Gastronomie

Bad Mergentheim: Das kostet eine Kugel Eis im Sommer

Jetzt warten alle wieder auf die Sonne. Je wärmer es wird, desto größer auch die Nachfrage nach Eis. Die FN haben die Preise pro Kugel unter die Lupe genommen.

Von 
Bernd Hellstern
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Große Eis-Auswahl: Da freut sich jeder Liebhaber des kühlen Genusses. © Bernd Hellstern

Bad Mergentheim/Weikersheim. Frühjahr und Sommer sind auch die Zeit der Eisdielen und Eiscafés. Viele lieben die kühle Erfrischung auf der Waffel oder im Becher. Die Fränkischen Nachrichten haben sich einmal die Preise pro Kugel Eis in Bad Mergentheim und Weikersheim näher angeschaut, nachdem in Stuttgart schon stellenweise stolze 3 Euro für eine Kugel aufgerufen werden, und mit den Machern und Verkäufern gesprochen.

Wer kennt sie nicht, die Schlangen vor den Eisdielen und Eiscafés an schönen Sonnentagen. Das meist süße, kalte und erfrischende „Gefrorene“ ist ein echter Gaumenschmaus, dem sich kaum einer entziehen kann – ob Jung oder Alt, ob Vegetarier oder nicht.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die anstehende Eis-Hochsaison bekamen Kunden wie Eisanbieter gleichermaßen in den letzten März- und ersten Apriltagen, als sich das Thermometer fast schon hochsommerlichen Temperaturen annäherte. Die Sonne lachte mit den Inhabern der Eisdielen und den Cafébetreibern in den Mittagsstunden um die Wette. Man hatte Mühe, Plätze im Freien zu finden und das Bedienungspersonal kam mit den Aufträgen kaum nach.

Kleine Umfrage in der Region

Der FN-Reporter befragte nun insgesamt sechs Eis-Verkäufer in Bad Mergentheim und in Weikersheim, mit welchen Erwartungen sie in die Saison gehen und wie sich die Preise entwickeln und warum. Am Ende stand fest: Die Kugel Eis kostet hier zwischen 1,50 und 1,90 Euro.

Alle Befragten waren sich zu 100 Prozent einig, dass jetzt die entscheidenden Monate für ein gutes Geschäft und viel Freude bei den Kunden anstehen. Das traditionsreiche Eiscafé „Venezia“ in der Kirchstraße am Bad Mergentheimer Münster wird in dritter Generation von Graziano Parutto geführt. Die nächste Generation hilft bereits fleißig mit. Dann gibt es noch das seit über einem halben Jahrhundert bestehende Eiscafé „Cortina“ in der Härterichstraße am neuen Gänsmarkt, das von Ute und Andreas Balzer betrieben wird. Und der Reporter schaute am Deutschordenplatz in der Kurstadt vorbei, bei der „Gelateria da Nello“ von Nello Giubini, direkt am Schlosseingang gelegen, sowie bei „Eis am Schloss“ von Andrea Bettarel. In Weikersheim galt der Besuch dem Eiscafé „Al Castello“ von Jutta Da Col nahe dem Marktplatz und dem Eiscafé „Sicilia“ von Vicenzo Incorvaia, direkt am Marktplatz. Der Reporter fragte nach den Preisen und den Gründen für Veränderungen, nach den beliebtesten Eissorten und außergewöhnlichen Sorten sowie nach den Herausforderungen für diesen Teil der Gastronomie?

Beide Eiscafés in Weikersheim haben trotz höherer Nebenkosten die Preise für eine Kugel Eis nicht erhöht, die nach wie vor 1,50 Euro kostet. Beide verweisen auf ihre treue Stammkundschaft, die man durch höhere Preise nicht verprellen möchte. Jutta Da Col bemerkt dazu, dass ihr unter anderem auch die geschlossenen guten Verträge mit Lieferanten helfen, Preissteigerungen zu vermeiden. Das Eiscafé „Cortina“ gibt seit Ostern die Kugel für 1,70 Euro an die Kunden weiter, 10 Cent mehr als zuvor. Mit Hinweis auf die ebenso treue Stammkundschaft kostet die Kugel auch im „Venezia“ in Bad Mergentheim 1,70 Euro.

Mit einem Lächeln wird der pure Genuss hier über die Theke gereicht. © Bernd Hellstern
Mit dieser Eistorte lässt es sich geschmackvoll feiern. © Bernd Hellstern

Wertvolle Rohstoffe und teure Energie

Spitzenreiter beim kleinen und nicht repräsentativen Vergleich in der Region sind die Eiscafés „Gelateria da Nello“ und das „Eis am Schloss“ mit jeweils 1,90 Euro pro Kugel nach zuvor 1,80 Euro. Inwiefern die Kostensteigerungen der Rohstoffe (Kakao ist zum Beispiel teilweise um bis zu 300 Prozent teurer geworden) und der Energie mit zu den höheren Kugelpreisen beigetragen haben, wurde von den Geschäftsinhabern unterschiedlich bewertet. Dazu meinte Nello Giubini, dass die gute Eis-Qualität auch gute Rohstoffe verlange, was für ihn selbstverständlich sei. In diesem Zusammenhang gaben alle sechs befragten Inhaber unisono an, alle ihre 20 bis 25 Eissorten selbst herzustellen.

Im Kaufverhalten zwischen jüngeren und älteren Kunden seien keine gravierenden Vorlieben für bestimmte Eissorten festzustellen, so die Auskunft. Quer durch alle Altersgruppen, ob männlich oder weiblich, greifen die Käufer am meisten zu den ewigen Klassikern und den beliebtesten Eissorten von eins bis fünf: wie Schokolade-, Vanille-, Haselnuss-, Straciatella- und Erdbeer-Eis. Dahinter könnte man die Reihe der kühlen Naschereien locker fortsetzen mit Joghourt-, Latte Macchiato-, Sahne- Kirsch-, Mango-, Walnuss-, Zitrone- und Pistazien-Eis. Dazu kommen noch die berühmten und beliebten Früchtebecher und Eissorten mit Zutaten der entsprechenden Jahreszeiten, was die Natur eben anbietet, die der Kreativität der Eishersteller keine Grenzen setzen und für die Gaumen der Eiskonsumenten höchsten Eisgenuss garantieren.

7,8 Liter pro Person

Neu im Angebot des Eiscafés „Al Castello“ ist das Spaghetti-Eis mit Pistazien-Pesto. Laut Statistik wandern in Eisdielen und Cafés in Deutschland pro Person und Jahr im Schnitt übrigens 7,8 Liter Eis über die Theken. Und wer glaubte, das Eis sei eine italienische Erfindung liegt auch nicht ganz richtig. Denn schon damals war China, wo laut Aufzeichnungen (unter anderem von Marco Polo) das Eis erfunden wurde, wirtschaftlich enger mit Europa verbunden als allgemein bekannt ist. Hierzulande war in der Antike zumindest das Sorbet bereits bekannt. Belegt ist die Vorliebe von Alexander dem Großen und Hippokrates für die kühle Köstlichkeit. Letzter verschrieb seinen Patienten das damalige Speiseeis sogar als Schmerzmittel.

Über das „Wie“ das Eis nach Italien kam, gibt es verschiedene Versionen. Eine davon erzählt aus dem Jahr 1775, als in Neapel das erste Buch erschien, das ausschließlich die Kunst der Eiszubereitung behandelt unter dem Titel „De sorbetti von Filippi Baldini“. Rezepte für Eis aus Zucker, Salz, Schnee, Zitronensaft und verschiedenen Früchten finden sich auch im Jahr 1692 in italienischen Schriften. Und wer es bis dato nicht wusste: Das bekannte und beliebte Spaghetti-Eis wurde 1970 in Mannheim vom damals 17-jährigen Italiener Dario Fontanella erfunden. Es gehört immer noch zu den bekanntesten Eisvariationen in Deutschland und feiert in diesem Jahr seinen 55. Geburtstag.

Bei der Frage nach ganz speziellen, ausgefallenen Sorten wollten die Eisverkäufer nicht so richtig aus sich raus, denn das Herstellen ausgefallener Sorten, die nicht gut verkauft werden können, ist nicht unbedingt eine positive Reklame. Man bewege sich ohnehin auf einem sehr schmalen Grad, so die Betreiber der Eiscafés, auf die nochmalige Nachfrage nach der Preisgestaltung beziehungsweise Kalkulation. Bleibt zu hoffen, dass sich der schon geäußerte Wunsch nach einem Eis verzehrenden Sommer erfüllt und sich die Menschen den kalten Geschmacksexplosionen hingeben können, zur eigenen Freude und zur Freude der Eismacher.

Gemütlich im Eiscafé sitzen – das genießen viele Menschen gerne. © Bernd Hellstern

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