Gelebte Internationalität rund den DHBW-Campus

Bad Mergentheim: Finnland und Jordanien als Teil des Studiums

Studenten am DHBW-Campus in Bad Mergentheim haben im Rahmen ihres Studiums die Möglichkeit, an kurzen Auslandsprogrammen in Finnland und Jordanien teilzunehmen.

Von 
Linda Hener
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DHBW-Studenten aus Bad Mergentheim sammeln Erfahrungen in Finnland. Im Labor der Centria University: Julian Rösch (vorne). © Repro Linda Hener

Bad Mergentheim. Studierende des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen (WIW) an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, am Campus in Bad Mergentheim, haben im Rahmen ihres Studiums die Möglichkeit, an kurzen Auslandsprogrammen in Finnland und Jordanien teilzunehmen. Initiator Prof. Volker Siegismund und Teilnehmende berichten von ihren Eindrücken – und weshalb diese Erfahrungen so wertvoll sind.

„Die Vermittlung internationaler Kompetenzen ist eine zentrale Säule unseres Studiengangs“, betont Volker Siegismund, tätig im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen am DHBW-Campus Bad Mergentheim. Zwei praxisnahe Elemente dieser internationalen Ausrichtung seien recht neu etablierte Kurz-Austauschprogramme, aus seiner Sicht „besondere Farbtupfer im Studium“. Diese ermöglichen Studierenden einen leichteren Einstieg ins Auslandserlebnis: „Wir haben festgestellt, dass der Schritt zu einem vollständigen Auslandssemester für viele eine große Hürde darstellt. Gleich für 15 Wochen ins Ausland zu gehen – das ist ein Sprung von null auf hundert“, erklärt er.

Das STEP-Programm: Internationalität in kleinen Schritten

Um den Einstieg zu erleichtern, werde bereits im ersten DHBW-Semester das sogenannte STEP-Programm – Short-Time Exchange Programme – angeboten. Erstsemester hätten dabei die Gelegenheit eines zweiwöchigen Austauschs mit der Centria University in Finnland: Eine Woche verbringen zehn Studierende in Finnland, anschließend begrüßt der Campus Bad Mergentheim die finnischen Gäste für eine Woche in Deutschland.

„Zum Start des Programms vor drei Jahren habe ich Fördermittel der Baden-Württemberg Stiftung eingeworben“, berichtet Prof. Siegismund. Aufgrund des großen Erfolgs wurde das Projekt inzwischen ins Erasmus-Programm überführt.

Neben Fachvorlesungen und Unternehmensbesuchen gehören interkulturelle Erlebnisse wie Sauna, Eishockey oder Eisfischen zum Programm in Finnland. „Unsere Studierenden bekommen so in überschaubaren Schritten einen authentischen Eindruck davon, wie Studieren im Ausland funktioniert – das stärkt das Selbstvertrauen.“ Die Erfahrung zeige: Rund 90 Prozent der Teilnehmenden entscheiden sich danach für ein längeres Auslandssemester.

Julian Rösch war Teilnehmer des STEP-Programms: „Es ist eine klasse und vor allem besondere Möglichkeit, in den Theoriephasen an der DHBW an Austauschprogrammen teilzunehmen.“ Er habe neue Menschen, eine andere Kultur und andere Studienmodelle kennengelernt. „Ich finde die Internationalisierung einmalig und maßgebend für den weiteren persönlichen und beruflichen Erfolg. Das sind Erfahrungen und Erinnerungen fürs Leben.“

Auch gemeinsame Ausflüge gehörten in Finnland zum Programm. © Repro Linda Hener
Jonas Engel (stehend Dritter von rechts) erlebte Jordanien hautnah: Auch Petra wurde besucht. Das ist eine berühmte archäologische Stätte in der südwestlichen jordanischen Wüste. Die Hauptstadt des einstigen nabatäischen Königreichs geht in etwa auf das Jahr 300 vor Christus zurück. © Repro Linda Hener

Internationale Erfahrung in Jordanien gesammelt

Ein weiteres Kurzprogramm führt ins außereuropäische Ausland: an die German-Jordanian University (GJU) in Amman – das größte DAAD-Projekt außerhalb Europas, initiiert vom Jordanischen König und damals Bundeskanzler Gerhard Schröder.

„Im Rahmen des Vertiefungsfachs im 5. und 6. Semester wollten wir ein bedeutungsvolles Thema einbringen“, so Siegismund. Die Wahl fiel auf Nachhaltigkeit. Mit Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung reisen deutsche Studierende im November für eine Woche nach Jordanien, im Frühjahr folgt der Gegenbesuch jordanischer Studierender in Bad Mergentheim. „Viele der jordanischen Studierenden sprechen sehr gutes Deutsch, was den Austausch in Bad Mergentheim erleichtert.“

In Jordanien stehen die Nachhaltigkeitsziele der UN, Wasserknappheit und regionale Projekte im Mittelpunkt – etwa Besuche auf einer Dattelfarm oder der Felsenstadt Petra. „So lernen unsere Studierenden Land, Leute und konkrete Herausforderungen vor Ort kennen“, sagt Siegismund. „Wegen politischer Unsicherheiten musste das Projekt zuletzt zeitlich verschoben werden, „aber wir hoffen, dass es künftig wieder planmäßig stattfinden kann.“

WIW-Student Jonas Engel konnte durch das Austauschprogramm in Jordanien wertvolle Auslandserfahrung sammeln: „Wir hatten nicht nur viel Spaß als Gruppe, sondern durften viele interessante Menschen kennenlernen und neues Wissen mitnehmen“, erzählt er. Engel betont die Relevanz kultureller Offenheit: „Wir fühlten uns zu keiner Zeit unsicher – einzig ein spürbarer Boykott gegenüber US-Produkten war wahrnehmbar.“ Und dass man für ein Nachhaltigkeitsprojekt ins Ausland reise, erscheine zunächst widersprüchlich, „aber die unmittelbaren Erfahrungen vor Ort zeigen eine Tiefe, die theoretisch kaum möglich ist.“

Der Aufenthalt sei lehrreich gewesen und beeindruckt habe ihn, wie wichtig Wasser als Ressource in einem der wasserärmsten Länder der Welt sei – etwa beim Besuch der Dattelfarm, und welche Lösungen für diese Problematik gefunden wurden. „Solche Eindrücke kann man sich in Deutschland kaum vorstellen.“ Das absolute Highlight sei für ihn der Besuch von Petra und das Übernachten im Beduinen-Camp in der Wüste Wadi Rum gewesen: „Diese Ruhe und die endlosen Weiten – das war für uns alle ein unvergessliches Erlebnis.“ Wadi Rum – auch „Valley of the Moon“ genannt – ist eine spektakuläre Wüstenlandschaft mit Sandstein- und Granitformationen, archäologischen Felsinschriften und es zählt seit 2011 zum UNESCO-Welterbe.

Internationalität auf vielen Ebenen

Neben den Austauschprogrammen nach Finnland und Jordanien ist Internationalität im WIW-Studium strukturell verankert:

Teile des Curriculums werden auf Englisch unterrichtet.

Internationale Dozenten bringen vielfältige Perspektiven in die Lehre ein.

Über das Partnerunternehmen können Studierende eine Praxisphase im Ausland absolvieren.

Das vierte Semester ist für das Auslandssemester reserviert. Mit Stolz verweist der Campus auf seine Spitzenposition: Innerhalb der DHBW hat Bad Mergentheim die höchste Quote an Studierenden, die während dieses Semesters ins Ausland gehen.

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