Rainer Moritz

Bad Mergentheim: Engagierter Buchhändler, Kommunalpolitiker und Kulturförderer

Rainer Moritz: Vor einigen Wochen 70. Geburtstag gefeiert. Ein Grüner durch und durch. Er wünscht sich einen attraktiven Gänsmarkt und die zügige Umsetzung der gefassten Ratsbeschlüsse

Von 
Sascha Bickel
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Rainer Moritz feierte vor einigen Wochen seinen 70. Geburtstag. Er ist Buchhändler in Bad Mergentheim, gehört den Grünen seit über 40 Jahren an und wünscht sich einen attraktiven Gänsmarkt vor seiner Ladentüre. In seiner Buchhandlung sind mittlerweile auch regionale Produkte als Geschenkartikel für Touristen und Einheimische zu haben. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Die Leseförderung sowie kulturelle Veranstaltungen rund um die Literatur liegen ihm sehr am Herzen. Er ist aber auch ein Grüner durch und durch, ein engagierter Kommunalpolitiker und erfahrener Buchhändler: Rainer Moritz. Bereits am 26. März feierte er seinen 70. Geburtstag. Mit den FN sprach er jetzt auch über die Gänsmarkt-Problematik vor seiner Türe.

„Ich bin in die Politik gegangen, weil ich mitgestalten will“, sagt Rainer Moritz, der in Wertheim geboren und aufgewachsen ist, den Zivildienst und eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann absolvierte, in Berlin und Stuttgart BWL und Geschichte für das Lehramt studierte und sich dann doch für die Eröffnung eines Buchladens entschied. Zusammen mit Rosemarie Lux betreibt er heute die Buchhandlungen in Bad Mergentheim und Lauda; das Team umfasst acht Köpfe.

„Keine freien Geschäfte“

„Weil es in Bad Mergentheim damals keine freien Ladenlokale gab – was heute leider nicht mehr so ist – erfolgte die erste Geschäftsgründung 1982 in Lauda“, erinnert sich Moritz. Erst 1983 wurde in der Mühlwehrstraße das Ritterhaus bezogen. „Durch den Bioladen im selben Haus hatten wir schnell den Ruf als ,Müsli-Passage’ weg“, schmunzelt Moritz. 1998 rückte man näher an den Marktplatz (Mühlwehrstraße 11), ehe 2002 der komplette Umzug an den Gänsmarkt folgte. „Im Herbst möchten wir vor Ort das 40-Jahr-Jubiläum feiern. Am 30. September gibt es einen größeren Empfang und drumherum planen wir noch einige weitere Festveranstaltungen“, verrät Moritz, der auch erfreut auf zehn Jahre „Literaturkino“ verweist, die schon gefeiert wurden.

Mit „Literatur im Schloss“, dem Lesekoffer für Schulklassen („den es seit 15 Jahren gibt und den schon hunderte Schüler nutzen durften“) sowie anderen Angeboten mit bekannten und weniger vertrauten Autoren bringe man sich gerne vor Ort kulturell ein und fördere die Lesefähigkeiten bei jungen Leuten, die laut Studien leider immer mehr nachließen, so Moritz, der sich selbst als „Teilzeit-Rentner“ mit großem Faible für Politik bezeichnet. Schon als Schüler demonstrierte er gegen einen NPD-Bundesparteitag in Wertheim, dann kämpfte er friedlich gegen die Daimler-Benz-Teststrecke in Boxberg. Er ist ein Grüner der ersten Stunde. 1980 kandidierte er für den Landtag. 1984 schaffte er den Sprung in den Kreistag, dem er bis heute als Fraktionsvorsitzender angehört.

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„Ich kann mich noch erinnern, wie die Grünen in ihren Anfängen belächelt wurden. Geeint hat uns von Beginn an die Anti-Atomkraft-Bewegung, aber vieles andere war ein Findungsprozess in der Partei. Heute sind wir in allen Ebenen angekommen, sind Teil der Bundesregierung in Berlin und stellen seit vielen Jahren den baden-württembergischen Ministerpräsidenten“, sagt Moritz zufrieden und fügt an: „Als Grüner ist man dadurch heute mehr gefordert, die grüne Politik zu erklären und zu rechtfertigen.“

Dem Mergentheimer Gemeinderat gehörte er in den 1980er Jahren eine Periode lang an, schied aber wieder aus, weil er sich mehr um sein Geschäft kümmern musste. Seit 2004 sitzt er konstant im Gremium – nun mit der zweithöchsten Wählerzustimmung unter allen Stadträten!

Im nächsten Jahr sind wieder Kommunalwahlen. Und Rainer Moritz möchte sich hier noch einmal mit all seiner Erfahrung als Stadtrat anbieten, sofern der grüne Ortsverband dies unterstützt. „Ich bin gesund und fit“, lächelt der 70-Jährige, betont aber ebenso, dass er gerne auch Nachwuchskräften und mehr Frauen den Weg ins Stadtparlament ermöglichen möchte. Eine gute Mischung sei das Ziel – am Ende entscheide der Wähler.

„Als amtierender Stadtrat ärgere ich mich gerade kolossal, dass es mit dem Gänsmarkt vor meinem Geschäft nicht vorwärts geht. Auch wenn die anstehende Baustelle mir durchaus Bauchweh macht“, räumt Moritz ein und verlangt, dass gefasste Beschlüsse des Gemeinderates endlich umgesetzt werden. Der aktuelle Zustand des Platzes „ist furchtbar und geschäftsschädigend“ und deshalb seien mehr Aufenthaltsqualität, mehr Sitzgelegenheiten und mehr Grün dringend gefordert – und auch von vielen Befragten gewünscht. Denn die Stadt habe ja Umfragen gemacht und daraus seien in der Folge Pläne entstanden. Die Entwicklung begann vor Jahren mit dem Einziehen der Fernwärmeleitungen durch das Stadtwerk. Seither herrsche Stillstand. Die Debatte um die Versetzung des Brunnens kostete zudem Zeit. Nun müsse es weitergehen, auch im Sinne der geäußerten Anliegen beim Fußgänger-Check – die Moritz mitgenommen hat – mehr optimale und barrierefreie Laufwege und verkehrsberuhigte Flächen und Plätze in der Stadt sowie ein gutes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu schaffen.

Wenn die Politik und das Geschäft außen vor sind, widmet sich Rainer Moritz, der verheiratet ist, mit seinem Partner gerne der Kultur, dem Wandern, Radfahren, dem Reisen (vor allem in Europa) und na klar dem Lesen – „gedruckt und nicht digital“. In diesem Zusammenhang erwähnt der engagierte Buchhändler, dass ihn gerade die gute Nachfrage im Kinder- und Jugendbuchbereich freue. Aber auch zeitgeschichtliche Werke, zum Beispiel zum Ukraine-Russland-Konflikt, zu Trump oder veganem Essen stünden derzeit hoch im Kurs, während der Pandemie beispielsweise mehr Grillbücher für zu Hause verkauft wurden.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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