Stadtwerk Tauberfranken

Bad Mergentheim: Steigende Wasserpreise und neue Windräder

Große Sonnenenergie-Projekte bei Wachbach und Wenkheim, neue Windkraftanlagen für Bad Mergentheim und Külsheim sowie Hochbehälter-Neubauten nahe Stuppach und Wachbach geplant.

Von 
Sascha Bickel
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Hier besichtigen Lokalpolitiker und interessierte Bürger die Turbinen auf einer Windkraftanlage mit geöffnetem Dach. Neue Windräder in der Region sind in Planung. © dpa

Bad Mergentheim. Neue Windräder und Freiflächen-Photovoltaikanlagen sollen die Versorgung mit Erneuerbarer Energie in der Region stärken und Grünen Wasserstoff ermöglichen. Das Stadtwerk Tauberfranken hat Pläne – und äußert sich zum Wasserpreis.

Erneuerbare Energien und die Wasserversorgung kamen im FN-Interview mit Paul Gehrig und Dr. Norbert Schön, den beiden Geschäftsführern des Stadtwerks Tauberfranken, zur Sprache.

Kommen wir auf die geplanten Freiflächen-Photovoltaikanlagen in unserer Region zu sprechen. Das Stadtwerk Tauberfranken ist mit mehreren großen Projekten an den Start gegangen: Althausen, Neunkirchen und Wachbach waren zunächst für eine Realisierung geplant. Wo stehen wir heute?

Dr. Norbert Schön: Wachbach entwickelt sich sehr gut. Das läuft. Die Realisierung der sieben Hektar ist in ungefähr zwei Jahren vorgesehen. In Neunkirchen hat der Regionalverband Heilbronn-Franken jetzt auch Vorrangflächen für Windkraft skizziert und diese tangieren im Norden die geplante Fläche für unsere Freiflächen-Photovoltaikanlage. Wir müssen jetzt abwarten, wie das weitergeht. Wir sind in Wartestellung. Das bremst uns aus.

Paul Gehrig: Die Reduzierung der Fläche in Neunkirchen von ehemals über zehn Hektar hängt mit den hohen Bodenwerten der Ackerbaufläche zusammen, die in der Nachbarschaft geschützt werden soll. Jetzt kollidiert es mit den Überlegungen des Regionalverbands für neue Windkraftanlagen. Es wird wohl erst in einem Jahr Klarheit dazu geben.

Wo gibt es neue Freiflächen-Projekte des Stadtwerkes?

Dr. Schön: In Werbach-Wenkheim werden wir eine PV-Freiflächenanlage zusammen mit der Thüga Erneuerbare Energien realisieren. Das sind 17 Hektar. Da könnten wir 17 bis 20 Megawatt Leistung installieren. Hinzu kommt nördlich von Wenkheim ein zweiter Solarpark der Bürgerenergiegenossenschaft Werbach. Wir kooperieren dort, was die Erstellung von Gutachten, gemeinsame Kabeltrasse und gemeinsames Umspannwerk betrifft.

Gehrig: Zum 1. Januar 2025 steigen wir im Bereich „Gickelfeld“ bei Külsheim als Gesellschafter mit ein – mit 25,1 Prozent. Für den Teilbereich, den wir mit der Thüga zusammen realisiert haben.

Blicken wir auf den Windkraftausbau in der Region. Welche Vorhaben stehen hier beim Stadtwerk auf der Agenda?

Gehrig: Der Regionalverband Heilbronn-Franken hat bis Herbst 2025 nachzuweisen, dass 1,8 Prozent der gesamten Fläche im Gebiet des Regionalverbands für den Ausbau der Windkraftnutzung ausgewiesen ist. Darauf basieren neue Entwurfsplanungen, die mittlerweile bekannt sind. Im Raum Bad Mergentheim sind mehrere Flächen für eine Windkraftnutzung in der Überlegung.

Das Stadtwerk Tauberfranken hat nun mit Grundstückseigentümern in den betroffenen Bereichen Kontakt aufgenommen und wir versuchen, Flächen zu sichern, damit das eine oder andere Windrad von uns realisiert werden kann. – Wenn wir es nicht tun, werden es andere tun: Wenn die Gebiete ausgewiesen sind, kann theoretisch jeder Projektierer hier aktiv werden und wir möchten die Wertschöpfung gerne vor Ort halten.

Es gab bereits eine Informationsveranstaltung des Stadtwerks mit tangierten Grundstückseigentümern, eben basierend auf den neuen Plänen des Regionalverbands für den Windkraftausbau.

Dr. Schön: Es macht auch Sinn, weitere Windkraftanlagen in unserer Region zu bauen, zum Beispiel auch für einen potenziellen Elektrolyseur in der Wilhelm-Frank-Straße, gegenüber der Kläranlage. Dort wollen wir Grünen Wasserstoff erzeugen, da brauchen wir Erneuerbare Energieanlagen in der Nähe, die uns viel Strom dafür liefern. Insbesondere bieten kommunale Flächen für die Windkraft viel Potenzial. In den Zeiten klammer Haushaltskassen und wirtschaftlicher Rezession sind die Einnahmen aus der Erneuerbaren Energien enorm wichtig, um die notwendigen Investitionen in Infrastruktur vor Ort vornehmen zu können.

Gehrig: Darüber hinaus gibt es Überlegungen unseren hervorragend laufenden Windpark bei Külsheim zu erweitern. Dort sind fünf weitere Windräder geplant.

Deutschland plant seine Wasserstoffinfrastruktur stark auszubauen. Was passiert insgesamt in der Region und wie bringt sich das Stadtwerk ein?

Gehrig: Wir sind als Stadtwerk Tauberfranken in der Wasserstoff-Allianz Main-Tauber eine der führenden Kräfte. Im laufenden Jahr haben wir eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen, die liegt uns seit kurzem vor. Da geht es um den bereits genannten Elektrolyseur bei der Bad Mergentheimer Kläranlage – und diese Studie wird nun auf Herz und Nieren geprüft. Im nächsten Schritt sind wir darauf angewiesen, was der Bund und das Land an Förderprogrammen auflegen. Denn ohne Förderung ist eine Realisierung wirtschaftlich nicht zu vertreten.

Gerade unsere Nachbarn in Bayern fördern das Thema Wasserstoff massiv und wenn wir eine ähnliche Förderung hier bekommen, könnten wir mit fünf Megawatt Grünen Wasserstoff erzeugen, der dann mit Lastwagen zu Industrieunternehmen gebracht werden kann.

Es wäre auch eine Betankungsanlage für Lastwagen oder Busse neben dem Elektrolyseur in Bad Mergentheim denkbar. Und wir könnten Teile des Grünen Wasserstoffes für unser Gasnetz nutzen. Das sind die Überlegungen momentan. Entscheidungen fallen frühestens im nächsten Jahr.

Zu den Hauptaufgaben des Stadtwerks gehört auch die Trinkwasserversorgung vor Ort sicherzustellen. Stimmt es, dass Bad Mergentheim mit am teuersten im Ländle pro Kubikmeter ist?

Gehrig: Es gibt Zahlen des Statistischen Landesamtes, die es zu erklären gilt: Wir haben in Baden-Württemberg allein 73 Wasserversorger, die in Form einer GmbH organisiert sind. Es gibt zudem aber rund 300 Kommunen, die ihre Wasserversorgung mit einem städtischen Eigenbetrieb organisieren. Diese unterliegen nicht der Aufsicht der Kartellbehörde, sondern der Gemeindeprüfungsanstalt. Deshalb sind diese im Wasserpreisvergleich gar nicht aufgeführt.

In der Statistik der 73 GmbHs, zu der wir gehören, sind wir einer der teuersten Versorger, das stimmt, aber dafür haben wir viele Hausaufgaben schon gemacht. Wir haben ein modernes Wasserwerk, eine neue Aufbereitungsanlage, die Wasserenthärtung und wir sind eine Flächenkommune. Wir haben also ein großes Netz und viele Hochbehälter – das ist eine herausfordernde Infrastruktur.

Schaut man auf alle Wasserversorger im Land insgesamt sieht die Statistik ganz anders aus. Sowohl im Main-Tauber-Kreis als auch landesweit betrachtet liegen wir im unteren Mittelfeld mit unseren Wasserpreisen. Manche andere müssen noch einiges investieren und da werden die Preise wohl noch steigen. Wir sind da zum Glück schon weiter.

Wie entwickelt sich der Wasserpreis in Bad Mergentheim?

Gehrig: Wir haben im vergangenen Jahr unsere Preise stabil gehalten, obwohl sich die Bezugskonditionen von unserem Partner Nordost-Wasserversorgung (NOW) erhöht hatten. Doch 2025 kommen wir um eine Erhöhung der Preise nicht herum. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass der Einkaufspreis für das Wasser steigt, ebenso wie die Personalkosten und so werden wir die Preise zum 1. Januar um brutto 30 Cent/m³ auf 3,25 Euro/m³ anpassen. Der Grundpreis bleibt gleich. Und unsere Stromkunden profitieren noch von einem Nachlass durch den Kombitarif Wasser von 6 Cent/m³.

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Welche Bauprojekte im Wasserbereich stehen in 2025 an?

Dr. Schön: Wir werden einige Hochbehälter, die 50 bis 60 Jahre alt sind, erneuern müssen, weil irgendwann der Beton seine Stabilität verliert.

Im Bereich Stuppach, Lillstadt, Lustbronn und Wachbach sind Baumaßnahmen vorgesehen, die sich über die kommenden vier Jahre erstrecken werden. Wir nehmen vier alte Hochbehälter außer Betrieb und bauen stattdessen zwei neue. In Stuppach wird der neue Hochbehälter direkt neben den alten gesetzt. Und in Wachbach werden wir etwas höher gehen, um die Hochzone künftig energieeffizient ohne Druckerhöhungsanlage versorgen zu können. Die ersten Maßnahmen starten in Stuppach. Dort entsteht zuerst der neue Hochbehälter.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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