Bürgerversammlung in Bad Mergentheim - Rund 100 Teilnehmer im Kursaal informierten sich über das Verkehrskonzept, die Stadtentwicklung und den Mobilfunkausbau

Bad Mergentheimer Fußgängerzone bis zum Schlosseingang?

Knapp 100 Interessierte verfolgten die sehr informative, aber auch mit vielen Themen vollgepackte Bürgerversammlung. Sehr Konkretes gab’s von der Stadt vor allem zum Verkehrskonzept.

Von 
Sascha Bickel
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Bad Mergentheim. Mit Applaus quittierten die Bürger nach dreieinhalb Stunden, gegen 22.30 Uhr am Montagabend, die im Kursaal vorgestellten Themen. Diese reichten vom landesweiten Mobilfunkausbau, über den hochmodernen 5G-Standard bis zur Risikoeinschätzung für die Menschen. Die Freiflächen-Photovoltaik stand ebenso allgemein im Fokus. Spruchreife Standorte für neue Sendemasten oder Solarparks gibt es laut Stadt noch keine.

Besonders beachtet wurden die Aussagen zum Verkehrskonzept und die beabsichtigte, dauerhafte Schließung des Deutschordenplatzes für durchfahrende Fahrzeuge. Zur Sprache kamen auch die Stadtentwicklung sowie ein neues Sanierungsgebiet „Altstadt und Stadtgarten“.

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„Wir haben uns heute viele Themen vorgenommen, wollen fachliche Impulse hören, aber auch Ihren Fragen und Anmerkungen Raum geben“, begrüßte Oberbürgermeister Udo Glatthaar die rund 100 Zuhörer, unter denen auch Verwaltungsmitarbeiter, Stadt- und Ortschaftsräte weilten. „Der Gemeinderat wollte Ihnen die Chance geben, die aktuellen lang- und mittelfristigen größeren Themen, die derzeit debattiert werden, sowie deren aktuellen Sachstand kennenzulernen. Nötige Diskussionen im Detail erfolgen jeweils, wenn entsprechende Projekte auf der Tagesordnung stehen“, fuhr Glatthaar fort und kam dann kurz auf den Mobilfunk-Ausbau und den teilweisen Aufholbedarf im eigenen Stadtgebiet zu sprechen. Der OB meinte: „Man darf dieses Thema nicht nur auf 5G reduzieren.“ Zunächst gehe es schlicht darum, dass klassische Funklöcher von den Anbietern erschlossen werden.

In Sachen Freiflächen-Photovoltaik nehme die Stadt durch die Bauleitplanung eine aktiv lenkende Rolle ein. Hier gebe es ein besonderes ökologisches Spannungsfeld: „die regenerative Energieerzeugung auf der einen Seite und der Flächenverbrauch auf der anderen Seite“.

„War gut, sich Zeit zu nehmen“

Zum Thema Innenstadt und Verkehrslenkungsversuche sagte OB Glatthaar: „Es war gut, sich diese Zeit zu nehmen und Erkenntnisse aus der Praxis heraus zu gewinnen.“ Und zum Stadtentwicklungskonzept 2040 und zur Landesgartenschau 2034 wolle man ebenfalls noch kurz informieren, so der OB, der schließlich die drei externen Referenten, Walter Berner, Stefan Tophofen und Christiane Freitag (siehe extra Artikel), um ihre Vorträge bat. Sie alle erhielten auch Applaus nach ihren Ausführungen.

Da es nur wenige Nachfragen aus dem Publikum gab, war dann kurz vor 21 Uhr, also nach gut zwei Stunden, Stadtbaudirektor Bernd Straub an der Reihe. Er erinnerte beim Verkehrskonzept an die Bürgerbeteiligung und die Testphasen. Den Gänsmarkt habe man erfolgreich beruhigt und mehr Aufenthaltsqualität geschaffen.

Als Erfolg bezeichnete Straub ebenso, dass der reine Durchgangsverkehr aus dem Zentrum verschwunden sei: „Das Verkehrsaufkommen in der Altstadt hat sich seit 2019 schrittweise reduziert. Die Verkehrsmengen auf der Würzburger Straße in Richtung Wachbacher Straße und Mittlerer Graben haben sich nur geringfügig verändert. Derzeit am stärksten entlastet sind Deutschordenplatz/Kapuzinerstraße, Nonnengasse, Gänsmarkt und Härterichstraße.“ Die Münzgasse bleibe weiterhin (auch während der Testphase 2) die am meisten befahrene Straße.

Zum weiteren Vorgehen empfehle die Stadtverwaltung nun laut Stadtbaudirektor: „Die Verkehrsführung rund um Gänsmarkt wurde bereits beschlossen; der Beschluss bleibt erhalten. Die Bahnhofstraße und südliche Härterichstraße, Mühlwehrstraße, Am Ledermarkt, Nonnengasse, Holzapfelgasse werden für Anlieger und Lieferverkehr befahrbar. Die temporären Tempo 20-Zonen in der Altstadt werden dauerhaft belassen. Der Deutschordensplatz wird zukünftig nur noch für die unmittelbaren Anlieger (Bewohner, Schloss, Kirche und Andienungsverkehr) überfahrbar sein, damit wird der Bereich der Fußgängerzone um den Platz erweitert. Eine Zufahrt zum Parkhaus Am Schloss wird zukünftig nur noch über die Nonnengasse und/oder die Münzgasse möglich sein. Damit kann die bisherige provisorische Absperrung im Zufahrtsbereich zur Münzgasse/Parkhaus Am Schloss entfallen.“

Die Festlegung der maximal zulässigen Geschwindigkeit auf dem Graben-Ring, inklusive Poststraße und Schillerstraße, die Erarbeitung eines Radwegenetzplanes und möglicher zusätzlicher Parkplätze skizzierte Straub als nächste Schritte.

Im Hinblick auf die Stadtentwicklung beleuchtete der Straub später noch die erfolgten Schritte und ging speziell auf die Gebietskulisse „Altstadt und Stadtgarten“ für die Städtebauförderung ein. Ein Antrag soll hier beim Regierungspräsidium gestellt werden. Ziel sei es, die öffentlichen Räume neu zu gestalten.

Lob und Kritik

Zum Verkehrskonzept meldeten sich mehrere Zuhörer zu Wort. Kritik und Anregungen bezogen sich auf die fehlende Einbindung des Stadtbusses in innerstädtische Konzepte, Probleme der Radfahrer und Fußgänger. Lob für die Stadt kam an diesem Abend von zwei Frauen, die sich für die vielen wichtigen Informationen bedankten beziehungsweise das zurückgekehrte Leben in die Kurstadt nach guter Bewältigung der Corona-Krise hervorhoben.

Hans-Joachim Kuhn, der Vorsitzender der Citygemeinschaft, bezeichnete die Teilsperrung des Gänsmarktes als gelungen, er warnte aber erneut vor einer Abschottung der Innenstadt vom Kundenverkehr, der mit dem eigenen Pkw anfahre. Erst müssten die Parkplätze ausreichend vorhanden und gut zu finden sein, ehe man weitere Sperrungen wie am Deutschordenplatz dauerhaft vornehmen sollte. Die Debatte um den Ausbau der Parkhäuser sei noch zu führen, antwortete OB Glatthaar, der Anlieger – also auch Kunden – nach wie vor in die Altstadt einfahren lassen möchte.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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