Bad Mergentheim. „Die Tarife wurden in allen Bereichen angepasst – im Sport- und Familienbad nur moderat“, erklärt der Betreiber der „Solymar“-Therme, Andreas Schauer, und verweist auf gestiegene Kosten in zahlreichen Bereichen. „Durch die Anpassung der Preise werden die Mehrkosten nicht kompensiert“, betont er noch und bestätigt, dass auch die Preise für die Bahnenstunden im Sportbad steigen – betroffen sind hier der Schulsport und unter anderem auch der TV Bad Mergentheim mit seinen Schwimmsportlern.
Andreas Schauer sagt, dass seinen Informationen nach viele Gäste Verständnis für die Preiserhöhungen zeigen würden. Er weiß aber auch, dass es Kritik gibt.
Auswärtige Besucher des Sport- und Familienbades beklagen – auch in Leserbriefen – „einen drastischen Preisanstieg“ und eine Ungleichbehandlung mit Bad Mergentheimer Bürgern, denn Bewohner der Kurstadt sowie Kurkarteninhaber erhalten gegen Nachweis einen Rabatt von zwei Euro und damit einen ermäßigten Eintritt.
Explodierende Kosten
Damit konfrontiert stellt Andreas Schauer klar, dass das Sport- und Familienbad „durch uns intern, durch die Einnahmen von Therme und Saunabereich, mit ca. einer Million Euro pro Jahr bezuschusst wird“. Die explodierten Energiekosten, die höheren Personal- und Sachkosten sowie weitere Einflüsse machten es nötig, so Schauer, gegenzusteuern und die Deckungslücke nicht noch größer werden zu lassen.
Nachdem die Bad Mergentheimer über ihre kommunalen Steuern und Abgaben auch für die „Solymar“-Therme, die sich in städtischem Besitz befindet, gerade stehen, sei es nicht ungewöhnlich, den Einheimischen auch durch Rabatte etwas entgegenzukommen, erläutert Schauer. Bei der städtischen Jugendmusikschule und in anderen Bereichen werde oftmals ähnlich verfahren.
Knapp 150 000 Besucher zählte die „Solymar“-Therme im ersten Halbjahr, berichtet Andreas Schauer und hofft sehr, dass man bis zum Jahresende die 300 000er Schwelle knacken könne. Die extremen Teuerungen ließen aber bei aller Freude „das eigentlich gute Ergebnis dahinschmelzen“. Und so komme man nicht umhin, auch die Preise für die Bahnenstunden im Sportbad für den Schul- und Vereinssport anzuheben. Schauer betont: „Die Tarife für die Nutzung ,Schulsport’ wurden in bilateralen Gesprächen mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat angepasst – das wurde mit großer Mehrheit mitgetragen.“
Noch keinen neuen Vertrag gibt es zwischen dem „Solymar“-Betreiber und dem TV Bad Mergentheim, der pro Monat durch die Abteilung „Schwimmsport“ rund 180 Bahnenstunden belegt.
„200 Prozent Preissteigerung“
TV-Vorsitzender Thomas Beiersdorf, Abteilungsleiter Dr. Bernd Straub und Dirk Fischer, der sportliche Leiter der Abteilung, erzählen im FN-Gespräch von einem Damoklesschwert, das über dem TV-Schwimmsport schwebe, denn für 2023 und 2024 sei ihnen der seit Jahren gültige Bahnenpreis von 17,50 Euro nochmals zugestanden worden, „doch ab 2025 steht eine Preiserhöhung um über 200 Prozent im Raum – das ist Wahnsinn“, sagt Beiersdorf entsetzt und fügt an: „55 Euro pro Bahnenstunde können wir uns als Verein nicht leisten und den Mitgliedern nicht zumuten!“
Die Vertragsverhandlungen seien momentan ausgesetzt, doch „es braucht ein Machtwort des Oberbürgermeisters“, dass das so nicht umgesetzt wird, meint Beiersdorf mit seinen Vereinskollegen.
Sie alle sprechen von zermürbenden und ständig intern kreisenden Debatten seit die neuen Zahlen Ende März hinter verschlossenen Türen auf den Tisch kamen. „Uns hat es regelrecht vom Hocker gehauen“, sagt Beiersdorf und Dirk Fischer rechnet statt bislang 20 000 Euro pro Jahr an Kosten für die Abteilung mit dem Vierfachen, 80 000 Euro! Das sei nicht leistbar, stellt auch Dr. Straub fest. Pro Kind im TV-Wettkampfteam, das mehrmals pro Woche trainiert, müssten nach einer internen Beispielrechnung die Jahresbeiträge von 500 auf 2000 Euro pro Jahr ansteigen – das sei „unvorstellbar“.
TV-Vorsitzender Beiersdorf begrüßt das Entgegenkommen des Betreibers pro Veranstaltung im Sportbad nur noch 3000 statt früher 6000 Euro zu verlangen und ebenso, dass dem TV über die Jahre auch viele Bahnenstunden nicht verrechnet wurden: „Herr Schauer hat damit den Schwimmsport vor Ort gefördert.“ Beiersdorf moniert im Gegenzug aber auch immer wieder fehlerhafte Abrechnungen und die nun vorherrschende Hängepartie durch suboptimale Verhandlungsabläufe. Er wünscht sich für die Kinder, Jugendlichen und alle TV-Mitglieder ab 2025 eine gute und tragfähige Lösung – mit Unterstützung des Oberbürgermeisters und des Gemeinderates.
Förderung des Schwimmsports
Betreiber Andreas Schauer ist ebenfalls an einer Lösung interessiert. Er verweist aber auch darauf, dass der TV seit 2014 mit 17,50 Euro pro Bahn und Stunde eine „sehr tief“ liegende Miete bezahle. „Das sind etwa acht Prozent der effektiven Kosten. Der Schwimmsport ist hier also mit über 90 Prozent durch uns und auch durch die Stadt subventioniert“, so Schauer. Man unterstütze also den Sport und habe die günstigen Tarife nun nochmals für zwei Jahre eingefroren, ab 2025 müssten sie aber steigen.
Ob und wann es weitere Gespräche gibt, sagt Schauer nicht. Die Stadt Bad Mergentheim gibt sich derweil zuversichtlich, dass eine Lösung (bis 2025) gefunden wird.
Carsten Müller, der städtische Pressesprecher, teilt auf FN-Anfrage mit, dass „die Bahnen-Gebühren für das Sportbad im Solymar die Vereine und der Betreiber direkt miteinander aushandeln“. Die Stadt bringe sich aber auf Wunsch vermittelnd ein – über das Sportamt, die städtische Besitzgesellschaft und OB Udo Glatthaar, „der selbst schon Abstimmungsgespräche im Rathaus zu diesem Thema moderiert hat“, so Müller.
„Dabei konnte aktuell zunächst die Einigung erzielt werden, dass die laufenden und seit 2014 unveränderten Konditionen noch für das gesamte Jahr 2023 sowie das Jahr 2024 weiter bestehen. Das ist mit dann fast elf Jahren Laufzeit und mit Blick auf die allgemeinen Kostensteigerungen für den Vereinssport sicher ein sehr gutes und erfreuliches Ergebnis“, erklärt Müller.
Die Verhandlungen für die Konditionen ab dem Jahr 2025 „sollten im Interesse aller Beteiligten nicht in der Öffentlichkeit geführt werden“, meint Müller weiter: „Die Stadt kann hier nur erneut ihre Bereitschaft signalisieren, gegebenenfalls dabei zu helfen, Kompromisslinien auszuloten.“
Grundsätzliches merkt Müller abschließend noch an: „Über die Tarife für das Schulschwimmen, die deutlich über den Vereins-Tarifen liegen, trägt die Stadt finanziell ihren Teil zum Betrieb des Sportbades bei, wovon auch die Vereine profitieren.“
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