Kiliansbrunnen am Gänsmarkt - Bürgerinitiative ist weiter aktiv. Vor-Ort-Termin mit Vertretern des Gemeinderates. Unterschriftenlisten liegen noch bis zum 25. Juni aus

Bad Mergentheim: Hohe Kosten für Brunnen-Verlegung und -Renovierung befürchtet

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Die Bürgerinitiative „Hände weg vom Kiliansbrunnen“ organisierte am Mittwoch einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern aller im Gemeinderat vertretenen Parteien. © Kuhnhäuser

Bad Mergentheim. Sie sind zum kommunalpolitischen Hotspot geworden: der Gänsmarkt und der Kiliansbrunnen. Die vom Gemeinderat beschossene Verlegung des Brunnens um sieben Meter wird heftig und kontrovers diskutiert. Die Bürgerinitiative „Hände weg vom Kiliansbrunnen“ sammelt derweil weiter Unterschriften und lud am Mittwoch zum Lokaltermin mit Ratsvertretern.

„Rund 1100 Unterschriften haben wir schon, die Aktion läuft weiter bis zum 25. Juni“, betonte Sonja Götzelmann beim Vor-Ort-Termin mit den Stadträten. Nur die SPD war mit ihrer Fraktionsvorsitzenden Inge Basel vertreten. Für die CDU kam Thomas Tremmel, für die Freien Wähler Stefan Dietz, für die Grünen Rainer Moritz und Artur Schmidt für die FDP. Das Bürgerforum „Stadtbild“ war durch Wolfram Klingert und Karin Waldhäusl präsent. Restaurator Norbert Eckert sowie einige Anlieger ergänzten die Runde.

„Kein guter Grund“

Eckert machte nochmals auf die Geschichte des Brunnens aufmerksam – „es ist zwar schon alles geschrieben, aber es ist einfach wichtig, zu betonen, dass der Kiliansbrunnen schon immer hier stand, und zwar seit 1889“, so Eckert. Und es gebe keinen guten Grund zur Verlegung. Eine Zustimmung des Landesdenkmalamtes gebe es bislang auch nicht.

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Abbau, Versetzung und Neuaufbau des Brunnens – er besteht aus porösem und brüchigen roten Sandstein – werden laut Eckert „trotz aller Sorgfalt Schäden in einem heute noch gar nicht absehbarem Maß an der Originalsubstanz verursachen“, wobei die Säule noch in relativ gutem Zustand sei, das Brunnenbecken hingegen „immensen Schaden“ nehmen würde. Und weiter: „Zu den extrem hohen Kosten dieses Vorhabens der Stadt sind auch noch die Aufwendungen für das Straßengemälde und die schon erfolgten Planungskosten der neuen Platzgestaltung zu addieren.“

Sollte das Landesamt der Versetzung nicht zustimmen, wäre „auch dieses Geld in den Sand gesetzt“. Mit den bereits erfolgten und noch zu erwartenden Kosten „könnten in Bad Mergentheim viele Verbesserungen für die Einwohner geschaffen werden, zumal dann, wenn das Amt der Versetzung nicht zustimmt, was ich sehr hoffe“, so Eckert. Das Verkehrskonzept sei, falls die Versetzung abgelehnt würde, „Makulatur“.

Wolfram Klingert vom Bürgerforum „Stadtbild“ merkte an, dass „Denkmale ‚in situ’, also immer mit ihrem Standort verbunden sind“. Und der Kiliansbrunnen stehe seit 1889 an dieser Stelle; es gebe „keinen nachvollziehbaren Grund, ihn zu versetzen“, betonte Klingert. Er habe Vertrauen in die Denkmalpflege, denn „ohne Not und Zwang ein Denkmal zu versetzen, ist völlig widersinnig und deshalb abzulehnen“. Und, wie Klingert weiter darlegte, „wäre das ja auch mit hohen Kosten für die Stadt verbunden – Geld, das man anderweitig sinnvoller verwenden könnte“.

Eckerts und Klingerts Argumentation schlossen sich fast alle anwesenden Stadträte an. Stefan Dietz (Freie Wähler) betonte, „dass die Stadt das Geld ja gar nicht hat“, zudem reichten die im Raum stehenden 150 000 Euro „nie und nimmer“. Außerdem gebe es andere, „wichtigere Plätze: Der Marktplatz und die gesamte Fußgängerzone sind für Rollatoren- und Rollstuhlfahrer katastrophal“.

Überdies stehe nirgendwo geschrieben, dass ein Brunnen immer mitten auf dem Platz zu stehen habe. „Wenn die jetzt sichtbare gelbe Linie nur 50 Zentimeter zurückgelegt würde“, wäre die Passage von Bussen und Lieferfahrzeugen deutlich erleichtert. „Das Grundübel der Stadt ist das desaströse Verkehrskonzept. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass die ’Verkehrsberuhigung’ viele davon abhält, nach Bad Mergentheim zu ziehen.“

Thomas Tremmel (CDU) sah ebenfalls „keinen Grund für die Versetzung des Brunnens“, zudem warte er immer noch auf die Vorlage der von der Stadtverwaltung aufgeführten Aussage des Landesdenkmalamtes zu diesem Vorhaben. Und Artur Schmidt (FDP) sprach von einem ohnehin „nicht gelungenen Verkehrskonzept. Die Versetzung des Brunnens mit diesem zu begründen, ist völlig falsch!“ Er wisse von fast allen seinen Kunden, dass sie das Verkehrskonzept ablehnen, ebenso wie die Brunnenversetzung. Laut Schmidt sei die Verkehrssituation in Bad Mergentheim „ohnehin desaströs“.

Rainer Moritz (Grüne) sagte, dass die Anwohner eher über „zu viel“ Autoverkehr klagten und eine Aufwertung des Platzes wünschen. „Die ist nötig!“ Letztlich sei für ihn die Versetzung sinnvoll, um den Gänsmarkt aufzuwerten, „und eine Aufwertung wollen die Anlieger“. Allerdings „muss das Landesdenkmalamt der Versetzung des Brunnens zustimmen. Tut es das nicht, geht meine Welt nicht unter“, so Moritz.

Inge Basel (SPD) machte deutlich, „dass ich mich von der Stadt weder ehrlich noch offen informiert fühle. Und angesichts der anstehenden Kosten für Renovierung und Versetzung blutet mir das Herz.“ Klar sei, dass es „deutlich teurer“ werde; die aktuell im Raum stehenden Zahlen bezeichnete sie als „nicht realistisch“.

Norbert Eckert verwies abschließend noch auf einen weiteren Umstand, der bisher noch nicht in der öffentlichen Diskussion genannt wurde: „Rund um den Gänsmarkt standen die ältesten Gebäude der Stadt. Also: Was ist im Boden? Da können archäologische Überraschungen auftreten.“ Und das führe dann zu „weiteren Kosten“.

Sonja Götzelmann als Initiatorin der Bürgerinitiative betonte, dass jede weitere Unterschrift wichtig sei. Deshalb habe man zusätzliche Listen ausgelegt: In den Geschäften „Victoria Weine“, „Antik und Schönes im Hellerhaus“, in der Burgapotheke sowie im Café Paradies von Alma Riele in Markelsheim. Darüber hinaus liegen nach wie vor Listen bei „Artur Schmidt Friseure“, im „Eiscafé Cortina“, im „Salon Klingler“, im Dorfladen Löffelstelzen, im „Stadtlädle“ und im „Sommerhaus Rahmenmanufaktur“.

„Wir werden die Unterschriftenlisten dann am 27. Juni im Rathaus an die Stadtverwaltung übergeben“, sagte Sonja Götzelmann abschließend.

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