Kirchen - „Maria Hilf“ schafft in neuem Erweiterungsbau Platz für größere Unterkunftszimmer / Künftig auch Einzelzimmer zu haben / „Für Zukunft gut aufgestellt“

Bad Mergentheim: Maria Hilf-Internat passt sich neuen Ansprüchen an

Das Bischöfliche Internat Maria Hilf macht sich selbst ein Geburtstagsgeschenk. Zu seinem 150-Jahr-Jubiläum entsteht ein Erweiterungsbau mit neuem Zimmerangebot.

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Einrichtungsleiter Andreas Reitzle sieht das Bischöfliche Internat Maria Hilf in Bad Mergentheim durch den Anbau für die Zukunft gut aufgestellt. © DRS/Guzy

Bad Mergentheim. Von der Straßenseite aus ist es kaum zu erkennen, aber der Anbau an das Bischöfliche Internat Maria Hilf hat rund ein Jahr nach dem Baubeginn deutlich Gestalt angenommen. Gerade bringen die Arbeiter die letzten Elemente der Fassadenverkleidung an, danach kann das Gerüst weg. In den kommenden Monaten konzentriert sich alles auf den Innenausbau. „Mit dem Anbau sind wir für die Zukunft gut aufgestellt“, sagt Andreas Reitzle.

Maria Hilf: Die Geschichte des Internats beginnt im Jahr 1872

Das Bischöfliche Internat Maria Hilf gehört als eine von vier Einrichtungen zu den Marchtaler Internaten, die von der Diözese Rottenburg-Stuttgart getragen werden.

Den Ursprung der Bad Mergentheimer Einrichtung bildet das im Jahr 1872 von Jakob Kolb in einem Teil des Kapuzinerklosters gegründete Bischöfliche Knabenseminar.

Nach dem Tod von Jakob Kolb und dessen Bruder Josef geht die Einrichtung 1895 ins Eigentum der Diözese über.

Ein Brand im Jahr 1922 zerstört einen Teil des Knabenseminars. Der Wiederaufbau folgt. Später gibt es die Idee, ein eigenes Haus für die Einrichtung zu bauen.

Das neue Gebäude wird 1933 eingeweiht. Es prägt bis heute die Ansicht zur Marienstraße hin.

Ab 1940 kommt das vorläufige Ende des Schülerheims: Das Haus wird zu einem Reservelazarett.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dient es kurz als Kinderheim, um im späteren Verlauf des Jahres 1945 als Studienheim wiedereröffnet zu werden.

Ab 2000 werden auch Mädchen aufgenommen. Anfang 2006 wird der Name der Einrichtung in „Bischöfliches Internat Maria Hilf“ umgeändert.

Der Leiter der Einrichtung führt durch das neue Gebäude. Geänderte Vorgaben für die Flächengröße der Unterkunftszimmer machten die Erweiterung notwendig, um die Zahl an Internatsplätzen nicht dauerhaft senken zu müssen. So wird es nach Inbetriebnahme des neuen Trakts laut Reitzle wieder insgesamt 70 Internatsplätze in der Einrichtung geben. Außerdem kommt eine Neuerung dazu: „Bisher hatten wir kein nennenswertes Angebot an Einzelzimmern“, erklärt der Leiter. Gerade die älteren Schülerinnen und Schüler wünschten sich aber eine Unterbringung in Einzelzimmern.

Fertigstellung im Sommer

Im Anbau stehen davon künftig 24 Stück zur Verfügung, jeweils acht auf den drei in Holzfertigbauweise errichteten Obergeschossen, dazu jeweils ein Doppelzimmer. Das Erdgeschoss wird als Aula fungieren.

Wunschziel ist, dass der Erweiterungstrakt bis Sommer fertig wird. Denn am 23. Juli will die Einrichtung ihr 150-Jahr-Jubiläum feiern – je nach der dann aktuellen Corona-Situation groß und zusammen mit der Stadtöffentlichkeit oder im engen Rahmen. Außerdem kündigt Reitzle an, dass die eine oder andere kleinere Aktion im Verlauf des Jubiläumsjahrs eingestreut wird.

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Das Bischöfliche Internat Maria Hilf geht auf ein Bischöfliches Knabenseminar zurück, das Jakob Kolb im Jahr 1872 in dem infolge der Säkularisation damals verlassenen Kapuzinerkloster einrichtete (siehe Infobox). Eine 1997 erschienene Chronik des Internats erzählt die Hintergründe: Kolb, Oberpräzeptor an der Lateinschule in Mergentheim, hatte von der Lebenssituation vieler Schüler erfahren. Diejenigen von ihnen, deren Elternhaus nicht in Mergentheim lag, mussten sich zumeist bei fremden Leuten einmieten. Kolb „wusste um die Sorgen der Eltern, die ihre Kinder zur Miete unterbringen mussten, um ihnen eine Schulbildung angedeihen zu lassen“, heißt es in dem Buch.

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So sollte das Knabenseminar den auswärtigen, katholischen Schülern eine Unterkunftsmöglichkeit bieten. Die Lateinschule besuchten insbesondere Jungen, die später Priester werden wollten. Über die Jahrzehnte wandelte sich die Bezeichnung der Einrichtung von Knabenseminar oder auch Pensionat über Studienanstalt und Studienheim bis hin zu Internat heute.

„Seit den Anfängen geblieben ist aber der Name ,Maria Hilf‘“, sagt Reitzle. Die heutigen Schülerinnen und Schüler, die unter der Woche im Bischöflichen Internat Maria Hilf wohnen, gehen auf die verschiedenen Schulen, die in Bad Mergentheim zu finden sind. Neben den Internatskindern und -jugendlichen gibt es sogenannte externe Schülerinnen und Schüler. Dabei handelt es sich um Kinder und Jugendliche, die die Nachmittagsbetreuung des Bischöflichen Internats nutzen.

Die christliche Werteprägung der Einrichtung werde von den Eltern geschätzt, sagt Reitzle. Sie äußere sich in der pädagogischen Arbeit darin, wie jedem einzelnen Menschen Achtung entgegengebracht werde.

Gebets- und Orientierungsangebote und die geistliche Begleitung durch Schwester Clara Maria Worf gehören fest zum Internatsprogramm. Seit 2002 leitet Reitzle die Einrichtung. Aus seiner mittlerweile rund 20-jährigen Erfahrung berichtet er, dass die Internatsplätze immer voll belegt seien, wobei die Kinder und Jugendlichen aufgrund der Lage im äußersten Norden der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Beispiel auch aus Bayern oder Hessen kommen.

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