Bad Mergentheim. Die FN-Redaktion bat alle Ratsfraktionen und -gruppen um eine Stellungnahme zum Scheitern des MediSpa-Projektes.
CDU, Andreas Lehr: „Die CDU-Fraktion wird sich an Spekulationen über die tatsächlichen Gründe des Rückzugs des Investors oder an Schuldzuweisungen im Zusammenhang mit dem Projekt MediSpa nicht beteiligen. Beides führt in der Sache nicht weiter. Wir stehen dafür, dass sowohl der Kurverwaltung und mittelbar damit auch der Stadt Bad Mergentheim kein wirtschaftlicher Schaden aus der Kündigung des Erbbaurechtsvertrages durch den Investor und dessen Rückzug aus dem Projekt entstehen darf.
Wir werden uns für zwei Positionen im weiteren Verfahren einsetzen. Das Parkhotel muss weiterhin mit einem zukunftsorientierten Konzept betrieben und nach Möglichkeit ausgebaut werden. Hierzu sind weitere vertrauensvolle Gespräche mit dem aktuellen Betreiber zwingend erforderlich. Weiterhin sind wir der Auffassung, dass die vorliegenden Konzepte für das Medi-Spa-Projekt in dieser oder einer vergleichbaren Form auch durch einen Dritten zur Umsetzung kommen können. Die rechtlichen Voraussetzungen für eine Umsetzung liegen vor und könnten übernommen oder angepasst werden. Im Interesse der Weiterentwicklung des Kur- und Tourismusstandortes sollte das Projekt unbedingt weiterverfolgt und Möglichkeiten für eine Umsetzung ausgelotet werden.“
Pro MGH, Christine Geldbach: „Pro Bad MGH bedauert die Kündigung des Vertrags zwischen Herrn Maier und der Stadt Bad Mergentheim. Das MediSpa hätte die Attraktivität der Stadt gesteigert und den Fremdenverkehr gefördert. Einnahmen, die der Stadt langfristig zugutekommen sollten, entfallen nun. Gerade weil bereits beträchtliche Vorarbeiten geleistet wurden, hofft Pro MGH, dass das Projekt eine zweite Chance erhält. Zu den genauen Beweggründen der Vertragsauflösung können wir keine Stellung nehmen, da uns lediglich Informationen aus der Presse vorliegen.“
Freie Wähler, Jochen Flasbeck: „Aus der veröffentlichten Pressemitteilung zum Aus des MediSpa-Projektes – in den FN vor einer Woche – kann man entnehmen: Alle haben keinen Beitrag zum Scheitern des Projektes geliefert, nur Herr Wolfgang Maier ist Schuld. Von unserem Oberbürgermeister beziehungsweise vom hiesigen Bauamt wurden wir Freien Wähler beziehungsweise der Gemeinderat zu keinem Zeitpunkt über ein bevorstehendes ’Aus‘ des Objektes oder Schwierigkeiten bei der Realisierung des Objektes informiert. Der Schaden für die Stadt ist nicht bezifferbar. Aber nachdem wir eine Landesgartenschau vor der Türe stehen haben, hätte ein solches Objekt – unterstellt man, es sei bis dahin fertig und präsentabel – einer Stadt Bad Mergentheim sicher gut zu Gesicht gestanden.
Was muss sich in Deutschland bezüglich der Bürokratie ändern, wollten die FN wissen? Zum einen darf man nicht in unserer Stadt mit historischem Stadtbild und erhaltenswerten Gebäuden vergessen, dass gerade wir auch dem Denkmalschutz viel verdanken. Etwas mehr ’Fingerspitzengefühl‘ mit bauwilligen Investoren ist erforderlich und nicht solch eine Überbewertung des Denkmalschutzes. Hier liegt die Gratwanderung. Mit Schuldzuweisungen ist uns nicht geholfen.
Wir hoffen nur, dass es bald zur Nutzung des leerstehenden städtischen Alten- und Pflegeheims kommt. Hier entsteht täglich Schaden für den Haushalt der Stadt.“
Grüne, Hubert Schmieg: „Das MediSpa-Projekt hätte der Weiterentwicklung unseres Tourismusstandorts sehr gut getan, weil es neue, allerdings sehr zahlungskräftige Zielgruppen nach Bad Mergentheim gelockt hätte. Es wurde von Herrn Maier mit großer Euphorie gestartet. Leider konzentriert er sich jetzt offensichtlich auf die Erweiterung seines Hotels Mawell in Langenburg.
Mit Nachdruck haben die lokalen und regionalen Behörden alles dazu beigetragen, die Voraussetzungen zur Verwirklichung zu schaffen. Dass dabei die Sicherung der Heilquellen nicht außer Acht gelassen werden durfte, versteht sich von selbst. Den Schwarzen Peter jetzt dem Landesdenkmal zuzuschieben, geht jedoch an der Wirklichkeit ebenfalls vorbei. Laut Presseerklärung war man durchaus gesprächs- und kompromissbereit. Vielleicht findet sich ja ein neuer Investor, denn die Pläne liegen fix und fertig in der Schublade.“
FDP, Prof. Hans-Werner Springorum: „Nachdem vor einiger Zeit schon das Jufa-Projekt im ehemaligen städtischen Alten- und Pflegeheim storniert wurde, erfahren wir jetzt vom Platzen des Maier-Wellness-Hotels am Kurpark! Damit verliert die Stadt beachtliche Steuereinnahmen und die Kleinstadt verliert die Kaufkraft von 200 bis 250 einkommensstarken Hotelgästen und die Landesgartenschau 2034 verliert eine Attraktion!
Wenn tatsächlich der Denkmalschutz für ein gerade mal 45 Jahre altes Hotel ein für Bad Mergentheim so wichtiges Projekt aushebeln kann, dann stimmt alles, was wir Liberalen schon seit langem über den Bürokratie-Wahnsinn sagen!
Die Verwaltungsspitze und die Wirtschaftsförderung sollten unverzüglich in Stuttgart protestieren, um das Projekt möglicherweise doch noch zu retten!“
SPD, Klaus-Dieter Brunotte: „Wenn auch seit Wochen geraunt wurde, das Projekt MediSpa stehe auf der Kippe, hat uns die offizielle Nachricht vom Ende doch tief getroffen. Es ist zunächst einmal daran gescheitert, dass sich der Investor zurückgezogen hat. Gründe hat er selbst angegeben, und zwar nachvollziehbar. Ob es darüber hinaus noch weitere Gründe gibt, ist reine Spekulation und daran werden wir uns nicht beteiligen. Das Landesdenkmalamt hat eine wichtige Aufgabe. Ob es dieser in unserem Fall gerecht geworden ist, sei jedoch hinterfragt. Es darf nicht zu einem Entwicklungsverhinderungsamt entarten! Nun kommt es darauf an, den Schaden möglichst klein zu halten. Gut dass Herr Maier Kooperationsbereitschaft zeigt, so dass vielleicht doch noch nicht das letzte Amen über das Projekt gesprochen wurde.“
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