Main-Tauber-Kreis. Oft sieht man die Warnhinweise vor dem eigentlichen Grund für jene Warnung, dem Eichen-Prozessionsspinner. Mit einem gewissen Sicherheitsabstand werden die Warnungen positioniert, denn wenn die Bäume einmal befallen sind, kann ein Kontakt durch zu geringen Abstand sehr unangenehm werden. Besonders gefährlich sind die winzigen Brennhaare der älteren Raupenstadien, die mit Widerhaken ausgestattet sind. Die Haare enthalten ein Nesselgift, das bei Menschen Hautreizungen, Augenentzündungen und Atemwegsbeschwerden hervorrufen kann.
Auch in der Region waren und sind Warnhinweise zu finden, beispielsweise im Ketterburgwald bei Löffelstelzen oder nahe der L2251 in Igersheim Richtung Markelsheim. „Seit den 1980ern ist der Eichen-Prozessionsspinner in unseren Regionen anzutreffen“, weiß hierzu Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamts Main-Tauber. Aufgrund des Witterungsverlaufs habe sich der Eichenprozessionsspinners in diesem Jahr im Main-Tauber-Kreis „nicht massiert vermehrt“. Einzelvorkommen sind laut Moll jedoch im gesamten Kreis zu finden. Das Forstamt des Landkreises beobachte aktuell „in den Wäldern bei Ahorn und Boxberg eine Zunahme der Population.“
Allgemein profitiert das Tier von den Klimaveränderungen, die auch in der Region stattfinden. Milde Winter und heiße Sommer begünstigen seine Verbreitung. Wie der Name bereits andeutet, finden sich die Raupen des Eichen-Prozessionsspinners hauptsächlich an Eichen, gelegentlich aber auch an anderen Bäumen wie etwa der Hainbuche. Da das Tier die Wärme liebt, hält er sich insbesondere in lichten Eichenwäldern, an sonnigen Waldrändern, Lichtungen oder freistehenden Bäumen auf.
Gerade letzteres kann auch für eine mögliche Bekämpfung relevant sein. Denn allgemein gilt laut Pressesprecher Moll: „Hier sind vor allem Orte im Fokus, an denen sich viele Menschen aufhalten. So wird bei stark frequentierten Wanderwegen, Schutzhütten, Sitzbänken, Grillstellen, Waldparkplätzen und ähnlichen ‚Hotspots‘ im Wald bei erkannter Gefahr mit Hinweisschildern gewarnt oder bei starkem Befall die Einrichtung gesperrt. Ist eine Sperrung nicht möglich, zum Beispiel bei Befall in der Nähe zu Schulen, Kindergärten, Schwimmbädern oder ähnlichen, muss eine punktuelle Bekämpfung in Betracht gezogen werden.“ Zuständig ist dann die jeweilige Kommune, in deren Gebiet der problematische Befall zu beobachten ist.
Bekämpfung im Wald eher selten, Bürger sollten trotzdem Augen offenhalten
Für einen Befall inmitten eines Waldes gilt, dass eine Bekämpfung eher selten sinnvoll ist. Dies wäre zum Beispiel bei einer allgemeinen Schwächung des Waldbestandes zu dessen Schutz der Fall. „In der Regel wird ein einmaliger Kahlfraß von vitalen Eichen gut verkraftet“, so Moll. Im Main-Tauber-Kreis seien derzeit keine Bekämpfungsmaßnahmen geplant.
Bürger können und sollten dennoch aus mehreren Gründen die Augen offen halten. Zum einen, um gesundheitliche Probleme durch zu engen Kontakt auszuschließen. Zum anderen, weil ein Befall innerhalb von Städten und Gemeinden, etwa an Spielplätzen, der jeweiligen Kommune gemeldet werden sollte. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind schlank und werden bis zu fünf Zentimeter lang. Ihr Körper wirkt grau bis braun, mit dunklen Längsstreifen auf dem Rücken und einer auffallend samtigen Behaarung. Unter dieser dichten Behaarung sitzen ab dem dritten Larvenstadium die berüchtigten, kaum sichtbaren Brennhaare, die bei Gefahr abgestreift werden. Charakteristisch ist auch ihre „Prozession“ (die daher ebenfalls Namensbestandteil ist): Sie bewegen sich in langen, geordneten Reihen hintereinander her, als folgten sie einer unsichtbaren Straße über den Eichenstamm.
Nester sind für mehrere Jahre gefährlich
Auch im Spätsommer sind die Tiere noch ein Thema. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind im August bereits verschwunden. An ihre Stelle sind die Falter getreten, die sich paaren und ihre Eier für das kommende Jahr ablegen. Für Spaziergänger ist eine mögliche Gefahr jedoch keineswegs gebannt: Die leeren Nester aus dem Frühjahr kleben noch immer an vielen Eichen. In ihnen lagern Millionen der winzigen Brennhaare, die über Jahre ihre Reizwirkung behalten. Dass diese Nester natürlich keinesfalls berührt werden sollten, dürfte selbstverständlich sein. Wind, Arbeiten an Bäumen oder spielende Kinder können die Härchen dennoch jederzeit erneut freisetzen. Warnschilder bleiben deshalb oft bis in den Herbst hinein stehen.
Wer nun also in den Wald gehen möchte, sollte die Warnungen ernst nehmen. Abstand halten ist dabei die wichtigste Maßnahme. Kommt es dennoch zum Kontakt mit den feinen Brennhaaren, hilft nur schnelles Handeln: Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen, gründlich duschen und auch die Haare sorgfältig reinigen. Bei Hautausschlag, Augenreizungen oder Atembeschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden. Besonders Kinder und Haustiere sind gefährdet – sie sollten nicht unter betroffenen Bäumen spielen oder herumlaufen. Für Hunde gilt: In befallenen Gebieten lieber an die Leine nehmen, um unnötige Risiken zu vermeiden.
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