Bad Mergentheim. Der Name ist Programm, denn Herzsport soll ja nicht zu athletischen Höchstleistungen befähigen, sondern eben dazu, dass auch Frauen und Männer mit einer Herzerkrankung oder entsprechenden Beeinträchtigung Sport treiben können – zielgerichteten Sport sogar.Und der unbefangene Betrachter merkt es auch: Freude an der Bewegung und Gutes für den Körper lassen sich hier wunderbar vereinen.
„Die Herzsportgruppe gibt es seit 1985“, sagt die Gruppenleiterin Barbara Kreissl-Kavcic. Sie ist seit 1986 dabei und wird unterstützt von Tamara Leber, die seit 2016 im Team ist. Hubert Schmieg, der die Herzsportgruppe 1985 gegründet hat, schaut „immer wieder bei uns vorbei“, berichtet Kreissl-Kavcic.
Sicherheit hat Priorität
Die Physiotherapeutin sah einst die Gruppe und sagte sich: „Das interessiert mich, da will ich was machen.“ Sie nahm an einem speziellen Ausbildungskurs teil und ist somit als Gruppenleiterin qualifiziert. „Fortbildung ist alle zwei Jahre, und das wird gebraucht, um die Lizenz zu erneuern. Und auch ein jährlicher Reanimationskurs steht auf der Agenda. Damit nicht genug, ist auch immer ein Arzt oder eine Ärztin mit dabei. „Sicherheit für die Teilnehmer hat Priorität“, betont Kreissl-Kavcic.
Beim Reporterbesuch am Samstagvormittag in der Turnhalle des Berufsschulzentrums wird das deutlich, denn „ein bisschen Bürokratie“ ist auch mit im Spiel: Alle Teilnehmer – sie sind allesamt im Rentenalter – bringen ihre Unterlagen mit und lassen ihren Blutdruck messen. Und wenn sich eine Teilnehmerin unwohl fühlt, „ist ja eine ärztliche Fachkraft da“. Beim Samstagstermin ist das eine junge Ärztin aus der Kurklinik Vötisch, die gerade in der Facharztausbildung ist. Und das ist ein weiteres Problem, denn die junge Frau – sie kommt aus Mexiko – ist leider nicht mehr lange da. „Gerade für den Samstag suchen wir Ärzte und Ärztinnen, denn es sollte ja immer eine oder einer dabei sein“, sagt Kreissl-Kavcic.
Und was die Teilnahme betrifft: „Einfach kommen und mitmachen geht leider nicht“, erklärt Kreissl-Kavcic. „Es braucht eine Verordnung vom Hausarzt oder vom Cardiologen, und die Krankenkasse muss das genehmigen.“ Zudem kämpft die Herzsportgruppe noch mit einem ganz speziellen Problem: „Corona hat natürlich auch Auswirkungen auf uns gehabt, die Zahl der Teilnehmer ist deutlich gesunken.“ Nicht wegen Todesfällen, sondern einfach wegen den Begleitumständen und Einschränkungen, die ja den gesamten Sportbereich trafen. „Jetzt müssen wir wieder aufbauen“, betont die Gruppenleiterin.
Neben dem Samstag gibt es auch noch ein Angebot am Donnerstag, „da dürfen wir den Gymnastikraum der Kurkliniken Vötisch nutzen“, berichtet die Kreissl-Kavcic. Donnnnerstags sind drei Gruppen (Beginn um 17, 18 und 19.30 Uhr) möglich, und es gibt dabei auch Teilnehmer im arbeitsfähigen Alter – das Herz macht schließlich nicht nur Senioren und Seniorinnen zu schaffen. Am Samstag „sind wir bunt gemischt, und die Übungen werden individuell je nach Leistungsvermögen und Belastungsfähigkeit von den Teilnehmern mitgemacht“.
Ganz generell ist es wichtig zu wissen, dass die Herzsportgruppe ein „medizinisches Reha-Angebot“ ist, berichtet Kreissl-Kavcic. Somit ist auch die benötigte Qualifikation der Gruppenleiterin erklärbar, denn es ist „ja mehr als nur Sport“. Zudem „sind wir eine Untergruppe des TV Bad Mergentheim“.
Und „bierernst“ ist die Sache nicht: „Wir sind eine fröhliche Gruppe und haben ein geselliges Begleitprogramm“, betont Barbara Kreissl-Kavcic. Dass der TV Bad Mergentheim mit im Boot ist, zeigt sich an diesem Samstag deutlich, denn ein Teilnehmer, Hans Herschlein, wird von der Gruppenleiterin mit einer Urkunde geehrt – 50 Jahre Mitgliedschaft im TV sind es wert, besonders gewürdigt zu werden.
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