Hausarztpraxen

Bad Mergentheim: "Geschäftsbetrieb der Medicas GmbH faktisch eingestellt"

Silke Stahnke geht nach Norddeutschland. Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht in erster Instanz gewonnen. Strafanzeige wegen mehrfachen Betruges gegen Mitarbeitende von Medicas gestellt.

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Sascha Bickel
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Leere Arztpraxis. © dpa

Bad Mergentheim. Auf einen Schlag machten im Januar die drei Hausarztpraxen Stahnke, ehemals Träger und Stüber-Brückner, zu (die FN berichteten). Die dadurch gerissene Lücke in der hausärztlichen Versorgung ist bis heute nicht geschlossen. In den vergangenen Wochen gab es aber neue Entwicklungen.

Das Mannheimer Unternehmen Medicas wollte den Betrieb der drei Praxen wieder aufnehmen und suchte im Frühjahr nach Auskunft von Geschäftsführer Steffen Raetzer „intensiv nach Lösungen“. Mitte Mai ordnete das Insolvenzgericht in Heidelberg vorläufige Sicherungsmaßnahmen und damit ein vorläufiges Insolvenzverfahren an. „Der Insolvenzantrag erfolgte wegen Zahlungsunfähigkeit; der Geschäftsbetrieb der Medicas GmbH ist faktisch eingestellt. Aussagen zu den geschlossenen Praxen sind derzeit nicht möglich“, teilt Henrik Schmoll, der vorläufige Insolvenzverwalter, auf Anfrage mit. Steffen Raetzer ließ die Fragen der Redaktion zur Zukunft von Medicas bis Freitagnachmittag (30. Juni) unbeantwortet.

Hausärztin Silke Stahnke und Medicas befinden sich weiterhin in einem Rechtsstreit wegen ausstehendem Lohn. Sie hat zudem Strafanzeige wegen mehrfachen Betruges gegen Medicas gestellt.

Froh ist Stahnke unterdessen, dass die Kammer Crailsheim des Arbeitsgerichts Heilbronn in mehreren Verfahren ehemaliger Angestellter der Arztpraxen, die sie auf Lohn verklagt hatten, geurteilt hat, „dass ich nicht die Arbeitgeberin bin“. Die Klagen wurden abgewiesen. Einen Vergleich gab es zwischen Stahnke und einem angestellten Arzt.

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„Ich würde mir wünschen, dass sich die ehemaligen Mitarbeiter mit ihren Forderungen an den Medicas-Insolvenzverwalter wenden“, erklärt Stahnke noch, während der Igersheimer Rechtsanwalt Michael Pfleger, der alle Kläger vertrat, Berufung einlegen möchte. Für ihn sei die Medicas nur Dienstleister und kein Arbeitgeber. Er zweifelt das ganze Vertragskonstrukt zwischen Stahnke und Medicas an und meint, dass auch die Kassenärztliche Vereinigung schwere Fehler gemacht hat. Es sei zudem „eine Sauerei“, dass viele Patienten immer noch nicht an ihre medizinischen Daten der ehemaligen Hausarztpraxen herankommen.

Silke Stahnke berichtet abschließend auf Nachfrage, dass sie einen neuen beruflichen Weg einschlagen und die ärztliche Leitung einer Mutter-Kind-Kurklinik in Norddeutschland übernehmen wird. Ende des Jahres entscheide sich ihr weiterer Lebensweg endgültig. Welche Auswirkungen das alles auf ihr Amt als Stadträtin in Bad Mergentheim habe, sei momentan noch unklar.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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