Caritas-Krankenhaus - Detlef Janßen und sein Team kümmern sich um Strom, Wasser, Heizung, Kälteerzeugung, Lüftung, Telefone und noch viel mehr

Bad Mergentheim: Krankenhaus hat großen Energiebedarf und sucht stets nach Einsparpotenzialen

Der Betrieb eines Krankenhauses ist energieintensiv und auch in den technischen Bereichen stets eine Herausforderung. Damit der Laden „läuft“, braucht es Spezialisten, die auch für Notfälle gerüstet sind.

Von 
Sascha Bickel
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Im Untergeschoss und unter dem Dach (Bild) des Funktionsbaus des Caritas-Krankenhauses verbirgt sich sehr viel Technik, um den reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Die zwei Lüftungsanlagen des medizinischen Bereichs fördern beispielsweise je 90 000 Kubikmeter Luft in der Stunde. Die Luft wird angesaugt, gefiltert, erhitzt oder gekühlt, befeuchtet und über Ventilatoren dem Kanalnetz zugeführt. Die Luft bewegt sich mit etwa zwei Metern pro Sekunde durch das Netz. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Detlef Janßen und sein rund 30-köpfiges Team (inklusive Verwaltung) sind die Experten im Caritas-Krankenhaus für Strom, Wasser, Heizung, Kälteerzeugung, Lüftung, Telefone, Müllentsorgung, die Grünanlagen und vieles mehr. 365 Tage im Jahr sorgen sie dafür, dass die Operationssäle stets Licht haben, es gut klimatisierte Behandlungsräume und Patientenzimmer gibt, die Telefonanlage funktioniert und der Wasserhahn nicht tropft. Gestörte Lieferketten, steigende Material- und Energiekosten aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Inflation, dazu die Frage nach der dauerhaften Versorgungssicherheit mit Öl und Gas sowie die Ziele für ein klimafreundlicheres Wirtschaften gehören aktuell zu ihrem Alltag.

Zwei von insgesamt drei Notstromaggregaten wurden erst 2021 erneuert. Sie schalten sich in wenigen Sekunden zu. Batterien im OP und beispielsweise im Rechenzentrum halten so lange das Netz stabil. © Sascha Bickel

Detlef Janßen, den Bereichsleiter Technik in der Gesundheitsholding Tauberfranken, bringt das alles aber nicht aus der Ruhe, denn er weiß, dass er sich auf seine Mannschaft verlassen kann. „Bei uns greift ein Rädchen ins andere“, lächelt er zufrieden und ist froh, dass man frühzeitig in neue Technik investiert hat, seit Jahren einen sinkenden Energieverbrauch am Caritas – trotz aller Erweiterungen – verzeichnen kann und an vielen wichtigen Stellschrauben schon gedreht hat.

„Gibt immer etwas zu tun“

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„Es gibt immer etwas zu tun“, räumt Janßen ein, der 1999 ans Caritas kam und sich früh mit der Verbrauchsdokumentation auseinandersetzte. So hat er bis heute einen guten Überblick gewonnen, wie viel Energie wo gebraucht wird und die optimale Regelung der Heizungs- und Lüftungsanlagen als wichtigsten Bereich identifiziert, steuernd einzugreifen.

Ein Klinikbett verursacht im Energiesektor so viel Kosten, wie ein Einfamilienhaus. Um Kosten und Verbrauch zu senken, hat Detlef Janßen für das Caritas ein Energiekonzept erstellt und mit seinem Team in den vergangenen fünf Jahren sowohl die Heizung wie die Lüftung und die Versorgung mit Kälte nahezu komplett modernisiert.

„2015 wurde die gesamte Kesselanlage energetisch erneuert und energieeffizient für die Zukunft ausgerichtet“, erläutert der Diplomingenieur. „2019 haben wir zugleich die erste Phase der Erneuerung der Lüftungsanlagen gestartet, 2020 weitergeführt und schließen diese nun mit dem Umbau der Lüftungsanlagen in den Bettenhäusern ab. Danach werden die Wasseraufbereitungsanlagen auf Verbrauchsoptimierungen analysiert. Auch hier rechnen wir mit Einsparpotenzialen beim Wasserverbrauch.“

Rund 1,8 Millionen Euro wurden allein in die Modernisierung der gesamten Kälteanlage investiert. „Mit unserem Konzept sind wir gut für die Zukunft aufgestellt und erfüllen jetzt die Anforderungen des Klimaschutzgesetzes, mit dem Ziel, 40 Prozent der Treibhausgase auf Basis des Jahres 1990 abzubauen.“ Vor allem die Erneuerung der Kälteanlage leistet hierzu einen entscheidenden Beitrag, denn „Kälte ist eine teure und sehr stromintensive Energie“, so Janßen. „Wir haben nun einen geschlossenen Kreislauf mit drei Verteilzentren, die untereinander verbunden sind: auf dem Dachgeschoss des Zentralgebäudes, im Untergeschoss des Zentralgebäudes und im Kesselhaus.“

Mit Kälte versorgt

Damit wird das gesamte Krankenhaus mit Kälte versorgt: Der Z-Bau mit den OPs, der Medizintechnik in allen Untersuchungs- und Funktionsbereichen und das Labor benötigen ganzjährig Kälte. In den wärmeren Monaten werden die Halle, die Küche, die Pathologie und die Dialyse und weitere Verbraucher zusätzlich mit Kälte versorgt. Auch das neue Logistikzentrum und das erweiterte Zentrum für Notaufnahme sind bereits einberechnet und die Anschlüsse vorbereitet.

Je nach Bedarf holt sich die Anlage computergesteuert die Kälte aus den Verteilerzentren: Für die IT werden zum Beispiel Kaltwassertemperaturen von zwölf Grad benötigt, um die Serverräume auf maximal 25 Grad Celsius zu halten. Im OP sollte die Raumtemperatur nicht über 24 Grad steigen.

Neue Hocheffizienzpumpen verteilen die Kälte im Haus zu den jeweiligen Abnahmepunkten.

Prozessoptimierungen

Durch die energetische Sanierung der Lüftungsanlagen werden über 360 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Weitere Anpassungen der Regelungstechnik und Prozessoptimierungen in der Küche bringen das Caritas-Krankenhaus auf über 430 Tonnen CO2-Einsparung. Damit erfüllt das Caritas die Vorgaben des Projekts „Klik-Green“ der Bundesregierung, um gemeinsam bis 2022 mindestens 100 000 Tonnen CO2-Äquivalente zu vermeiden. 250 Krankenhäuser bundesweit sollten dazu jeweils 400 Tonnen pro Jahr einsparen.

Um das Energiemanagement am Caritas weiter zu verbessern, setzt man auf intelligente Technik und künftig auch auf Wetterprognosen des Deutschen Wetterdienstes in Frankfurt.

„Wenn diese mitteilen, dass es in zwei Tagen nachts bitter kalt wird, werden die Anlagen in den Nächten zuvor nicht mehr so sehr heruntergefahren, damit man am nächsten Morgen dann nicht mehr so viel hochheizen muss. Es geht um eine vorausschauende Steuerung und die Hoffnung auf gewisses Einsparpotenzial auch hier“, so Janßen.

Eine Gebäude-Leittechnik ist seit 1997 im Einsatz. Dazu merkt Janßen an: „Schon damals konnten wir viel messen, steuern und regeln und im Laufe der Zeit haben wir viele, viele Zähler nachgerüstet, so dass wir jetzt in der Lage sind, die Zähler nun noch besser in Beziehung zu setzen und Stromverbraucher zu analysieren.“

Meilensteine

Das digitalisierte Energiemanagement werde immer wichtiger, meint Janßen, der noch wichtige Meilensteine der vergangenen 20 Jahre kurz benennt: den großflächigen Einsatz der Photovoltaik auf verschiedenen Dächern seit 2006, die hocheffiziente Wärmerückgewinnungsanlage im Neubau des Mutter-Kind-Zentrums seit 2009 und die Modernisierung der Energiezentrale schließlich 2014. Trotz aller Maßnahmen spielen aber Erdgas und Öl für den Krankenhaus-Betrieb immer noch eine sehr große Rolle – mehr dazu im separaten Artikel auf dieser Seite.

Die Warmwasserversorgung folgt dem Prinzip des Durchlauferhitzers, was benötigt wird, wird auch erhitzt. Früher wurde in Boilern das erhitzte Wasser gespeichert. Das zog aber hygienische Probleme nach sich und steigerte die Legionellen-Gefahr. © Sascha Bickel

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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