Bad Mergentheim. Die Lustigen Gesellen können feiern – keine Frage. Das bewiesen sie am Samstag in ihrer grandiosen Prunksitzung, die erstmals von der neue Sitzungspräsidentin Kerstin Köber geleitet wurde. Doch es gab auch einige Wölkchen am Himmel: Zum einen war die tontechnische Beschallung sehr schlecht eingestellt und die Redner waren teils undeutlich zu hören. Vor allem die Ansagen der Sitzungspräsidentin wurden durch die fehlerhafte Mikrofon-Einstellung oft nicht verstanden.
Respektlos
Zum anderen saßen im hinteren Teil des Gemeindehaus-Saals Zuhörer, die nur wenig Interesse am Programm zeigten und sich mit lauten Störungen gegenüber den Akteuren auf der Bühne äußerst respektlos verhielten. Um eine wortgewaltige Prunksitzung von einer alkohollastigen Straßenfastnacht zu unterscheiden, braucht es auch Wertschätzung, was offensichtlich in diesen Zuschauerreihen nur wenig vorhanden war.
Doch von Anfang an: Nach dem Einzug der „Schofherd“ (die kleine Gruppe um Schäfer Franz Gehrig alias René Föhr ist in diesem Jahr auf erfreuliche zehn Schäflein angewachsen) und dem Einzug des Hofstaates um Sitzungspräsidentin Kerstin Köber, dem Prinzenpaar Kim II. (Böckler-Kienast) und Prinz Björn I. (Böckler), dem Kinderprinzenpaar Prinzessin Lia I. (Herwarth) und Prinz Ben I. (Kaufmann), und den Abordnungen aus Oberlauda und Krautheim, folgte ein bunter kurzweiliger Abend, gespickt mit hochkarätigen Wortbeiträgen und farbenfrohen Tänzen.
Für die musikalische Abwechselung sorgte die Musikkapelle aus Wachbach. Als erster Redner trat Büttenass Wolfgang Düringer, bekannt aus der Fernsehsendung „Fastnacht in Franken“ vor das Mikrofon. Als „Weinprinzessin Apollonia die 17“ hatte er einen realistischen Blick auf die Welt des Weins und kalauerte sich in seinem Urfränkisch von Pointe zu Pointe – dem Publikum gefiel’s. Jugend-Büttenass Markus Kiefel von den Eisinger Schneegäns trat in diesem Jahr als Protestler auf und wetterte über die politische Gesamtlage.
Lokales Geschehen
Garant für spitze Worte in der Bütt war auch in diesem Jahr der Protokoller: Eigengewächs Jürgen Michelberger legte wieder einmal den Finger in die Wunden der kurstädtischen Kommunalpolitik: Ob Modehaus Kuhn, das brachliegende Auenland III, die musikalische Beschallung des Weihnachtsmarktes, oder der Neubau des Recyclinghofs – Michelberger traf mit seinen Worten in diesem Jahr besonders gezielt ins Schwarze und schüttelte den närrischen Kopf ob so manchem Schildbürgerstreich. Besonders richtete er den Blick auf den ausgefallenen Martinsumzug: „Der Staatlichen Schlösser und Gärten obliegt die Verwaltung, für eine im Schlosshof geplante Veranstaltung. Muss so viel Bürokratie denn sein, kein Herz für Kinder, so hat es den Schein, die Dame vom Mergentheimer Schloss, sollte mal runter von ihrem hohen Ross“ – zustimmender Applaus.
Doch auch Lob zollte Michelberger der Stadtverwaltung für das Volksfest, das sich im Jahr 2023 wieder als „Märchdoler Gewinn“ zeigte.
Die Rolle als Putzfrau ist ihr förmlich auf den Leib geschrieben: Elke Seubert von den Lustigen Gesellen kalauerte sich durch ihr Lieblingsthema: Männer und Frauen. Im Mittelpunkt stand Gatte Manfred. Ihre Gags waren wie immer treffsicher, aus dem Leben gegriffen, gewürzt mit leicht frivoler Schärfe, keinesfalls zuviel, und versehen mit Lokalkolorit. Sitzungspräsidentin Kerstin Köber und ihr Mann Carsten sind ebenfalls bekannt für spitze und wortgewandte Reden: In diesem Jahr traten sie als Bibliothekare auf und stellten den Zuschauern in Reimform ihre „Lieblingsbücher“ vor: Landesgartenschau, Deutsche Bahn und Bildungspolitik aber auch die Ampelanlage in der Wachbacher Straße, der Markelsheimer Straßenbelag, die SUV-Elterntaxis, das Residenzschloss, die Leerstände in der Altstadt und die Poller in der Frommengasse: Ihre treffsichere Rede war gespickt mit allerlei Lokalkolorit.
Farbkasten für OB
Es ist schon fast Tradition, Oberbürgermeister Udo Glatthaar im Rahmen der Prunksitzung ein kleines Präsent zu überreichen: In diesem Jahr war es ein Farbkasten samt zugehörigen Papierhüten, damit das Stadtoberhaupt noch mehr Straßenbeläge in der Stadt mit bunten Farben bemalen kann.
Für ihren Einsatz rund um die Bad Mergentheimer Fastnacht erhielt in diesem Jahr Elke Seubert den großen Verdienstorden der Narrengilde. Und Sitzungspräsident a.D. Andreas Schweizer wurde zum Ehrensitzungspräsidenten ernannt.
Die heimische Gesangsgruppe „We believe“, die im Stil der Les Humphries Singers Lokal-Ereignisse auf die Schippe nahm, reihte sich in die exzellenten Programmpunkte dieser Narrensitzung ein. Auch in diesem Jahr wieder wirbelte das Eigengewächs „Tanzamreichen“ Amrei Hettenbach über die Gemeindehausbühne und das fünfjährige Tanzmariechen Elies Schulz aus Lauda tanzte sich in die Herzen des Narrenvolks.
Farbenfrohe Hingucker zwischen den einzelnen Vorträgen waren die gelungenen Tänze der zahlreichen Tanzensembles: Die Purzelgarde (Katz und Maus), das gemischte Ballett (Spanische Nacht), das Männerballett (Auf der Alm), die beiden Garden und neu die „Märchedohler Sweetiers“.
Die Lustigen Gesellen leben, sie sind ein Verein voll Motivation, mit Spitzenkräften, feierfreudigen Mitgliedern und zahlreichem Nachwuchs – bunt, witzig und spektakulär.
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