für das Jahr 2022, relativ durchwachsen. Wir können diese Entwicklung im Nachhinein so gar nicht bestätigen. Der Wildpark Bad Mergentheim hatte rund 200 000 Besucher und erreichte damit im vergangenen Jahr einen Spitzenwert“, freut sich Geschäftsführer Marcus Rügamer im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten und fügt an: „Wir sind damit sehr zufrieden, denn vieles hat sich für uns nach der Pandemie nun wieder normalisiert.“
In seiner Bilanz und seinem Ausblick geht Rügamer auch auf das neue Otter-Paar, den Nachwuchs beim Wolfsrudel, den beliebten Wolfbeobachtungswagen, erfolgreiche Veranstaltungen wie das Weidenkino und Wildoween, aber auch Neubauten und Pläne für 2023 ein.
„Ich war erst vor kurzem auf einer Tagung von und für Freizeiteinrichtungen, dort waren viele nicht so zufrieden mit 2022 – wir hatten dagegen ein sehr gutes Jahr“, meint Marcus Rügamer, der im ersten Corona-Jahr 2020 „nur“ rund 150 000 Besucher registrierte und in 2021 wieder knapp 190 000 Gäste zählte.
Saisonstart
Am 18. März startet die neue Saison und Rügamer hofft mit seiner Mannschaft, dass der merklich vergrößerte Einzugsbereich des Wildparks sich weiter auszahlt. „Mein Vater hat einst gesagt, dass der Wildpark 200 000 Besucher nur ganz ganz hart knacken kann, mit sehr viel Werbung und viel Aufwand, weil unsere Region einfach nicht mehr hergibt. Das war schon immer eine magische Marke und wir sind froh, sie nun gut erreichen zu können, weil Tagesausflügler nicht mehr nur aus 50, sondern gar aus über 80 Kilometern Entfernung anreisen. Das wissen wir durch die auswärtigen Kennzeichen auf unserem großen Parkplatz. Da schauen wir immer mal wieder nach“, lacht Rügamer zufrieden.
„Mein persönlicher Eindruck ist zudem, dass die Gästestruktur inzwischen deutlich breiter gemischt ist. Es gibt mehr jüngere Leute und junge Pärchen, die durch den Wildpark schlendern. Früher waren es meist Familien und dann die Großeltern mit ihren Enkeln“, sagt der Geschäftsführer und fährt fort: „Mich begeistern auch Veranstaltungen in Bad Mergentheim wie zum Beispiel Annotopia, denn auch das beschert uns mehr Gäste im Wildpark. Das erkennt man an deren Verkleidung, mit der sie hier durchspazieren. Die kommen in die Stadt und erleben das Fantasy-Festival und besuchen auch noch den Wildpark und vielleicht andere städtische Einrichtungen, das bringt für alle einen Mehrwert!“
Auch der Weihnachtszirkus bringe mehr Zulauf, ist Rügamer überzeugt, auch wenn die auswärtigen Gäste, die Zirkus und Wildpark im Paket besuchen, schlechter erkennbar seien.
In seinem Rückblick auf das vergangene Jahr spricht Rügamer von einem sehr erfolgreichen Verlauf des neuen Weidenkinos (früher Waldkino) und lobt seine Mannschaft, die hier voll und ganz mitgezogen habe. Ganz hervorragend gelaufen sei auch das neue „Wildoween – Das wilde Gruseln“ an Halloween. Mendi Ala vom Wildpark-Team berichtet hierzu, dass rund 500 Leute bei mehreren Spezialführungen auf verschlungenen (Mitarbeiter-)Pfaden abseits bestimmter Tiergehege sich gerne erschrecken ließen. Sowohl das Weidenkino als auch Wildoween sind 2023 wieder im Programm.
Neuer Beobachtungswagen
Während über den Winter Strom- und Wasserleitungen im Wildpark erneuert wurden und ein Neubau des Pferdestalls für insgesamt neun Tiere im Bereich der Haustiervorführungen anstand, haben sich auch im für die Besucher sichtbaren Bereich Dinge verändert. Es gibt laut Geschäftsführer Marcus Rügamer ab sofort auch einen neuen Wolfsbeobachtungswagen: War bislang nur Platz für zwei Personen, so können nun bis zu vier Personen übernachten. „Das ist wie im Tinyhouse – man hat das Wolfsrudel für sich alleine und einen exklusiven Blick in das Gehege“, erzählt Rügamer und freut sich, dass die Buchungen (schon seit Corona) durch die Decke gehen und inzwischen fast alles bis zum Saisonende ausgebucht ist; „bis auf vielleicht noch zehn Nächte“.
An der alten Eulenanlage sei man derzeit noch dran. Sie soll bis zur Jahresmitte komplett neu gestaltet werden und den Lebensraum für die Tiere weiter optimieren. Erneuert wurde schon der Ochsenstall.
„Ganz wahnsinnig tolle Veränderungen gibt es auch bei den Ottern zu vermelden“, ergänzt Rügamer und fährt fort: „Seit sechs Jahren sind wir dran, endlich ein Männchen für unser kanadisches Otter-Weibchen zu finden. Doch das ist ganz schwer in Europa. Dazu muss man wissen, dass kanadische Otter ein bisschen größer sind als europäische Otter und tagaktiver.“ Ein anderer Tierpark oberhalb von Hamburg suchte derweil selbst für seinen Otter ein Weibchen. „Jetzt haben wir entschieden, unser Weibchen nach Norden abzugeben und selbst ein europäisches Pärchen neu bekommen – und hoffen nun auf Nachwuchs.“
Viel Nachwuchs
Drei Welpen gab es 2022 im Wolfsrudel, das inzwischen 33 Tiere zählt. Nachwuchs gab es zudem beim Wild, bei den Elchen, den Ziegen und vielen anderen Arten.
Kein Fachkräftemangel
Froh ist der Geschäftsführer, dass der Fachkräftemangel bei ihm weniger ein Problem ist: Mit 83 Köpfen im Team sei man gut aufgestellt und suche nur Aushilfen und Ferienjobber.
Ab Herbst plane man die alte Jägerstube im Eingangsbereich abzureißen und eine neue, zeitgemäße Gastronomie zu schaffen. Der Neubau soll multifunktionaler sein und eine größere Überdachung bieten, an den Seiten jedoch mit Türen und Toren breiter geöffnet oder im Winter eben geschlossen werden können.
Zum Schluss richtet Rügamer auf Nachfrage den Blick auch noch weiter in die Zukunft: Im Entstehen sind die neuen naturnahen Übernachtungsmöglichkeiten für Familien am Wildpark (talwärts, Richtung Bundesstraße). Erste Bauarbeiten haben begonnen. Durch Corona hat sich der Zeitplan verschoben. „Wohl ab 2025 können hier erste Gäste das neue Erlebnis buchen.“
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