Bad Mergentheim. In den Fokus rücken ein „Grüner Boulevard“ in der Igersheimer Straße samt „Willkommensplatz“ vor dem Stadtkloster, dann der „Landschaftspark“ zwischen Wolfgangsbrücke, Schloss und Volksfestplatz als künftigem Ausstellungsgelände der Gartenschau, dazu die „Zukunftsstadt Auenland“ zwischen neuer Grundschule und Igersheimer Straße, der Deutschordenplatz und die Burgstraße, ein erneuerter Marktplatz, ein neuer Bahnhofsplatz und ein neues „Urbanes Quartier Herrenwiesen Süd“ entlang der Bahnlinie im Bereich des ehemaligen Rudolph-Areals. Auf Antrag der CDU wird auch ein neues Jugendzentrum in der Kernstadt anvisiert und die Stadtteile sollen Maßnahmen benennen.
Einstimmig votierte der Gemeinderat für die vorgelegten Zielkonzeptionen der Landesgartenschau-Rahmenplanung und ebenso für den CDU-Antrag. Durchweg Gegenstimmen der sieben grünen Stadträte und von Jochen Flasbeck (Freie Wähler) gab es für den folgenden Beschluss-Zusatz zu den einzelnen Projekten: „Die weiteren Umsetzungsschritte inklusive Verkehrskonzeption werden zuvor dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt.“ CDU-Fraktionschef Andreas Lehr verteidigte diesen Zusatz, denn bei allen Vorhaben müsse der Verkehr darauf abgestimmt werden. Das gelte für Autos, Radler, Fußgänger und die Anbindung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Zuerst wurde der CDU-Antrag zum Thema, der die Schaffung eines neuen Jugendzentrums im Rahmen der Maßnahmen zur Landesgartenschau prüfen soll. Zudem gehe es um neue Flächen für Sport und Freizeitgestaltung, wie beispielsweise in der Zellerau in Würzburg, oder um die Sanierung beziehungsweise den Ausbau von bestehenden Sport- und Freizeitflächen im Stadtgebiet.
Die Ortschaftsräte sollen außerdem förmlich um Vorschläge für den Maßnahmenkatalog zur Gartenschau gebeten werden.
Zustimmung bekam die CDU von allen Seiten für ihren Antrag. Klaus-Dieter Brunotte (SPD) sagte, dass auch der Stadtstrand für die Jugend ein wichtiges Projekt sei, das es umzusetzen gelte.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar rief dann die Leitprojekte der Landesgartenschau einzeln auf und erklärte, dass die Inhalte im Rahmen einer Bürgerwerkstatt im Herbst intensiv diskutiert würden. Größere Debatten zu den einzelnen Vorhaben gab es keine. Sie wurden alle einmütig abgesegnet.
„Grüner Boulevard und Willkommensplatz“: Es geht um die Umgestaltung der ehemaligen Bundesstraße und heutigen Igersheimer Straße zum Grünen Boulevard bis zur Schwimmbad-Kreuzung, die zum Kreisverkehr werden soll.
Es wird die Rücknahme von Doppelstrukturen zwischen dem Schellenhäuschen und der Schwimmbadkreuzung angestrebt. Dies führt laut Stadt zu einer Rückverlegung des Straßenraums auf die alte Igersheimer Straße. Der Planungsraum zweigt daher ab dem Schellenhäuschen nach Süden hin ab. Die nördlichen Verkehrsflächen (bisherige Hauptstraße) werden entsiegelt und stellen dadurch zukünftig einen Teil des Planungsraums „Landschaftspark“ dar.
Im Bereich des Stadtklosters und der Kapuzinerstraße besteht aktuell ein großräumiger Verkehrsplatz mit breit angelegten Abbiegespuren. Als Entrée zur Altstadt und zum Deutschordensschloss sowie als Vorplatz des Klosters bietet der Raum Potenzial für einen beruhigten, repräsentativen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität. Es besteht die Möglichkeit, vor dem „Willkommensplatz“ an der Igersheimer Straße Busspuren zum Ein- und Ausstieg von Touristen zu integrieren.
Einstimmig votierte der Gemeinderat später für einen Förderantrag an das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und sein Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“.
Die Gesamtkosten des Projektes „Grüner Boulevard und Willkommensplatz“ werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf rund vier Millionen Euro geschätzt.
„Landschaftspark“: Das Hauptausstellungsgelände in 2034 erstreckt sich auf ca. 21,1 Hektar von der Wolfgangsbrücke bis hinter zum Volksfestplatz und bis zur Igersheimer Straße. Der Landschaftspark besteht aus zwei, hinsichtlich ihrer Nutzung grundlegend verschiedenen Teilräumen: dem Ausstellungsgelände und dem vorgelagerten Bereich um den Haupteingang (so genannter „Volksfestplatz“). Das Ausstellungsgelände addiert sich aus den Bereichen Untere Arkau, Äußerer Kurpark und Au sowie Obere Mühlwiesen und Unterer Wasen. In den erst genannten werden voraussichtlich die wesentlichen Schauplätze der Landesgartenschau zu finden sein: die große Veranstaltungsbühne, die Anlagen der Landschaftsgärtner, Blumenschauen, die Landfrauen, die Naturschutzverbände, die Landwirtschaft, die Imkerei und weitere Vereine.
Der Haupteingang zum Ausstellungsgelände befindet sich westlich der Schwimmbadstraße in unmittelbarer Nähe zur noch zu planenden Bahnhaltestelle „Solymar-Therme“. In diesem Areal werden Aspekte wie das Ankommen, Orientieren, Informieren und Verteilen im Vordergrund stehen. Alle genannten Bereiche beinhalten auch Daueranlagen, die nach dem Ausstellungsjahr zur Verfügung stehen werden.
„Zukunftsstadt Auenland“: Das Areal zwischen der Igersheimer Straße im Norden, der Austraße im Osten, Kopernikus-Realschule und Deutschorden-Gymnasium im Süden sowie der vorhandenen Bebauung der Inneren Au im Westen soll städtebaulich entwickelt werden. Das neue Baugebiet soll zum Großteil als Wohnstandort unter den Gesichtspunkten der klimaresilienten Stadt entwickelt werden.
„Deutschordenplatz und Burgstraße“: Aufgrund der großen Bedeutung und Komplexität der Planungsaufgabe empfiehlt die Stadtverwaltung für das Plangebiet einen Wettbewerb oder ein wettbewerbsähnliches Verfahren, das ein hohes Maß an Gestaltungsqualität sicherstellt und eine Vielfalt von Lösungsalternativen aufzeigen wird. Beim Deutschordenplatz, der aus dem 12. Jahrhundert stammt, handelt es sich um den wohl ältesten und ersten Marktplatz der Stadt.
Die übergeordneten städtebaulichen Ziele der Umgestaltung sind: Neuordnung und -gestaltung des Deutschordenplatzes und der Burgstraße, Erhöhung der Aufenthaltsqualität, mehr Grün, Aufrechterhaltung der aktuellen Funktionalität.
Kernstück der Entwurfsidee ist ein Baumhain, der die vorhandene Platane ergänzt. Die wassergebundene Fläche unter den Bäumen ist vielfältig nutzbar und ermöglicht Sitzen und Spielen unter Bäumen, Boule etc. Auch der vorhandene Schalenbrunnen wird in den Hain integriert. Er wird mit einem Überlauf ausgestattet und in ein seichtes Wasserbassin gestellt, so wird das Wasser erlebbar.
Die Ränder des Platzes sind mit dem „Stadtboden“ belegt, also befestigt für die Außengastronomie und ihre Anlieferung. Entlang der Ränder insbesondere an der Stadtmauer soll es zusätzlich zahlreiche Sitzmöglichkeiten geben.
„Marktplatz“: Für die Umgestaltung des Marktplatzes hat die Stadtverwaltung ein Zielkonzept entwickelt, das auf den durchgeführten Befragungen der Bevölkerung, fachlichen Analysen und Gutachten basiert. Auch in Verbindung mit dem Hans-Heinrich-Ehrler-Platz geht es um Barrierefreiheit, mehr Aufenthaltsqualität, Wasser als Erlebnis, mehr Grün und neue Toiletten.
„Bahnhofplatz“: Die funktional-gestalterische Erneuerung des Bahnhofplatzes als repräsentativer Stadteingang in Synergie mit Klimaanpassungsmaßnahmen ist zentraler Baustein der Bewerbung um die Landesgartenschau 2034. Ziel der Umgestaltung ist es, den Bahnhofplatz in Teilen vom ruhenden Verkehr frei zu räumen, um Ankommen, Aufenthalt und Orientierung zu ermöglichen und damit dem Platz neben seiner Bedeutung als Verkehrsplatz auch seine repräsentative Bedeutung zurückzugeben.
„Urbanes Quartier Herrenwiesen Süd“: Das 1,87 Hektar große Gebiet grenzt im Süden unmittelbar an die Bahnlinie an, in nördlicher Richtung befinden sich Einzelhandels und gewerbliche Nutzungen, östlich grenzt der Bachlauf des Wachbachs an. Die brachliegende und zuvor ausschließlich gewerbliche Fläche bietet neben der Schaffung von attraktiven zentrumsnahen Wohneinheiten und zukunftsfähigen Arbeitsplätzen die Chance, neue Verbindungen zum Stadtzentrum und in den Landschaftsraum der Tauber zu schaffen und das Gewässer des Wachbachs erlebbar zu machen.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Bad Mergentheim: Landesgartenschau konkreter und greifbarer