Bad Mergentheim. „Es ist viel passiert in den 16 Jahren, die ich hier tätig war. Insgesamt hat sich Bad Mergentheim gut entwickelt“, zieht Marcel Stephan (42) zufrieden Bilanz. Der städtische Wirtschaftsförderer und Stadtmarketing-Beauftragte wechselt zum 1. Dezember ins Landratsamt nach Tauberbischofsheim und übernimmt dort die Aufgabe des Kreis-Wirtschaftsförderers.
Handel und Wirtschaft, eine florierende Stadt, schnelles Internet und eine gute Mobilfunkversorgung gehören unter anderem zum ausgedehnten Arbeitsbereich und darüber sprach die Redaktion mit Marcel Stephan und seiner Stellvertreterin Lorena Klingert. Als er 2007 ins Bad Mergentheimer Rathaus kam, waren die Wirtschaftsförderung und das Stadtmarketing zunächst als eigenes Amt im Hauptamt angesiedelt. Später wurde sein Job zur Stabsstelle im Umfeld des Oberbürgermeisters aufgewertet.
Als Highlights der vergangenen Jahre bezeichnet Marcel Stephan ganz klar „die drei Bewerbungsphasen um die Landesgartenschau“ und „der absolute Höhepunkt war dann natürlich als wir beim dritten Anlauf endlich den Zuschlag bekamen“ – und so darf Bad Mergentheim nun 2034 die Landesgartenschau ausrichten.
Glücksmomente
Die erste Bewerbung war noch 2008/2009 unter Oberbürgermeister Dr. Lothar Barth, dann erfolgte der zweite Versuch 2017/2018 und erst der dritte 2019/2020 war schließlich von Erfolg gekrönt. Das Thema sorgte am Ende für wahre Glücksmomente auch beim Wirtschaftsförderer – Marcel Stephan lässt aber auch die zwei Tiefschläge nicht unerwähnt, als man Absagen erhielt.
„Die Landesgartenschau ist ein ganz wichtiges Thema! Es geht langsam voran und es wird sich in jeden Bereich der Stadt auswirken. Es ist ein großes Revitalisierungsprogramm und am Ende steht dann 2034 noch die Gartenschau selbst“, die viele Besucher hierher locken werde. „Dann kann man zeigen, was man über zehn Jahre so entwickelt hat. Die Daueranlagen, die neuen Plätze und anderen Projekte bleiben, und stehen der Bevölkerung dauerhaft zur Verfügung“, freut sich Stephan.
„Schade um Familienhotel“
In seiner Bilanz darf aber auch das weniger Erfreuliche nicht fehlen: „Was im Rückblick gesehen besonders schmerzt, ist, dass das Familienhotel-Projekt mit Jufa nicht geklappt hat. Das ist sehr schade, denn es wäre gut für Bad Mergentheim gewesen.“
Es gebe Themen, die über die 16 Jahre hinweg immer präsent waren und andere die sich weiter entwickelt haben. Natürlich war die Gewerbe- und Industrie-Ansiedelung und die Betreuung der vorhandenen Wirtschaft stets im Fokus; ebenso der Einzelhandel, „inzwischen beschäftigt uns alle der Fachkräftemangel“, so Stephan, der daran erinnert, dass es vor zehn Jahren schon die ersten Foren zum demografischen Wandel gab.
Ein gesellschaftliches Thema sei auch der Einzelhandel. „Da hat sich das Kaufverhalten geändert, die Stadt kann zwar die Rahmenbedingungen schaffen, dass die Leute gerne in die Stadt kommen, aber eben nicht beeinflussen, dass grundsätzlich mehr online bequem von zu Hause gekauft wird“, so Stephan: „Jede Kommune hat damit zu kämpfen und die Spielräume der Kommunen dem Entgegenzuwirken sind begrenzt.“ Am Ende sorgen die Händler vor Ort für das Angebot, ihnen müsse man entsprechend gute Rahmenbedingungen bieten.
„Push für die Innenstadt“
Als schöne Tatsache bezeichnet Stephan dann auch, dass die Zinser-Gruppe das Modehaus Kuhn zum Jahreswechsel übernehmen wird: „Das freut mich sehr, denn damit wurde ein großer möglicher Leerstand vermieden. So einen beinahe reibungslosen Wechsel in dieser Größenordnung hinzubekommen, ist in der heutigen Zeit im Einzelhandel schon etwas Besonderes. Wir erhoffen uns einen gewissen Push für die Innenstadt.“
Jenen die nur unken, dass die Innenstadt kaputt gehe, stünden die Fakten gegenüber, dass es immer noch Interesse an Bad Mergentheim und neue, positive Entwicklungen gebe. Das bestätigt auch Lorena Klingert, Stephans Stellvertreterin: Sie übernimmt vorläufig alle offenen Themen und freut sich, dass ab 2024 die Nachfolgelösung bekanntgemacht wird und es mit neuer Besetzung und Stärke in der Stabsstelle weitergeht.
Klingert verweist auf erfolgreiche Stadtmarketingaktionen auch in diesem Jahr und einige Neueröffnungen: Cocoa’s Bistro in der Bahnhofstraße, die „Carpe Diem“-Bar im Johanniterhof, das Restaurant „Goldstück“ in der Mühlwehrstraße und daneben das neue Hundelädle und die LDX Artlounge und Bar am Schloss sowie die neue Goldschmiedin am Deutschordenplatz. Und auch im ehemaligen Leder Pfahler tut sich etwas, verrät sie noch. Dann gab es Straßenkunst und -künstler, dazu Afterwork-Veranstaltungen und Weinausschank am Deutschordenplatz sowie den Cocktailabend. Zahlreiche Veranstaltungen in der Innenstadt würden hervorragend angenommen und daran soll auch 2024 angeknüpft werden.
Nachfolgelösungen
Die Citygemeinschaft ist in vielen Bereichen ein wichtiger Ansprechpartner für die Stadt. Marcel Stephan hofft, dass auch dort gute Nachfolgelösungen gefunden werden, wenn die Familie Kuhn hier aussteigt. Für die gute Zusammenarbeit ist Stephan schon mal sehr dankbar und ebenso den Kollegen im Rathaus und auch dem Gemeinderat, der ihn vor wenigen Tagen mit Beifall verabschiedete.
Seine neue Stelle im Landratsamt umfasst „Wirtschaft und Klimaschutz“. Es geht hier auf der Kreisebene „um die klassische Wirtschaftsförderung und anstatt Stadtmarketing betreibe ich Regionalmarketing für den gesamten Landkreis – und das Thema Klimaschutz ist mit dabei“. Die Energieagentur ist mit angegliedert und sie ist für die Bürger eine wichtige Anlaufstelle, aber auch für die Unternehmen, um sich beispielsweise über Fördergelder zu informieren.
Über die Wirtschaftsstrategie 2040 der Stadt Bad Mergentheim referierte Stephan vor wenigen Tagen im Gemeinderat. Dabei ging es unter anderem um die große Wirtschaft, die Standortanalyse, den Flächenbedarf und Themen wie Fachkräfte und Entwicklungspotenziale. Diese und die anderen Aufgaben beschäftigen dann fortan seinen Nachfolger.
Breitbandversorgung und Mobilfunk-Ausbau
Wichtige Felder der Wirtschaftsförderung sind auch die Breitbandversorgung und der Mobilfunk. Wo stehen wir in Bad Mergentheim? Dazu nahm Marcel Stephan ebenfalls im FN-Gespräch Stellung.
Dicke Bretter sind immer wieder zu bohren. Nun stehe man kurz davor, „dass es los geht mit dem Ausbau durch die Breitbandversorgung Deutschland, kurz BBV, in Bad Mergentheim“. Die Detailplanungen seien in den letzten Zügen. „An verschiedenen Stellen in der Stadt und in den Stadtteilen wird es voraussichtlich ab dem Frühjahr 2024 Baustellen geben.“ Der genaue Zeitplan werde noch öffentlich gemacht. Viele Bürger hätten Glasfaseranschlüsse bestellt und warten darauf. Die Bauzeit erstrecke sich wohl über zwei Jahre und es gebe sicher viele kleinere Baustellen, oft auch auf Gehwegen.
Die Telekom, Vodafone und auch das Stadtwerk sind in diesem Bereich ebenso aktiv, dabei haben die BBV und das Stadtwerk eine Kooperation vereinbart, die Doppelstrukturen vermeiden soll. Das begrüßt Marcel Stephan ausdrücklich und lobt es als Meilenstein, dass ein privatwirtschaftlicher Anbieter wie die BBV im Landkreis Millionen investieren will, um Glasfaser großflächig anbieten zu können.
Weiße Flecken sollen auch beim Mobilfunk endgültig beseitigt werden, dabei muss viel unter einen Hut gebracht werden: Bürger, Ortschaften, Anbieter und Vorschriften, „es braucht Transparenz und am besten ein städtisches Grundstück, um die Wertschöpfung zu haben und die Steuermöglichkeiten, ebenso wollen die Bürger mitgenommen werden“.
Inzwischen macht die Bundesnetzagentur Druck auf die Mobilfunkanbieter und verhängt Strafen, damit die weißen Flecken im Land endlich verschwinden. Zum Stadtgebiet Bad Mergentheim sagt Marcel Stephan: „Auch hier wollen wir die letzten weißen Flecken loswerden.“ Größere Probleme gab es zuletzt in Dainbach, da hier ein Mast stillgelegt wird. Ein neuer Mast nimmt im Frühjahr 2024 seinen Betrieb auf. Da fehlen laut Vodafone noch ein paar Komponenten, damit er in Betrieb gehen kann, weiß Stephan und fügt an, dass den Masten auch andere Anbieter nutzen wollen.
Dann tut sich etwas in Hachtel. Hier wurde ein Standort für einen neuen Sendemast gefunden. Vodafone plane zudem, so Stephan, auf dem Höhenrücken zwischen Wachbach und Lillstadt einen neuen Sender.
In Rengershausen gibt es noch einen weißen Fleck. Der angedachte Mobilfunk-Standort wurde laut Stephan wieder verworfen: „Da sind wir mit der Telekom an einem besseren Standort dran.“
Für die Kernstadt rechnet Stephan noch mit Mobilfunk-Verstärkern, „weil die Datenmengen immer größer werden“. Die Arbeit gehe der Stabsstelle also nicht aus. sabix
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