Duale Hochschule Baden-Württemberg, Campus in der Kurstadt

Bad Mergentheim: Was das Studienkolleg so besonders macht

Start des vierten Jahrgangs ist im Herbst: Leiter Prof. Gerloff, Duale Partner sowie ehemalige Teilnehmer berichten von ihren Erfahrungen im Studienkolleg.

Von 
Linda Hener
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Im Werkstofflabor von Würth Industrie Service schauten die Studienkolleg-Teilnehmer vorbei. © Corinne Kerscher/Repro Linda Hen

Bad Mergentheim. Im Oktober 2022 starteten die ersten Kollegiaten an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) am Campus Bad Mergentheim: „Das Ganze war in den ersten zwei Jahren als Pilotprojekt angedacht, um zu schauen, ob es funktioniert“, blickt Lisa Schneider, Leiterin der internationalen Beziehungen der DHBW, auf die Anfänge zurück. Der Gedanke hinter dem Angebot: Internationale Studieninteressierte, die keine Hochschulzugangsberechtigung aus ihrem Heimatland besitzen – weil der Abschluss nicht zum Studium in Deutschland berechtigt – erhalten eine intensive einjährige Vorbereitung zum DHBW-Studium.

„Wir bringen die jungen Leute bereits in der Studienvorbereitung in Kontakt mit den Unternehmen“, zeigt Lisa Schneider das Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Studienkollegs auf. Neben der fachlichen Ausbildung biete man Bewerbungstrainings, übe Vorstellungsgespräche, unternehme Exkursionen zu Firmen und besuche Messen.

Die große Unterstützung des Studienkollegs ist bei den Unternehmen durch den Nachwuchskräftebedarf bedingt: „In den technischen Studiengängen hatten wir in den vergangenen Jahren immer wieder Schwierigkeiten, alle angebotenen Studienplätze zu besetzen“, berichtet Timo Pflüger, Director Ausbildung der ebm-papst Unternehmensgruppe. „Dank des Studienkollegs konnten wir eine herausragende Studierende aus Indonesien gewinnen, die uns mit hoher Motivation, außergewöhnlichem Engagement und exzellenten Studienleistungen überzeugt.“ Studienkollegs-Leiter Prof. Axel Gerloff ergänzt, dass das deutsche Ingenieursstudium im Ausland einen sehr guten Ruf genieße: „Diese jungen Menschen sind sehr motiviert, die deutsche Sprache zu lernen und das Studium hier bei uns zu absolvieren. Wir bemerken bei ihnen vor allem eine Begeisterung für Themen wie Informatik und Künstliche Intelligenz.“

Blick in den Unterricht am DHBW-Campus Bad Mergentheim. © Linda Hener

Erfolg inzwischen anerkannt

„Die ersten beiden Pilot-Jahre haben wir komplett aus Drittmitteln, wie über die Stiftung Pro DHBW Mosbach, und aus Haushaltsrestmitteln der DHBW finanziert“, führt Axel Gerloff aus. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg habe den Erfolg inzwischen anerkannt, und stelle seit dem Kurs 2024/25 Landesmittel zur Verfügung. Größter Einzelförderer sei das Unternehmen Porsche in Zuffenhausen.

Verónica Sapena-Mas, beim Sportwagenhersteller für Förderprojekte zuständig, betont die Bedeutung einer guten Ausbildung: „Wir setzen uns seit vielen Jahren für eine gute Ausbildung ein, daher unterstützen wir das Studienkolleg schon von Beginn an. Durch dieses großartige Projekt wird internationalen Studierenden ein neuer Weg zum Dualen Studium und für eine erfolgreiche Zukunft bereitet.“

Monja Melzer, Ausbildungsleiterin bei der Würth Industrie Service GmbH & Co. KG in Bad Mergentheim, unterstreicht ebenfalls den besonderen Stellenwert des Studienkollegs für die Dualen Partner: „Das Studienkolleg ist für uns als Unternehmen eine sehr gute Vorbereitung auf das Duale Studium. Diese Zeit bringt nicht nur fachliche und sprachliche Vorbereitungen mit sich, sondern gibt den Studierenden auch Zeit, sich in Deutschland einzuleben und zu integrieren. So konnte beispielsweise unser Dualer Student in dieser Zeit bereits Kontakt zum regionalen Tischtennisverein knüpfen, in welchem er bis heute aktiv ist und Anschluss gefunden hat.“

Corina Schmitt, im Personalwesen der Ansmann AG in Assamstadt tätig, betont: „Durch die Kooperation mit dem Studienkolleg Bad Mergentheim erhalten wir Zugang zu hochmotivierten internationalen Studierenden, die nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch wertvolle kulturelle Perspektiven in unser Unternehmen einbringen.“ So sei der zukünftige Student der Ansmann AG aus Indonesien am Studienkolleg Bad Mergentheim hervorragend auf das Studium und den Berufseinstieg in Deutschland vorbereitet worden. „Er bringt nicht nur fundiertes Fachwissen mit, sondern beeindruckt auch durch seine Motivation und Teamfähigkeit.“

Junior Ccorahua aus Peru hatte im Studienjahr 2022/23 am Studienkolleg teilgenommen. Seit Oktober 2023 studiert er mit der Diamant-Gesellschaft Tesch GmbH in Ludwigsburg als Dualem Partner an der DHBW Stuttgart Maschinenbau: „Ich habe mittlerweile einen guten Einblick in die Arbeitswelt gewonnen und verstehe immer besser, wie die Abläufe im Unternehmen funktionieren.“ Er arbeite an spannenden Projekten und sammle wertvolle Praxiserfahrungen – aktuell beschäftige er sich mit dem T2000-Projekt. Dabei setze er sich mit der Untersuchung eines Wirbelstromsensors zur Einschnitterkennung in der Schleifscheibenproduktion auseinander. Zusätzlich unterstütze er die Projektmitarbeiterin Susanne Hermann, „wann immer ich kann, bei ihren Präsentationen an ausländischen Schulen, indem ich dort von meinen Erfahrungen an der DHBW berichte.“

Pratyaksh Jain aus Indien hatte ebenfalls im Jahrgang 2022/23 das Studienkolleg absolviert. Er studiert mittlerweile mit seinem Partnerunternehmen Nokia Informatik an der DHBW in Stuttgart: „Meine Erfahrungen an der DHBW sind durchweg positiv“, auch wenn das Studium intensiv sei, „da man täglich am Ball bleiben muss.“ Die Praxisphasen seien besonders interessant. „Aktuell befinde ich mich in Japan und verbringe dort bis Mitte September mein Auslandssemester.“

Wie es mit dem Studienkolleg in Bad Mergentheim weitergeht

Der Fachkräftebedarf sei nicht nur innerhalb technischer Fächer spürbar, sondern auch im Pflege- und Gesundheitsbereich. Axel Gerloff könnte sich vorstellen, das Studienkollegs-Format Richtung „Gesundheit“ auszubauen. Doch erst einmal ist sein Ziel, die Selbstständigkeit des Kollegs. Bisher sei man eine Außenstelle des Studienkollegs Konstanz. „Das Ministerium hat noch keine Rechtsverordnung geschaffen, also keine formale Bestätigung, damit wir selbstständig werden können. Da arbeiten wir dran und führen im kommenden Jahr Gespräche zu einer Verstetigung.“

Das Ausbildungszentrum bei Porsche war auch ein interessantes Ziel der Studienkolleg-Teilnehmer. © Lisa Schneider/Repro Linda Hener

Rund um das Studienkolleg

Studienkollegs in Deutschland bereiten Studienbewerber mit ausländischen Bildungsabschlüssen , die nicht dem deutschen Abitur entsprechen, fachlich und sprachlich auf ein Studium vor. Der Abschluss erfolgt durch eine Feststellungsprüfung. Das Studienkolleg am Campus Bad Mergentheim ist eine Zweigstelle des staatlichen Studienkollegs Konstanz. In Bad Mergentheim wird aktuell der sogenannte T‑Kurs angeboten, das bedeutet, die Vorbereitung bezieht sich auf technische Studiengänge wie zum Beispiel Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik an einer Dualen Hochschule. Teilnehmende kamen bisher aus mehr als 25 Herkunftsländern, zum Beispiel Indien, Iran, Mexiko oder Nigeria.

Die Entwicklung des Studienkollegs verläuft konstant positiv: Im Premierenjahr 2022/23 begannen 19 Personen mit der intensiven Studien-Vorbereitung, die Hälfte davon startete danach in ein Duales Studium. 2023/24 waren es 21 Anfängerinnen und Anfänger, fast 70 Prozent verfolgten anschließend ein Duales Studium. Für 2024/25 wurde das Studienkolleg auf zwei Kurse erweitert, 33 Studierende begannen damit. Für den Jahrgang 2025/26, der am 1. Oktober startet, sind 50 Personen zugelassen.

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