Gemeinderat beschäftigte sich mit Wirtschaftsstrategie

Bad Mergentheim: Flächenbedarf bis 2040 passt nicht allen

Die Deckung des Gewerbeflächenbedarfes ist laut Wirtschaftsförderer über vorhandene Flächen nicht möglich - eine weitere Flächenentwicklung sei notwendig. Die Grünen enthalten sich bei der Abstimmung im Gemeinderat.

Von 
Sascha Bickel
Lesedauer: 
Die Wirtschaftsstrategie 2040 war Thema im Gemeinderat. © dpa

Bad Mergentheim. Die „Wirtschaftsstrategie Bad Mergentheim 2040“ verabschiedete der Gemeinderat vergangene Woche mit großer Mehrheit. Allein die Fraktion der Grünen enthielt sich, weil man vor allem den Flächenverbrauch kritisiert, der Platz für neue Firmen oder deren Erweiterung schaffen soll. Wo, wann und wie Flächen in den nächsten Jahren zur Verfügung gestellt werden, wurde noch nicht festgelegt.

Die CDU-Fraktion hatte vor zwei Jahren die Erstellung einer Wirtschaftsstrategie gefordert und nun liegt die 147 Seiten starke Standortanalyse auf dem Tisch. Wirtschaftsförderer Marcel Stephan stellte sie in Auszügen dem Rat vor und verabschiedete sich am Ende, denn nach 16 Jahren wechselt er in die gleiche Funktion auf Kreisebene beim Landratsamt. Beifall für sein langjähriges Wirken zollte ihm das Gremium.

Grüne gegen zusätzlichen Flächenverbrauch

Oberbürgermeister Udo Glatthaar sprach von einer dynamischen Bestandsaufnahme und betonte zuversichtlich, dass die Kurstadt aus ihrer Vielfalt und Stärke heraus weiter wachsen könne. Klaus-Dieter Brunotte (SPD) warb in der Ratsdebatte für den Ausbau des stadtnahen Wohnens, während CDU-Fraktionschef Andreas Lehr konkrete Maßnahmen forderte, um weitere Entwicklungsflächen für Gewerbe und Industrie zu ermöglichen. Grünen-Fraktionsvorsitzender Thomas Tuschhoff sagte, dass man gegen einen großen zusätzlichen Flächenverbrauch sei und es andere Lösungen brauche.

Marcel Stephan erklärte in seinem Vortrag, dass „die Deckung des Gewerbeflächenbedarfes 2040 über die vorhandenen Bestands-, Nachverdichtungs- und Potenzialflächen nicht möglich ist“. Deshalb sei Folgendes nötig: „Nachverdichtung im Bestand. Die Aufwertung bestehender Gewerbegebiete. Die Ausweitung vorhandener Gebiete in der Kernstadt – auch für mittlere Größeneinheiten.“ Zudem gelte es Potenzialflächen in den Stadtteilen für ortsbezogenes Gewerbe zu entwickeln. Und die interkommunale Flächenentwicklung müsse vorangebracht werden.

Das Konzept zur Wirtschaftsstrategie haben die städtische Wirtschaftsförderung und das Stadtbauamt in Zusammenarbeit mit der „imakomm Akademie“ aus Aalen erarbeitet. Ziel war es, anhand einer analytischen Auseinandersetzung mit der Ausgangssituation der Bad Mergentheimer Wirtschaft und einer Bestandsaufnahme der Flächenverfügbarkeit im Bereich der (privaten und kommunalen) Gewerbeflächen Empfehlungen für zukünftiges Handeln abzuleiten.

Expertengespräche

Zu einzelnen Themenbereichen wurden Expertengespräche mit ausgewählten Vertretern der Verwaltung, von Unternehmen und Institutionen geführt. Darüber hinaus äußerten sich 112 örtliche Unternehmen im Rahmen einer Onlinebefragung zum Wirtschaftsstandort und zur Gewerbeflächenentwicklung.

Im Fokus stand auch die professionelle Erfassung der Potenziale der Stadt für Gewerbeansiedlungen und Neugründungen. In diesem Zusammenhang sollten Bereiche beispielsweise der Medizintechnik oder Pharmaindustrie ausgemacht werden, bei denen man eine besondere Chance für Ansiedlungen von Unternehmen hat und eine Strategie für die Umsetzung erarbeitet werden.

Mehr zum Thema

Gemeinderat tagte

Bad Mergentheim: Geschäfte leiden durch Bauarbeiten

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Kommunalpolitik

Feuerwehr: Neues Gerätehaus für Stuppach geplant

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Gemeinderat

Bad Mergentheim: Grüne wollten mehr Fußverkehrsförderung

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren

Schaut man allein auf die Flächenbilanz in der Analyse, dann werden 25 Hektar an Gewerbefläche bis 2040 gebraucht. Die Summe aller möglichen Entwicklungsareale umfasst allerdings nur 12,3 Hektar, so dass sich eine deutliche Lücke auftut. Einen klaren Abstand gibt es außerdem bei den Mischgebietsflächen. Hier wird der Flächenbedarf 2040 auf acht bis zehn Hektar geschätzt, die Summe der Entwicklungsgebiete aber auf 2,2 Hektar.

„Es besteht also Handlungsbedarf für die weitere Flächenentwicklung“, so Marcel Stephan, der weiter auf 13 Leitziele im Rahmen der Wirtschaftsstrategie einging.

Mit Blick auf das Resümee bei der Unternehmensbefragung teilte Stephan mit, dass die Unternehmen in Bad Mergentheim auch in den letzten Jahren immer noch zu großen Teilen positive Entwicklungen verzeichnen konnten. Insgesamt stelle sich der Standort „wirtschaftlich zukunftsfähig und dynamisch“ dar, „es bedarf aber auch einer Weiterentwicklung der wesentlichen Rahmenbedingungen“.

Als wesentliche Probleme der Unternehmen – und für ihre Mitarbeiter – wurden der mangelnde beziehungsweise bezahlbare Wohnraum genannt, die auszubauende Breitbandversorgung sowie die erschwerte Verfügbarkeit hochqualifizierter Fachkräfte sowie innerstädtisch auch das Thema Verkehr und Erreichbarkeit.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke