Bad Mergentheim. Ab August verfügt der Landkreis über 1000 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen. 130 Personen finden ab Juli Platz in der generalsanierten Gemeinschaftsunterkunft „Zwischen den Bächen“ in Bad Mergentheim, zudem entsteht gerade noch eine Containeranlage in Weikersheim.
„Wir befinden uns nach wie vor in einer sehr dynamischen Zugangslage im Bereich der Flüchtlinge. Wir sind als Landkreis aktuell einen halben Schritt vor der Lage und das bedeutet, dass wir momentan noch auf die Belegung von Sporthallen und Notunterkünften verzichten können. Ob das aber in ein paar Wochen oder Monaten so noch Bestand hat, kann man heute seriös nicht abschätzen“, beschreibt Landrat Christoph Schauder die schwierige Situation.
Nachdem allein zwischen Januar und Mai „zwei Drittel mehr Zuweisungen im Vergleich zum Vorjahr“ durch den Landkreis zu verkraften waren, wie Sozialdezernentin Elisabeth Krug deutlich macht, sei man froh, dass die Gemeinschaftsunterkunft in Bad Mergentheim – die fünf Jahre nicht zur Verfügung stand – nun vor ihrer Fertigstellung stehe.
In das kreiseigene Gebäude wurden rund 5,2 Millionen Euro investiert. Aus dem Programm Klimaschutz-Plus erhielt man einen Zuschuss in Höhe von 132 300 Euro.
Landrat Schauder besichtigte die Immobilie jetzt gemeinsam mit Sozialdezernentin Krug, Finanzdezernent Torsten Hauck sowie den zuständigen Amtsleitern Mathias Gruhl (Soziale Sicherung, Teilhabe und Integration) und Joachim Aragón (Immobilienmanagement).
Auf drei Geschossen stehen insgesamt 1340 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Alles ist auf dem neuesten Stand und helle Farbtöne dominieren die Flure und Räume. Die 63 Zimmer teilen sich auf in 22 Zimmer für jeweils mehrere Einzelpersonen, 20 Zimmer für Familien, elf barrierefreie Zimmer für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, acht Zimmer mit Zwischentüre zu einem nebenan liegenden Zimmer, beispielsweise für die Unterbringung von größeren Familien, sowie zwei Büros für die Mitarbeitenden in der sozialen Betreuung. Alle Zimmer sind jeweils mit Nasszelle, Küchenzeile, Betten, Spinden sowie einem Tisch und Stühlen ausgestattet. Auch verfügt die Unterkunft über eine Brandmeldeanlage. Vorteilhaft ist die innerstädtische Lage, so dass Schulen und Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und ÖPNV gut erreichbar sind.
Mit der „neuen“ Gemeinschaftsunterkunft sind es ab Juli im Main-Tauber-Kreis rund 950 Plätze in 13 Unterkünften. Zum 1. Juni waren von den bisher 820 Plätzen rund 80 Prozent belegt, es waren also rund 630 Personen untergebracht, teilt die Pressestelle des Landratsamtes mit.
Landrat Schauder verwies beim Rundgang und im anschließenden Pressegespräch darauf, dass es weiterhin einen „dynamischen Zugang von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, vor allem aber von Asylantragstellern aus anderen Ländern“ gibt. Wurden 2022 von Januar bis Mai insgesamt 6711 Asylsuchende in Baden-Württemberg registriert, stieg deren Zahl in diesem Jahr für den gleichen Zeitraum auf 11 206 Asylsuchende. Dies spüren in der Folge auch die Landkreise.
Schauder macht deutlich, dass die europäische und deutsche Asylpolitik dringend reformiert werden müsse, so dass Menschen ohne Bleibeperspektive zügig zurückgeführt und die Menschen mit Bleibeperspektive gleichmäßiger auf die EU-Staaten verteilt werden. Hierbei sei mit dem jüngst beschlossenen Asylkompromiss ein erster wichtiger Schritt getan.
Rund eine Million Euro teurer als geplant ist die Komplettsanierung in Bad Mergentheim geworden, weil laut Landrat und Finanzdezernent Hauck die Preissteigerungen, der Handwerker- und zeitweise Materialmangel, dazu Probleme mit Feuchtigkeit und Nässe durchgeschlagen hätten. Dass es fünf Jahre bis zur Wiedereröffnung dauerte, erklärt Schauder mit einem Grundsatzbeschluss für die Ertüchtigung, den man aus verschiedenen Gründen zurückgestellt habe, ehe man 2021 „dann mit Hochdruck an das Projekt herangegangen“ sei.
Die Immobilie „Zwischen den Bächen“ gehört dem Kreis und wurde ursprünglich 1959 als Schwesternwohnheim des ehemaligen Kreiskrankenhauses Bad Mergentheim errichtet. Im Jahr 1970 wurde das Gebäude erweitert. Seit Juli 1999 wurde es als Gemeinschaftsunterkunft sowie als Unterkunft für Spätaussiedler genutzt. Nach der Schließung im April 2018 begann nach und nach die Generalsanierung. Die Bauleitung lag bei Christina Zeußel vom Amt für Immobilienmanagement.
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