Bad Mergentheim. Das Stadtwerk Tauberfranken blickt auf ein solides Geschäftsjahr 2024 zurück. Die Beteiligungen tragen maßgeblich zum Erfolg bei. Der Gemeinderat freute sich über millionenschwere Ausschüttungen an die Stadtkasse.
Trotz eines schwachen Jahres im Strom- und Gasvertrieb sowie im Strom- und Gasnetz und herausfordernder Rahmenbedingungen zeigt sich das Stadtwerk Tauberfranken mit dem Geschäftsjahr 2024 zufrieden. Das berichtete Geschäftsführer Paul Gehrig dem Gemeinderat: „Das operative Ergebnis ist stabil, wesentlichen Anteil daran haben erneut die Beteiligungen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien.“
Weiter erklärte Gehrig den Stadträten: „Unser Jahresergebnis zeigt deutlich: Die Strategie, seit 15 Jahren in nachhaltige Beteiligungen zu investieren, zahlt sich aus – für unsere Kunden, unsere Gesellschafter, unsere Region und unsere Zukunft. Trotz hoher Investitionen in unsere Infrastruktur und eines schwierigen Marktumfelds können wir deshalb auf ein erfreuliches Geschäftsjahr zurückblicken.“
Mit einem Ergebnisbeitrag von rund 1,87 Millionen Euro aus Beteiligungen im Bereich der Erneuerbaren Energien sowie rund zwei Millionen Euro aus der Beteiligung am Gesellschafter Thüga leisten diese Unternehmensbereiche erneut einen entscheidenden Beitrag zum Gesamterfolg. Auch die Naturwärme Bad Mergentheim GmbH steuerte rund 600.000 Euro zum Gesamtergebnis bei.
Fernwärmeausbau als Zukunftsprojekt
Besonders erfreulich sei die positive Entwicklung der Fernwärme in Bad Mergentheim. Der Zuspruch für den Ausbau im Zuge der kommunalen Wärmeplanung trage zur Stärkung der Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit bei – ein wichtiges Element im strategischen Fokus des Stadtwerks. Ein weiteres strategisches Ziel für die kommenden Jahre sei die Sicherung und der Ausbau von Strom- und Gaskonzessionen in den umliegenden Gemeinden – ein wichtiger Schritt, um die regionale Energieversorgung weiterhin aus einer Hand zu gewährleisten.
Gemäß Gewinnabführungsvertrag fließen 2.438.358,56 Euro an die Gesellschafter – 1.221.617,56 Euro an die Stadtverkehr Bad Mergentheim GmbH sowie 1.216.741,00 Euro als Ausgleichszahlung an Thüga und die Kommunen in der Beteiligungsgesellschaft. Zudem werden zwei Millionen Euro in die Gewinnrücklagen eingestellt, um künftige Investitionen nachhaltig zu sichern.
Dekarbonisierungsstrategie bis 2045
Durch die notwendigen Investitionen in die Netze, den Ausbau der Wärmeversorgung und zusätzliche Maßnahmen für die Dekarbonisierung stehen dem Stadtwerk große Investitionen bevor, so Gehrig: „356 Millionen Euro sollen bis 2045 investiert werden – davon rund 120 Millionen Euro bis 2030. Allein für finanzielle Beteiligungen, insbesondere an Erneuerbare-Energie-Projekten, sind 12,8 Millionen Euro bis 2030 vorgesehen. Um dabei eine Eigenkapitalquote von mindestens 30 Prozent zu halten, besteht ein zusätzlicher Eigenkapitalbedarf von rund 48 Millionen Euro.“
Parallel sichert sich das Stadtwerk Flächen in Windvorranggebieten in Bad Mergentheim, bereitet einen Genehmigungsantrag für die Erweiterung des Windparks in Külsheim vor und prüft eine Beteiligung bei dem Windpark der EnBW in Dainbach. Auch im Bereich Photovoltaik ist das Stadtwerk aktiv: Neben klassischen Photovoltaikprojekten wird die PV-Parkplatzüberdachung an der Max-Planck-Straße in den Sommerferien 2025 umgesetzt.
„Die Projekte in erneuerbare Energien in der Region sind der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung unserer Dekarbonisierungsstrategie. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, gemeinsam mit unseren Partnern regionale Potenziale zu erschließen – etwa in den Bereichen Wind, Solar und vor allem bei der Erweiterung der Wärmeversorgung in Bad Mergentheim und in weiteren Kommunen. Unsere Investitionen sind nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern stärken auch die regionale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit“, ergänzt Ann-Kathrin Murphy, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung des Stadtwerks Tauberfranken, auf FN-Anfrage.
Groß angelegte Bürgerbeteiligung
Seit dem 23. Juni 2025 können sich Bürger direkt an der regionalen Energiewende beteiligen. Das Stadtwerk bietet eine Bürgerbeteiligung über Genussscheine am Stadtwerk Tauberfranken mit einem Volumen von sechs bis acht Millionen Euro für drei wichtige Infrastrukturprojekte an. Dazu sagt Paul Gehrig: „Interessierte können sich mit 2000 bis 100.000 Euro pro Anleger beteiligen und erhalten bei einer Laufzeit von fünf Jahren, mit anschließender jährlicher Kündigungsmöglichkeit, attraktive Zinsen von 3,25 Prozent pro Jahr. Stromkunden des Stadtwerks profitieren dabei von einem besonderen Bonus und erhalten 3,75 Prozent Zinsen.“
Die eingeworbenen Mittel fließen in die Photovoltaikanlage „Gickelfeld“ bei Külsheim, den Windpark Külsheim und in die Erweiterung des Fernwärmenetzes Bad Mergentheim. „Der Fernwärme-Ausbau ist ein wichtiger Baustein für eine zukunftsfähige, klimafreundliche Wärmeversorgung der Stadt. Gleichzeitig können sich Bürgerinnen und Bürger durch diese Projekte nicht nur eine sichere und gut verzinste Anlage sichern, sondern auch wichtige Infrastrukturvorhaben für ihre Region voranbringen“, erklärt Paul Gehrig.
Bereits kurz nach dem Start zeigt sich das große Interesse der Bürger: „Die Zeichnungssumme erreichte innerhalb von drei Tagen bereits 3,5 Millionen Euro und demonstriert damit das Vertrauen der Region in nachhaltige Energieprojekte vor Ort. Diese beachtliche Resonanz unterstreicht den Wunsch der Menschen, aktiv an der Energiewende teilzuhaben und gleichzeitig von einer attraktiven Rendite zu profitieren“, sagte Gehrig im Bad Mergentheimer Gemeinderat.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar lobte das Stadtwerk Tauberfranken für seine Arbeit und seine Erfolge und CDU-Stadtrat Wolfgang Herz sprach von einem „tollen Ergebnis mit 4,4 Millionen Euro“. Jordan Murphy (SPD) hob die angestoßene Bürgerbeteiligung hervor. Rainer Moritz (Grüne) sprach von richtigen Entscheidungen im Bereich der Erneuerbaren Energien. Auf die kritische Nachfrage von Dr. Klaus Hofmann (Freie Wähler), wer die 356 Millionen Euro in den nächsten 20 Jahre finanziere („Die Kunden? Die Bürger?“), antwortete Paul Gehrig, dass die Energiewende gewollt sei und der Umbau der Stromnetze teuer sei. Modernisierungen und Sanierungen gebe es aber auch. Allein auf die Energiewende würden etwa 50 Millionen an zusätzlichen Kosten entfallen.
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