Bad Mergentheim. Hier ist alles uralt. Die Brücke hat 679 Jahre auf dem Buckel. Die Kapelle bietet seit 514 Jahren Wind und Wetter die steinerne Stirn. Der Fluss bahnte sich schon sein Bett, als weder die Brücke, noch die Kapelle hier standen. Und zum Ketterberg hin steht eine Kreuzigungsgruppe, die auch nicht von gestern ist. Sie wurde 1585, also vor 439 Jahren errichtet.
Wer die Tür der Kapelle öffnet, kommt in eine andere, in eine stille, kühle und von Bildern und Figuren erfüllte Welt. Der Blick streift umher und nähert sich schließlich dem großen Altarbild, auf dem ein Mann, wohl ein Heiliger abgebildet ist. In der linken Hand hält er einen Stab. Seine rechte Hand umklammert eine Axt, und das ist für einen Heiligen doch eher ungewöhnlich.
Auf dem Altar liegt ein Stapel kleiner Blätter, auf denen zu lesen ist, dass es sich bei dem Mann um den Hl. Wolfgang handelt. Er soll 924, also vor 1100 Jahren, in Pfullingen geboren worden sein, wo er als Patron der Katholischen Kirchengemeinde geehrt und in diesem Jahr groß gefeiert wird.
Einsiedlerleben
Der Legende nach soll Wolfgang ein Einsiedlerleben geführt und zahlreiche Wunder gewirkt haben. Über 20 Jahre lang war er Bischof von Regensburg und wurde 58 Jahre nach seinem Tod im Jahr 1052 vom Papst heiliggesprochen. Aber schon zu seinen Lebzeiten sei er wegen seiner Menschenfreundlichkeit und Güte, seiner Askese und Bescheidenheit, seiner Fürsorge und Heilkraft wie ein Heiliger verehrt worden.
In vielen Ländern hat er Spuren hinterlassen. Zahlreiche Kirchen und Kapellen nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz tragen seinen Namen, auch in Bad Mergentheim ist er präsent.
In der oben erwähnten Kapelle, der St. Wolfgangskapelle, die nicht nur ihm gewidmet wurde, sondern auch den Vierzehn Nothelfern und der Mutter Christi, ist er auf dem Bild des Hauptaltars mit einer Axt in der Hand zu sehen.
Ein Heiliger mit einer Axt? Auch dafür gibt es eine Erklärung, denn sein zeitweises Einsiedlerleben soll immer wieder vom Teufel gestört worden sein. Also beschloss er, eine Kirche an einem ungestörteren Ort zu bauen und zwar genau da, wo er die Axt, die er ins Tal warf, wiederfinden sollte. Das ist nur eine von vielen Legenden, die sich um Wolfgang ranken.
Wer aber hat ihn in der Wolfgangskapelle verewigt? War es ein Mergentheimer Maler? Nein. Es war der Bregenzer Maler Liberat Hundertpfund, der 1859 den Hl. Wolfgang nach Mergentheim brachte und mit dem Bild im Altarraum eine ruhige, verträumte und der Welt entrückte Stimmung schuf.
1958 wurde das Türmchen der Kapelle wieder mit einem Glöcklein versehen, das die Inschrift trägt: „Sankt Wolfgang an der Tauberbrück führ uns zu des Himmels Glück.“
Übrigens: Auch die Apfelbacher Kirche wurde mit Ölbildern Hundertpfunds bereichert, wo auf dem Hauptaltar Christus am Kreuz und auf den Seitenaltären ein Heiliger, sowie Maria über Apfelbach schwebend zu sehen sind.
Wolfgang ist nicht nur Patron von Bayern und Regensburg, sondern auch der gute Geist der Hirten, Schiffer, Holzarbeiter und Zimmerleute, Köhler, Bildhauer und unschuldig Gefangener. Angerufen wird der Heilige unter anderem bei Schlaganfällen, Gicht, Lähmungen, Fußleiden sowie Hauterkrankungen und Hautentzündungen. Als er starb, sagte er, das Sterben sei keine Schande. Beim Anblick eines Sterbenden könne man Erfahrungen für die eigene Todesstunde sammeln.
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