Bürgerversammlung - Drei Experten erklären Hintergründe zu elektrischen Feldern, Gesundheitsrisiken und zur Freiflächen-Photovoltaik

„Ständig steigende Nutzung des Mobilfunks“

Von 
Sascha Bickel
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Die Bürger fragten nach. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Welche Gesundheitsgefahren lauern beim Mobilfunk? Wie sollte das 5G-Netz optimal aufgestellt sein? Welche Spielregeln gelten beim Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen und wie kann der Bürgerdialog dazu aussehen? Diese und weitere Fragen beantworteten externe Fachleute auf Einladung der Stadtverwaltung im Rahmen der Bürgerversammlung.

Gut verständlich und sehr informativ berichtete zunächst Walter Berner, der Abteilungsleiter Technik bei der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) Baden-Württemberg, zum Thema „Menschen und Mobilfunk“. Sein Vortrag gab einen Überblick und ging auf die technischen Hintergründe ein.

Als gesellschaftliche Realität bezeichnete Berner die „ständig steigende Nutzung des Mobilfunks“. Die Leistungen (Datenmengen) pro SIM-Karte/Handy pro Monat würden sich aktuell alle zwei (!) Jahre verdoppeln, während die Umsatzerlöse in etwa gleich blieben. „Die Kosten pro Bit sinken, Geld für den Netzausbau fehlt“, erklärte Berner. Zum 5G-Standard im Mobilfunk merkte er an, dass hier sehr viele Endgeräte versorgt, hohe Datenraten und ein großes Datenvolumen abgearbeitet werden könnten. Für autonomes Fahren, „Virtuell Reality“ und die Steuerung von Maschinen biete 5G zudem extrem kurze Antwortzeiten.

Zusätzliche Funk-Sendemasten seien unerlässlich, um die enormen Datenmengen stemmen zu können. Die neuen Basisstationen müssten dabei in die Stadt und könnten nicht mehr auf einem Wasserturm weit außerhalb angesiedelt werden. Adaptive Antennen („Beamforming“) könnten dabei die Sendeleistung und den Energieeinsatz Richtung des aktiven Nutzers stärker steuern.

Zu den Risiken zitierte Berner die Bundesregierung, die die 5G-Technologie als Weiterentwicklung bisheriger Standards ansehe und „gesundheitliche Gefahren“, durch ein sehr gesichertes wissenschaftliches Umfeld, „ausschließe“.

Abschließend fügte er an: „Wir sind das Volk. Wir sind die Surfer. Wir sind die Strahler.“ Jedes nicht abgerufene und jedes nicht gesendete Video reduziere die Strahlung.

Stefan Tophofen, Referent für Bürgerbeteiligung beim Bundesamt für Strahlenschutz, vertiefte anschließend das Thema gut, aber techniklastiger. Er ging auf die Wirkungen elektromagnetischer Felder in Bezug auf Gesundheit und Umwelt ein. Tophofen erklärte, dass ein gutes Mobilfunknetz dafür sorgen könne, dass jedes einzelne Smartphone im Einzugsbereich selbst nicht so stark strahlen müsse, wie im Falle größerer Abstände zum nächsten Sendemasten. Bei Einhaltung der Grenzwerte seien nach aktuellem Kenntnisstand der Wissenschaft keine gesundheitsschädigenden Effekte zu erwarten, so Tophofen.

Die Freiflächen-Photovoltaik und die mögliche Einbindung der Bürger nahm dann noch Christiane Freitag vom Forum Energiedialog Baden-Württemberg ins Visier. Sie erläuterte die Rechtslage, Kriterien sowie Erfahrungen in anderen Gemeinden. Sie betonte die Planungshoheit der Kommunen sowie die Ausschlussgebiete und warb für die sinnvolle Abwägung aller Belange.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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