Bad Mergentheim. Zahn oder Parutto? Diese Frage galt es am Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus Neunkirchen noch zu klären. Ansonsten gestaltete sich der öffentliche Auftakt in die Amtszeit 2024 bis 2029 des neu gewählten Gemeinderats von Bad Mergentheim mit sechs Parteien am Ratstisch sehr unaufgeregt.
Hinter den Kulissen war nach FN-Informationen jedoch bis zum Vorabend intensiv gerungen worden, damit sämtliche Posten in Ausschüssen und Gremien zur Zufriedenheit aller gut besetzt werden konnten.
Das letzte Spannungsfeld war die Anzahl der künftigen Bürgermeister-Stellvertreter und deren Aufteilung unter den Fraktionen. Alles andere wurde nicht-öffentlich vorab geklärt. So konnte bei der konstituierenden Sitzung zügig abgestimmt werden.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar hieß die 38 neuen Stadträte (bislang waren es 33 gewesen) willkommen, die zusammen mit ihm künftig über die Geschicke der Kurstadt Bad Mergentheim entscheiden. Er freue sich auf die Zusammenarbeit auch mit einigen neuen Gesichtern im Gremium, so Glatthaar, der von einem breiten Themenfeld, „von der Wiege bis zur Bahre“, von der Kinderbetreuung bis zur Friedhofssatzung, berichtete, dass es zu bearbeiten gelte.
Viele Rädchen drehen
Am vergrößerten Ratstisch, der weiterhin in U-Form im Dorfgemeinschaftshaus aufgestellt wird, sitzen nun links von der Verwaltungsreihe beginnend die beiden SPD-Vertreter, dann die fünf Grünen, die dreiköpfige FDP-Fraktion, daran an schließen sich die 14 CDU-Räte, ehe auf der rechten Seite von der Verwaltung aus gesehen „Pro Bad Mergentheim“ mit sieben Leuten und die Freien Wähler mit ebenfalls sieben Köpfen Platz nehmen.
OB Glatthaar meinte, dass es viele kleine Rädchen für die Stadtentwicklung zu drehen gelte und das Beste für die Bürger angestrebt werde. Dabei dürfe auch mal gestritten werden, aber bitte stets sachlich und fair. Die gefassten Mehrheitsbeschlüsse gelte es dann von allen zu respektieren – auch von den Unterlegenen. So sei dies nun mal in der Demokratie.
Wahlmarathon
Mit der Verpflichtungsformel und dem persönlichen Handschlag des OB wurden alle Stadträte schließlich eingesetzt und der Wahlmarathon für die Ausschüsse und Gremien konnte beginnen. Alle Abstimmungen verliefen einstimmig. Das änderte sich erst später, als es – wie bereits erwähnt – um die Bürgermeister-Stellvertreter ging.
„Wir haben in Bad Mergentheim keinen städtischen Beigeordneten“, führte OB Glatthaar ins Thema ein und so gelte es die stellvertretende Amtsleitung im Rathaus zu klären, wenn er längere Zeit abwesend sei. Bislang gab es fünf Bürgermeister-Stellvertreter aus den Reihen des Gemeinderates. Glatthaar sagte, dass es hinter den Kulissen einige Debatten gegeben habe und ihm nun der Vorschlag vorliege, fortan nur noch vier Bürgermeister-Stellvertreter zu benennen. Die Namen Manuela Zahn (CDU), Graziano Parutto (Pro Bad Mergentheim), Rainer Moritz (Grüne) und Andreas Lehr (CDU) lägen ihm aktuell als Vorschläge in dieser Reihenfolge vor.
Jochen Flasbeck (Freie Wähler) klärte etwas später dazu auf, dass die Freien Wähler ausdrücklich auf einen Stellvertreter-Posten verzichtet hätten, um zu einer Lösung mit nur vier Bürgermeister-Stellvertretern – was ausreichend sei – zu kommen. Prof. Hans-Werner Springorum schob nach, dass auch die FDP bei dieser interfraktionellen Verabredung keine eigenen Ansprüche erhoben habe. Beides wurde mit Zustimmung im Gremium quittiert.
Dann ging es um die Reihenfolge: Christine Geldbach von Pro Bad Mergentheim verlangte, dass der Stimmenkönig der Gemeinderatswahl, ihr Fraktionskollege Graziano Parutto, den Posten des ersten Bürgermeister-Stellvertreters erhalten sollte. Jochen Flasbeck (Freie Wähler) schloss sich dieser Forderung an. Nachdem an dieser Position Manuela Zahn auf der Ratsvorlage stand, leitete OB Glatthaar die nötige Kampfabstimmung ein, die geheim erfolgte. Von den 39 Stimmberechtigten gaben 38 ihre Zettel ab und am Ende bekam Manuela Zahn 25 Stimmen und Graziano Parutto 13.
Parutto ging sofort zu Manuela Zahn hinüber, gratulierte und umarmte sie, was allgemeinen Beifall im Saal auslöste. Sie nahm die Wahl auch an, so dass zügig über den zweiten Bürgermeister-Stellvertreter abgestimmt werden konnte. Graziano Parutto wurde hier offen und einstimmig gewählt. Dritter Stellvertreter ist künftig Rainer Moritz (Grüne), vierter Stellvertreter Andreas Lehr (CDU). Auch diese Entscheidungen wurden einstimmig gefällt.
Auf FN-Nachfrage an Parutto, wie er diese Wahl nun nachträglich bewerte, sagte er kurz, dass er damit gut leben könne.
Wichtige Ausschüsse und Gremien
Ältestenrat: Andreas Lehr und Wolfgang Herz (beide CDU), Christine Geldbach (Pro Bad Mergentheim), Jochen Flasbeck (Freie Wähler), Hubert Schmieg (Grüne), Prof. Hans-Werner Springorum (FDP) und Klaus-Dieter Brunotte (SPD).
Verwaltungsausschuss: CDU: Andreas Lehr, Wolfgang Herz, Hubert Rothenfels, Sebastian Quenzer, Manuela Zahn, Hariolf Scherer, Alexander Hay. Pro Bad Mergentheim: Christine Geldbach, Graziano Parutto, Heiko Oertel, Jimmy Pelka. Freie Wähler: Jochen Flasbeck, Dr. Klaus Hofmann, Josef Wülk, Stefan Dietz. Grüne: Rainer Moritz, Patrik Groß. FDP: Prof. Hans-Werner Springorum. SPD: Jordan Murphy.
Bauausschuss: CDU: Hanspeter Fernkorn, Andreas Huck, Hubertus Hettenbach, Karl Kuhn, Michaela Fischer, Birgit Teufel, Christian Müller. Pro Bad Mergentheim: Jimmy Pelka, Elmar Fahrbach, Florian Dietzel. Freie Wähler: Franz Imhof, Silke Karl-Ulshöfer, Pierre Kranz. Grüne: Hubert Schmieg, Dr. Alexandra Kurfeß, Heike Uibel. FDP: Artur Schmidt, Inge Basel. SPD: Klaus-Dieter Brunotte.
Einschätzungsausschuss für den Fremdenverkehrsbeitrag: CDU: Alexander Hay, Andreas Huck. Pro Bad Mergentheim: Graziano Parutto. Freie Wähler: Jochen Flasbeck. Grüne: Hubert Schmieg. FDP: Artur Schmidt.
Umlegungsausschuss: CDU: Christian Müller, Hanspeter Fernkorn. Pro Bad Mergentheim: Jimmy Pelka. Freie Wähler: Franz Imhof. Grüne: Hubert Schmieg. SPD: Jordan Murphy. Beratende Mitglieder: Volker Hell, Helena Bopp und Stadtbaudirektor Bernd Straub (alle Stadtverwaltung).
Innenstadtausschuss (erstmals gebildet): CDU: Alexander Hay, Wolfgang Herz, Andreas Huck, Michaela Fischer, Andreas Traut und Friederike Kuhnhäuser. Pro Bad Mergentheim: Anna-Katharina Kuper, Graziano Parutto, Christine Geldbach. Freie Wähler: Stefan Dietz, Franz Imhof, Pierre Kranz. Grüne: Hubert Schmieg, Rainer Moritz. FDP: Artur Schmidt. SPD: Jordan Murphy.
Als beratende Ausschüsse wurden zudem einstimmig der Werbebeirat, der Verkehrsausschuss und der Ausschuss für Familie und Bildung besetzt. Weiter wurden Stadträte in den Gemeinsamen Ausschuss der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft mit Igersheim und Assamstadt, in die Aufsichtsräte für das Stadtwerk Tauberfranken, die Erholungs- und Freizeitpark GmbH, die Stadtverkehr GmbH und in den Verwaltungsrat der Kurverwaltung sowie die Personalauswahlkommission entsandt. Alle Namen dazu findet man unter www.bad-mergentheim.de im Bereich Stadtverwaltung/Gemeinderat. sabix
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