Kontraste, die zum Vergleich anregen

Bad Mergentheim: Neue Ausstellung im Kulturforum

Im Kulturforum fand die Vernissage von „Eine Generation – zwei Maler“ statt. Obwohl die Künstler zur gleichen Zeit lebten, begegneten sie sich nie. Dennoch lassen sich spannende Parallelen in ihren Werken finden.

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stv
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Kulturamtsleiter Kersten Hahn und Bürgermeisterstellvertreter Klaus-Dieter Brunotte eröffneten mit den beiden Kuratoren Ulrich Horch-Enzian und Klaus Wäldele (von links) die neue Ausstellung vor den nebeneinander gestellten Werken „Grumbach-Landschaft“ (Horst de Marées, links) und „Heuballen auf dem Feld“ (Friedrich Wäldele). © Stadt Bad Mergentheim

Bad Mergentheim. Im Bad Mergentheimer Kulturforum ist die Ausstellung „Eine Generation – zwei Maler“ eröffnet worden. Sie ermöglicht einen Werkvergleich zwischen Horst de Marées und Friedrich Wäldele.

Lehrer und Schüler

„Glückliche Umstände haben den Zugriff auf hochwertige Privatsammlungen ermöglicht, so dass die beiden Kuratoren – Klaus Wäldele und Ulrich Horch-Enzian – eine aussagekräftige Werkschau zusammenstellen konnten“, freute sich Bürgermeisterstellvertreter Klaus-Dieter Brunotte bei der Vernissage. Er wies darauf hin, dass die beiden Kunstinteressierten sich als Lehrer (Ulrich Horch-Enzian) und Schüler (Klaus Wäldele) am Deutschorden-Gymnasium kennen lernten. Diesem Kontakt verdanke die Stadt nun die besondere Ausstellung.

„Die Jahresschluss-Ausstellung im städtischen Kulturforum gehört immer zu den bestbesuchten“, verriet Klaus-Dieter Brunotte und wies darauf hin, dass es bereits die fünfte Ausstellung des Jahres sei.

Institution mit Tradition

In diesem Zusammenhang würdigte er das Kulturforum als „Institution mit Tradition“, die zum „Wohnzimmer für kunstinteressiertes Publikum“ geworden sei. Sein Dank galt neben den Kuratoren auch Kulturamtsleiter Kersten Hahn, der fürs „Kufo“ verantwortlichen Mitarbeiterin Manuela Wischnewski sowie den Ehrenamtlichen der Gruppe „Auskunft vom Bürger“, die die Veranstaltungen durch Übernahme der Aufsicht erst möglich machen. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage durch das Fagott-Spiel von Gabi Wäldele.

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Ulrich Horch-Enzian führte in das Werk von Horst de Marées (1896-1988) ein. Dieser habe sich sowohl den kunstästhetischen Vorgaben des Nazi-Regimes wie auch später jenen der DDR widersetzt, weshalb er zweimal in seinem Leben ein Ausstellungsverbot erhielt. „Dem kommerziellen Kunstmarkt entzog sich Horst de Marées fast gänzlich – mit der Folge, dass Anerkennung, Aufmerksamkeit und Würdigung auf den Kreis von Künstlern und Kennern beschränkt gewesen sind“, sagte Ulrich Horch-Enzian. Allerdings hätten Ausstellungen in den letzten Jahren – unter anderem in Weimar – wieder eine gebührende Resonanz geschaffen.

Mensch in der Natur

Die im Kulturforum gezeigten Werke ermöglichten einen Einblick in das äußerst facettenreiche Werk. Wobei schon in den frühen Arbeiten sichtbar werde, dass für Horst de Marées „die Zeichnung nur sekundäre Bedeutung hat, da alles aus Farbe heraus gestaltet ist“. Leitmotiv sei der Mensch in der Natur oder bei einer Arbeit, weit entfernt von der Zivilisation.

Klaus Wäldele stellte den Vernissage-Gästen Leben und Werk seines Großvaters Friedrich Wäldele (1904-1989) vor. Dem Lehrer seien in der Bildenden Kunst die Klassiker heilig gewesen, die er intensiv studiert habe. Das Hauptwerk Friedrich Wäldeles sei geprägt von Landschaften des Oberrheins und seiner Auen, des Murg- und Renchtals, des Badischen über den Schwarzwald bis zu den Alpen hin. „Oft schwingt etwas Sehnsüchtiges oder Melancholisches in den Landschaftsdarstellungen mit“, beschrieb Klaus Wäldele.

Künstler begegneten sich nie

Darüber hinaus habe sein Großvater Menschen treffend als Typen und als Individuen porträtiert. In der Ausstellung finden sich beispielsweise viele Schüler-Porträts Friedrich Wäldeles, bei denen er – so sein Enkel – „die charakteristischen Züge in möglichst kurzer Zeit aufs Papier brachte“. Insgesamt gelte für sein Schaffen: „Die korrekte visuelle Wirkung war der Maßstab für ihn und seine Grenze der Abstraktion.“

Für den bei dieser Ausstellung möglichen Vergleich hatte Ulrich Horch-Enzian noch diesen Hinweis für alle Besucherinnen und Besucher mitgebracht: „Die Retrospektive auf die Werke zweier Künstler, die sich nie begegneten, aber zu etwa derselben Zeit lebten und arbeiteten, lässt interessante Übereinstimmungen und Kontraste sichtbar werden.“

Die Werke seien so zusammengestellt, dass thematische Parallelen (beispielsweise Wald, Landschaft, Landarbeit, Porträt) zum Vergleich anregten. Die Ausstellung „Eine Generation – zwei Maler“ ist noch bis Sonntag, 7. Januar, täglich (außer mittwochs) geöffnet von 10.30 Uhr bis 17 Uhr. Am 24. Dezember und am 31. Dezember bleibt das Kulturforum auf dem Hans-Heinrich-Ehrler-Platz 35 geschlossen. Der Eintritt ist frei. stv

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