Haushaltssitzung des Gemeinderates

Bad Mergentheim: Fehlbetrag von neun Millionen Euro 2025

Der Haushalt 2025 der Stadt Bad Mergentheim weist einen Fehlbetrag von neun Millionen Euro aus. Es wird viel investiert und es ist ein neues Rekord-Zahlenwerk.

Von 
Sascha Bickel
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Der Haushalt 2025 der Stadt Bad Mergentheim sieht unter anderem folgende Mittelverwendungen vor. © Stadt Bad Mergentheim

Bad Mergentheim. Das Haushaltsvolumen der Stadt Bad Mergentheim wächst im laufenden Jahr auf einen neuen Rekord von 93 Millionen Euro. Da die Einnahmen „nur“ mit 84 Millionen veranschlagt werden, ergibt sich ein Fehlbetrag von stolzen neun Millionen Euro. Ein satter Griff in die Rücklagen und hohe neue Kredite sollen den Haushalt 2025 im Lot halten. Dazu sagten CDU, Pro Bad Mergentheim, die FDP und der Oberbürgermeister sowie Teile der Freien Wähler Ja, aber auch neun Stadträte Nein, darunter die Grünen, die SPD und Freie Wähler-Vertreter.

Die zustimmende Mehrheit von 27:9 betonte vor allem die großen Investitionen, die auch in diesem Jahr wieder gestemmt werden und die Kurstadt auf dem Weg zur Landesgartenschau 2034 deutlich voranbringen sollen. Zwölf Millionen Euro sind allein für Baumaßnahmen verplant und davon fließen wiederum über fünf Millionen in Bildung und Betreuung.

Die Schwerpunkte der Investitionen

Die Investitionsschwerpunkte 2025 sollen Folgende sein: Im Hochbau: die Sanierung der Grundschule Wachbach (3.211.500 Euro), das neue Feuerwehrgerätehaus Stuppach (1.800.000), die Ertüchtigung des Verwaltungsgebäudes im Unteren Graben (ehemaliges Bali-Kino, 700.000 Euro), die Vorbereitung eines neuen Fachraumzentrums zwischen Deutschorden-Gymnasium und Kopernikus-Realschule (400.000 Euro), die Sanierungsmaßnahmen am Deutschorden-Gymnasium sowie an der Kopernikus-Realschule und an der Grundschule Stadtmitte (jeweils 300.000; zusammen 900.000 Euro), der Beginn der Sanierung an der Grundschule Markelsheim (200.000 Euro) und ein Anbau an die Turnhalle der Lorenz-Fries-Schule (296.850 Euro).

Beim Tiefbau stehen auf dem Zettel: Investitionen in Gemeindestraßen (1.300.000 Euro; darunter der Badweg und die Härterichstraße), die Fertigstellung des neuen Gänsmarktes (600.000 Euro), Verbesserungen im Radwegenetz (550.000; am Schlosspark und Lückenschluss Markelsheim-Igersheim), barrierefreie Bushaltestellen (300.000), das Stadion (250.000; Ertüchtigung des Baseball-Feldes), die Grundschule Edelfingen (250.000), der Beginn der Maßnahme „Grüner Boulevard“ mit Kapuzinerplatz und Igersheimer Straße (200.000) sowie die Ortsdurchfahrt Neunkirchen (200.000).

Zu den Investitionen zählt auch der Erwerb von Anlagevermögen durch den Kauf von Grundstücken (900.000), in Sachen Katastrophenschutz (435.000; neue Sirenen) und im Bereich Brandschutz (427.000; neuer Abrollbehälter für die Feuerwehr und neue Pumpe).

Oberbürgermeister Udo Glatthaar räumte in seiner Haushaltsrede ein, dass das Defizit von neun Millionen Euro im Haushalt 2025 „saumäßig weh tut“, er aber auch der Ratsmehrheit dankbar sei, dass man „jetzt kein Streichkonzert und keinen Kahlschlag mit dem Ergebnis einer Stagnation“ vollziehe, sondern weiter mutig vorangehe: „Denn wir sind von der Notwendigkeit unserer Projekte überzeugt!“

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Gemeinderat in Kürze

Um eine Gefahrenstelle für Fußgänger zu beseitigen, wurde an der Ecke Schillerstraße/Goethestraße , von der B 290 kommend, eine Sanierung des Gehweges vorgenommen. Den außerplanmäßigen Kosten über 45.000 Euro stimmte der Gemeinderat nachträglich zu.

Außerplanmäßige Ausgaben tätigte die Stadt auch in Herbsthausen , genauer gesagt im Kirschweg. Auf 426 Metern Länge wurde ein neuer Gehweg an der Westseite angelegt. Die Kosten von 36.000 Euro segneten die Stadträte ebenfalls ab.

Einnahmen (142.000 Euro) und Ausgaben (220.000 Euro) im außerplanmäßigen Bereich fielen ebenfalls für den provisorischen Kreisverkehr (die FN berichteten) auf der Taubertalstraße bei Markelsheim an. Dieser nimmt in Kürze seine Arbeit auf, wenn die Ertüchtigung des Bahnhofs beginnt. Der Gemeinderat genehmigte die Kosten nachträglich.

Die Tiefgarage unter dem Neuen Rathaus am Bahnhof erhält eine Kennzeichenerfassung für die Ein- und Ausfahrt. Dazu sagte die Ratsmehrheit Ja und ebenso zur Erhöhung der Gebühren auf 1,50 Euro pro angefangene Stunde, wobei die ersten zwei Stunden kostenlos sind.

Gebührenanpassungen bei der Straßenverkehrsbehörde der Stadt versagte die große Ratsmehrheit die Zustimmung . Eine Diskussion gab es nicht. Es hieß lediglich, dass es auch bereits im vorberatenden Verwaltungsausschuss keine Mehrheit dafür gegeben hatte. Am Ende votierten nur der Oberbürgermeister und die beiden SPD-Vertreter für die von der Verwaltung vorgeschlagenen Kostensteigerungen bei Sondernutzungen an öffentlichen Straßen. Es gab fünf Enthaltungen. Alle anderen (27) sagten Nein.

Zu den geplanten Bodenleitsystemen für Blinde am neuen Gänsmarkt fragte Dr. Klaus Hofmann (Freie Wähler) nach und bekam von Stadtbaudirektor Bernd Straub zur Auskunft, dass diese im März/April eingepresst würden.

Zur Überfahrtsmöglichkeit am Deutschordenplatz , die es ja eigentlich nicht mehr geben solle, hakte Dr. Alexandra Kurfeß (Grüne) nach und fragte, wann damit Schluss sei, nachdem die Baustelle in der Nonnengasse abgeschlossen sei. OB Udo Glatthaar verwies auf den in Kürze geplanten Poller-Einbau, um den Verkehr hier optimal steuern zu können. Dann liege die Entscheidung wieder beim Gemeinderat, wann künftig eine Überfahrt erlaubt werde.

Die Frommengasse und den unerwünschten Verkehr an der Ecke Türkengasse mit Fahrtrichtung zurück zur Kapuzinerstraße sprach Inge Basel (FDP) an. Schon wieder hätten Großfahrzeuge unerlaubterweise den Weg genutzt und hier Schäden am Gebäude an der Ecke hinterlassen, weil es einfach zu eng sei. Die Beschilderung zu Beginn der Frommengasse sei ungenügend, meinte Basel und bekam von OB Glatthaar die Auskunft, dass man sich die Sache erneut anschauen werde.

Auch zahlreiche kritische Töne waren zu hören

Zustimmung, aber auch zahlreiche kritische Töne waren den insgesamt sieben Haushaltsreden, die in Summe 94 Minuten dauerten, von OB, CDU, Pro Bad Mergentheim, Freien Wählern, Grünen, FDP und SPD zu entnehmen – über sie wird in extra Artikeln berichtet.

Kämmerer Artur Wirtz machte in seinen Ausführungen zum neuen Haushalt deutlich, dass laut Auswertung der Regierungspräsidien im Land „81 der 96 Großen Kreisstädte – das sind 84 Prozent – ein negatives ordentliches Ergebnis“ für 2025 vermelden müssten. Man sei also hier bei weitem nicht alleine im aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld.

Im Vergleich der Eckdaten der Haushalte der vergangenen drei Jahre erinnerte Wirtz daran, dass man 2023 noch mit einem Plus von 3,7 Millionen Euro abschließen konnte. Für 2024 erwarte man bei der Schlussabrechnung entgegen den bisherigen Planungen kein Minus von 4,7 Millionen, so dass die Rücklagen noch deutlich über 30 Millionen Euro liegen, sich diese 2025 aber um bis zu neun Millionen reduzieren könnten, während die Verschuldung der Stadt im allerschlimmsten Fall einen Sprung um über 20 Millionen Euro nach oben mache, wenn alle bereits vorhandenen Kreditermächtigungen (auch der Vorjahre) und die neuen Kredite voll ausgeschöpft würden. „Schulden sind nichts Schlechtes, man sollte sie sich nur leisten können“, merkte Wirtz mahnend an und verwies aber auch auf die steigenden Einwohnerzahlen (bald 25.000), ein entsprechendes Plus bei der Einkommenssteuer, höhere Gewerbesteuereinnahmen (eingeplant sind 18 Millionen) und wachsende Personalausgaben, höhere Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen sowie eine steigende Kreisumlage. Zuweisungen über 8,8 Millionen würden ebenso für 2025 erwartet.

Am Ende gab es grünes Licht durch die Ratsmehrheit für das Zahlenwerk im laufenden Jahr. Der Stellenplan wurde mit 33:3-Stimmen, die Kreditermächtigungen mit 33:2-Stimmen bei einer Enthaltung und der Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs „Abwasser“ einstimmig durchgewunken.

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Haushalt 2025 in Zahlen

Gesamthaushalt (mit allen Eigenbetrieben): Ergebnishaushalt: 99.036.651 Euro (Vorjahr 92 033 936 Euro). Finanzhaushalt: 24.732.428 Euro (Vorjahr 31 646 856). Ordentliches Ergebnis: minus 8 989 196 Euro (minus 4 763 265). Neue Kredite: 14,9 Millionen Euro (Vorjahr 21,7 Millionen). Tilgungsleistungen: 2,83 Millionen (Vorjahr 3,65). Netto-Neuverschuldung: 12 Millionen Euro (Vorjahr 18 Millionen). Schuldenabbau: 0 (Vorjahr 0). Schuldenstand: 86.638.414 Euro (Vorjahr/Ergebnis: 57.530 508 Euro). Pro-Kopf-Verschuldung: 3508,19 bei 24.696 Einwohnern (Vorjahr/Ergebnis: 2329,55 Euro bei 24 696 Einwohnern). Personalstellen inklusive Teilzeit, mit Eigenbetrieben: 373,95 (342,70). Der starke Zuwachs an Stellen liegt auch an der Übernahme des ehemals evangelischen Kindergartens Neunkirchen samt Personal durch die Stadt. Personalkosten: 27.565.798 Euro (23.756.341).

Kernhaushalt (ohne Eigenbetriebe): Ergebnishaushalt: 92.879.225 Euro (Vorjahr 85 443 131 Euro). Finanzhaushalt: 16,1 Millionen (Vorjahr 23,66 Millionen). Ordentliches Ergebnis: minus 8 989 196 Euro (minus 4 763 265). Neue Kredite: 6,24 Millionen (14 Millionen). Tilgungsleistungen 1.153.200 Euro (1.099.600). Netto-Neuverschuldung: 5.086.800 Euro (12,9 Millionen). Schuldenabbau: 0 (Vorjahr 0). Schuldenstand: 46.734.982 Euro (Vorjahr/Ergebnis: 24.648.188 Euro). Pro-Kopf-Verschuldung: 1892,41 bei 24.696 Einwohnern (Vorjahr/Ergebnis: 998,06 Euro bei 24 696 Einwohnern). Personalstellen inklusive Teilzeit: 358,95 (328,70). Personalkosten: 26.595.798 Euro (Vorjahr 22 856 141).

Steuersätze: Grundsteuer A: 500 (Vorjahr: 350). Grundsteuer B: 750 (390). Gewerbesteuer: 370 wie im Vorjahr.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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