Frau wird angegriffen

Bad Mergentheim: Heftige Prügel-Attacke an der ehemaligen Discothek

Eine Frau geht in Bad Mergentheim feiern und wird beim Verlassen heftig attackiert, selbst am Boden liegend noch getreten und gewürgt. Nicht der erste Fall.

Von 
Simon Retzbach
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Gäste in einem Club (Symbolbild). Am Rande einer solchen Feier in Bad Mergentheim kam es zu einer heftigen Attacke gegen eine Frau. © picture alliance/dpa

Bad Mergentheim. Die heftige Beschreibung der Tat will so gar nicht zu der ruhigen Stimme passen, mit der der Anklagevertreter aus Ellwangen sie vorträgt. Im April 2024 soll der Angeklagte T. im Rahmen einer Feier in der Bad Mergentheimer Discothek „Opus Nightlife“ (früher auch als P2 bekannt) auf das Opfer getroffen sein. „Anlasslos“, so der Staatsanwalt, habe er mit Fäusten auf die junge Frau eingeschlagen. Als sie bereits am Boden lag, habe er weiter auf sie eingetreten, dabei insbesondere Bauch und Kopf ins Visier genommen, sie zudem gewürgt. „Massive Verletzungen“ habe die Frau von der Attacke davongetragen, die der Angeklagte zusammen mit einem zweiten Mann begangen haben soll. Wochenlang sei sie deshalb arbeitsunfähig gewesen.

Der Angeklagte geht auf diese Vorwürfe anfangs nicht wirklich ein. Er beschreibt einen Abend, an dem er mit seiner Frau und Freunden gemeinsam den Hochzeitstag feiern wollte. Als das spätere Opfer an den Tisch von ihm und seinen Begleitern kommt, soll sie vor allem seiner Ehefrau und ihm Komplimente gemacht haben und nach der Handynummer gefragt haben. Als seine Ehefrau dies ablehnt, entsteht ein Streit, der schließlich eskaliert. So sehr, dass das Opfer durch die Security zeitweise aus dem Club geführt wird.

Blick auf einen gegenüberliegenden Parkplatz. In diesem Bereich, unmittelbar vor der Discothek, soll es zu der Attacke gegen eine Besucherin gekommen sein. © Retzbach

Eifersucht oder verletzter Stolz als Ursache? Etwa zwei Stunden später treffen die Parteien jedenfalls wieder aufeinander, als der Angeklagte mit seinen Begleitern den Club verlässt. Auf der Straße „Beim Braunstall“ und einem angrenzenden Parkplatz kommt es wieder zu einer Auseinandersetzung zwischen Freunden des Opfers und der Ehefrau des Angeklagten. Das Opfer selbst wird direkt beim Verlassen der Treppen vor dem Club attackiert, zu Boden gebracht und verprügelt.

Der Angeklagte beschreibt das so: „Als wir nach draußen gingen, sahen wir direkt, dass sie (das Opfer; Anmerkung der Redaktion) und eine weitere Frau Leute sammeln, um uns zu verprügeln“. Er habe nicht gewollt, dass etwas passiert. Doch das Opfer und eine weitere Frau hätten seine Ehefrau geschlagen und beleidigt, als man sich auf den Nachhauseweg machen wollte. Er habe dann „schlichten“ wollen, so seine Schilderung. Über die heftigen Angriffe äußert er sich nicht.

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Die Frau, die vor Gericht als Nebenklägerin auftritt, schildert den Abend jedoch ganz anders. Beim Tanzen habe sich der T. plötzlich genähert und sie am Oberschenkel berührt. Seine Frau sei daraufhin eifersüchtig geworden, weshalb es zu einer kurzen Auseinandersetzung kam. Später sei es dann vor dem Club zu dem Streit gekommen, weil die Ehefrau des nun Angeklagten das Opfer als „Schlampe“ bezeichnet haben soll, woraufhin es zur Auseinandersetzung mit einer Freundin des Opfers gekommen sei. Als sie selbst einschreiten wollte, so die Nebenklägerin, sei sie „direkt“ attackiert worden.

Die Tritte, das Würgen und die Schläge haben laut ihr nicht nur körperliche Probleme, wie etwa eine gebrochene Nase, verursacht. „Das belastet mich psychisch immer noch, ich verlasse mein Haus seitdem nicht mehr“, erzählt sie. Den „Hassblick“ des Angeklagten in jenem Moment habe sie noch immer im Kopf.

Richterin zeigt Bilder: Enorme Verletzungen sichtbar

Schon die körperlichen Spuren der Attacke sind deutlich. Richterin Susanne Friedl zeigt Bilder aus jener Nacht, die nicht unbedingt für schwache Nerven geeignet sind. Heftige Schwellungen und Blut im Bereich des Kopfes zeigen die enorme Gewalt, die von dem Angriff ausgegangen sein muss.

Aus mehreren Schilderungen wird zudem deutlich: Der bisher unbekannte zweite Mann muss ebenfalls eine bedeutende Rolle in der Attacke gespielt haben, Zeugen schildern heftige Schläge und Tritte von ihm gegen die am Boden liegende Frau. Als „Mann mit der schwarzen Jacke“ beschreiben sie ihn, der bislang mangels bekannter Identität nicht vor Gericht steht.

Verschiedene Zeugenaussagen bringen letztlich wenig Licht ins Dunkel. Es sind bislang nur Angehörige von Angeklagtem oder Opfer, die jeweils nicht alles mitbekommen, gehört oder gesehen haben. Was sich allerdings zeigt: Eine erschreckende Gleichgültigkeit der (männlichen) Zeugen beim Anblick einer Frau, die am Boden liegend geschlagen und getreten wird, dabei um Hilfe schreit. Immer wieder fragt Richterin Friedl, weshalb die Zeugen nicht einschreiten. „Was andere Leute machen, da halte ich mich raus“ oder auch „Nicht mein Problem“, kriegt sie da lapidar als Antworten. Da ist selbst die erfahrene Strafrichterin kurz sprachlos.

Einer der Zeugen, ausgerechnet ein Begleiter des Angeklagten, beschreibt dann zögerlich, dass er tatsächlich Schläge gegen die Frau gesehen habe. Zuerst erwähnt er nur, dass der Angeklagte die Frau „gepackt“ habe, die Schläge sieht er vom oft erwähnten Mann mit der schwarzen Jacke. Doch später schildert er, dass der Angeklagte T. (mit dem er weitläufig verwandt ist) in einem Gespräch die eigenen Schläge einräumte. „Ich nehme diese Aussage sehr ernst“, erklärt hierzu die Richterin.

Die ehemalige Discothek in Bad Mergentheim ist bereits seit gut einem Jahr dauerhaft geschlossen. © Retzbach

Doch zu einem Urteil kommt es an diesem Tag noch nicht. Nachdem sich die Identität des mutmaßlichen zweiten Angreifers im Saal klären lässt, steht für Friedl fest: „Den will ich hier haben.“ Am 25. November wird die Verhandlung dann mit dessen Aussage fortgesetzt. Dann geht es auch um die Frage, inwiefern hier ein gemeinschaftliches Handeln zweier Männer vorlag. Dann wäre ein Kriterium der gefährlichen Körperverletzung erfüllt und höhere Strafen möglich.

Diese schwere Gewalttat an der ehemaligen Discothek war nicht die einzige. Bereits Anfang 2024 berichteten die FN über eine heftige Attacke im Juni 2022 gegen einen Discobesucher, der von einer Eisenstange so heftig am Kopf getroffen wurde, dass er bis heute an den Folgen der Verletzungen leidet. Zu weiteren Gewalttaten dürfte es rund um die Discothek allerdings nicht mehr kommen, nach FN-Informationen ist das Gewerbe seit Juni 2024 abgemeldet.

Redaktion

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