Bad Megentheim. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre gab es zwei fundamentale Veränderungen in der Geschichte Bad Mergentheims. Aufgrund der baden-württembergischen Kreisreform, die zum 1. Januar 1973 in Kraft trat, wurde der Landkreis Mergentheim aufgelöst und Bad Mergentheim verlor seine Funktion als Kreisstadt zugunsten von Tauberbischofsheim.
Zum Landkreis Mergentheim, der von 1938 bis Ende 1972 bestand, gehörten über 40 000 Einwohner in 51 Gemeinden, die dem neu gebildeten Tauberkreis zugeordnet wurden, der damit Rechtsnachfolger der Landkreise Mergentheim und Tauberbischofsheim wurde. Am 1. Januar 1974 erhielt der neue Landkreis seinen heutigen Namen: Main-Tauber-Kreis.
Darüber hinaus verloren aufgrund der Gemeindereform 13 Dörfer rund um Bad Mergentheim zwischen 1972 und 1975 ihre Selbstständigkeit. Durch die Eingemeindung nach Bad Mergentheim überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 20 000, so dass die Stadtverwaltung einen Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt stellen konnte, der zum 1. April 1975 von der Landesregierung positiv beschieden wurde.
Einige Eingemeindungen stießen auf heftigen Widerstand
Am 7. März 1968 hatte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform gestellt. Auf der Grundlage eines Gesetzes zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden sollten sich Dörfer und Städte freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen.
Im Landkreis Mergentheim machten zum 1. Januar 1972 gleich mehrere Dörfer davon Gebrauch. Unter ihnen Althausen, Apfelbach, Löffelstelzen, Markelsheim und Neunkirchen. Sie schlossen sich der Stadt Bad Mergentheim an. Infolge der weiteren Eingemeindungen, die zum Teil auf heftigen Widerstand gestoßen waren, wobei Edelfingen mit seiner Eingemeindung am 1. Januar 1975 den Schlusspunkt setzte, konnte die Kurstadt zur Großen Kreisstadt erhoben werden. Heute zählt Bad Mergentheim rund 24 700 Einwohner.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Großen Kreisstadt im Jahr 1985 stellte der damalige Oberbürgermeister Dr. Elmar Mauch einerseits fest, dass der Verlust des Kreissitzes mit dem Landratsamt und der Kreisverwaltung „sehr schmerzlich“ gewesen sei. Aber durch die Erhebung zur Großen Kreisstadt sei dieser Verlust „mehr als kompensiert“ worden, denn durch die neuen Aufgaben einer unteren Verwaltungsbehörde könnten die Bürger der Stadt nahezu alle ihre Anliegen, Wünsche und Anträge, von der Wiege bis zur Bahre, bei einer leistungsfähigen Verwaltung im Rathaus vorbringen, ohne den Weg in die Kreisstadt auf sich nehmen zu müssen, betonte Elmar Mauch. Er wies zudem daraufhin, dass die Landesregierung dafür gesorgt habe, den Zentralitätsverlust Bad Mergentheims in finanzieller und behördlicher Hinsicht auszugleichen.
Für Dr. Mauch war die Erhebung Bad Mergentheims zur Großen Kreisstadt ein „epochales Ereignis und ein Höhepunkt in der wechselvollen Geschichte der Stadt“, wie er bei der Übergabe der Urkunde seitens der Landesregierung bei einer Feier in der Wandelhalle im September 1975 feststellte.
„Erwartungen zum Teil noch übertroffen“
Für die Stadtteile sprach in dieser Feierstunde der Markelsheimer Ortsvorsteher Erich Riehle und machte deutlich, dass „die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern zum Teil noch übertroffen wurden“.
Aus Sicht des heutigen Oberbürgermeisters war die Einschätzung Dr. Mauchs „richtig und hat sich bewahrheitet. Bis heute kann unsere Bürgerschaft sehr viele Behördenleistungen auf kurzen Wegen von ihrer Stadtverwaltung vor Ort bekommen, denn deren Kompetenzen als Große Kreisstadt sind sehr weitreichend. Das ist im Alltag entscheidender als die Symbolik des Kreisstadt-Status, auch wenn die Abwanderung von Ämtern und Arbeitsplätzen schmerzhaft war. In der Gesamtentwicklung als Wirtschafts-, Gesundheits-, Tourismus- und Bildungsstandort konnte Bad Mergentheim dies jedoch kompensieren und in eine nachhaltige Wachstumsphase gehen“, teilt OB Udo Glatthaar mit.
Dass die Kreisstadt Tauberbischofsheim geografisch in der Mitte des Main-Tauber-Kreises liege, sei bei einem dünn besiedelten Flächen-Landkreis „sinnvoll und löst heute kein Bedauern mehr aus“, betont Glatthaar und fügt hinzu, „dass wir mit dem MGH-Kennzeichen vor zehn Jahren eine emotionale Erinnerung an den Altkreis zurückkehren ließen, die sich großer Beliebtheit erfreut und die Verbundenheit mit Bad Mergentheim in besonderer Weise zum Ausdruck bringt.“
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