Bad Mergentheim. Kornelia Perleth hat eine Aufgabe übernommen, die von großer Bedeutung für die interkulturelle Gemeinschaft in der Kurstadt ist: Sie ist die Integrationsbeauftragte der Stadt Bad Mergentheim und arbeitet daran, Menschen mit Fluchterfahrungen und Migrationshintergrund erfolgreich zu integrieren. Ihre Mission ist klar und eindringlich: „Es zählt der Mensch, völlig egal, woher er kommt.“
Seit einem Jahr ist Kornelia Perleth in dieser Funktion tätig und hat in dieser Zeit bereits bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Ihre Rolle ist neu in der Stadt, doch der Bekanntheitsgrad der Stelle ist bereits erheblich gewachsen. Dennoch ist sich Perleth sicher, dass noch nicht alle Bürger von diesem Angebot wissen.
Büro direkt beim Arbeitskreis Asyl
Ihr Büro befindet sich beim Arbeitskreis Asyl in der Mühlwehrstraße. Hier kann sie gefunden und angesprochen werden. Der AK Asyl ist eine direkte Anlaufstelle für viele Menschen und bietet sich als Schnittstelle gerade zu an. Darüber hinaus ist sie in engem Kontakt mit dem Landratsamt, dem Caritasverband, der Diakonie, den Kirchen vor Ort und auch beispielsweise dem Deutschen Roten Kreuz.
Der Schlüssel zu ihrem Tun liegt in der Netzwerkarbeit vor Ort. Bad Mergentheim beheimatet eine bunte Mischung an Nationalitäten mit Schwerpunkten aus dem arabischen Raum, aus Syrien und Afghanistan sowie der Ukraine, aber auch aus dem türkischen Raum sowie vielen Menschen aus Ländern wie Somalia und Guinea.
„Während Integrationsmanager beim Ausfüllen von Unterlagen und bei Anträgen helfen und die rechtliche Beratung übernehmen, ist meine Hauptaufgabe als Integrationsbeauftragte am Zusammenwachsen der verschiedenen Menschen zu arbeiten. Ich bin für alle Menschen da, nicht nur für die gerade erst angekommenen Flüchtlinge und Asylbewerber“, betont Perleth. Ein besonderes Augenmerk legt sie auf die Sprache als Hauptschlüssel für Integration. Ehrenamtliche Helfer seien dabei von unschätzbarem Wert, um den Neuankömmlingen die deutsche Sprache näherzubringen, so Perleth: „Es melden sich auch Deutsche bei mir, die selbst in diesem Bereich helfen wollen. Ich vermittle dann“, berichtet sie.
Diese Bereitschaft zur Unterstützung zeigt sich auch in Veranstaltungen wie zum Beispiel dem interkulturellen Begegnungsfest, das im letzten Jahr mit großem Erfolg unter Federführung des Caritasverbandes stattfand und dieses Jahr wiederholt werden soll, wahrscheinlich im Spätsommer oder Herbst. „Da braucht man natürlich auch Helfer an allen Ecken und da war ich unterstützend tätig und im sehr engen Austausch mit meiner Kollegin bei der katholischen Kirche, die ähnliche Aufgaben hat wie ich.“
Menschen unterstützen, die in einer Art Blase leben
„Ein wesentlicher Aspekt meiner Arbeit ist es, Menschen zu unterstützen, die noch in einer Art Blase leben und wenig über die zahlreichen Angebote der Stadt wissen.“ Perleth organisiert beispielsweise Führungen durch das Rathaus und Besuche in der Stadtbücherei, um den Neuankömmlingen das Fußfassen vor Ort zu erleichtern und die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen. Sie freut sich natürlich, wenn der Blick in die Stadtverwaltung hinein Hemmschwellen abbaut und der erste Besuch in der reichhaltigen Stadtbücherei mit ihrem Angebot von Werken auch in unterschiedlichen Sprachen auf große Begeisterung stößt und manche sogleich den Büchereiausweis für sich und ihre Kinder beantragen.
Integrationskonzept für Bad Mergentheim
Perleth sieht noch viel Potenzial für die Zukunft. Sie würde gerne anfangen, an einem Integrationskonzept für Bad Mergentheim zu arbeiten, um Standards zu setzen und die Integration weiter voranzutreiben. Die Abstimmung mit den politischen Gremien dazu hat begonnen. Sie sagt: Ein integrativer Ansatz, der die Vielschichtigkeit der Gemeinschaft berücksichtigt und auf gegenseitigem Verständnis basiert, sei entscheidend.
Ein leuchtendes Beispiel für gelungene Integration ist nach ihrer Ansicht Mahdia Hossaini, die Ende 2023 nach Bad Mergentheim kam. Sie nahm am Kurs „Frauen für Frauen – Migrantinnen stark im Alltag“, kurz MiA, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, des Arbeitskreises Asyl und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge teil und zählt inzwischen bei den MiA-Kursen selbst zum Leitungsteam und unterstützt andere.
„Sie kam nach Bad Mergentheim und wollte teilhaben“, schildert Perleth und ergänzt: „Sie ist ein positives Beispiel. Wir sind inzwischen gut befreundet und arbeiten eng zusammen, um weiteren Menschen die Türen in Bad Mergentheim zu öffnen. Dazu ist die Sprache ganz entscheidend.“ Mahdia Hossaini, die Schriftstellerin ist, veröffentlicht einige Artikel inzwischen auch auf der städtischen Homepage (siehe dazu extra Artikel) – das sei ein inspirierendes Zeugnis ihres erfolgreichen Weges und ihrer Integration, so Perleth begeistert.
In der Vermittlerrolle
Kornelia Perleth berichtet weiter von ihrer Vermittlerrolle, die sie auch mal zwischen den zugewanderten Menschen und dem Ausländeramt übernimmt. „Wenn es beispielsweise Probleme gibt, dann schaue ich vor Ort bei den Menschen selbst vorbei, klingele an deren Haustür und biete meine Hilfe an.“ Übersetzerinnen wie Mahdia Hossaini sind falls nötig an ihrer Seite. Schwierigkeiten gibt es immer wieder mit Behörden, aber auch mal mit Vermietern oder mit häuslicher Gewalt, berichtet Perleth: „Meist machen mir Frauen die Türe auf, das erleichtert den Zugang. Ich bin schon überrascht gewesen, wie offen ich empfangen werde und man mich ohne Zögern in die Wohnung bittet und mit mir spricht. Oft helfen die Kinder, die schon zur Schule gehen, beim Übersetzen.“
„Es braucht die Bereitschaft, neue Wege zu gehen“
„Meine Arbeit ist es, überall nach Verzahnungen zu suchen, um auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten“, fährt Perleth fort und fügt erfreut an, dass sie noch nicht erlebt hat, „dass sich jemand gänzlich gegen Integration sperrt“. Die Bereitschaft sich einzubringen und Arbeit aufzunehmen, ja sich zu integrieren, sei da, so Perleth, aber die Bürokratie mache manches nicht gerade einfach. Sie stellt jedoch auch klar fest: „Die Menschen müssen die Regeln hier in Deutschland kennenlernen und wissen wie es hier läuft und dann auch damit umgehen.“ Sie erhalte regelmäßig Anfragen für Jobs in der Pflege oder anderswo und sei froh, dass beispielsweise das Chancen-Projekt „Arbeit“ des Jobcenters in Kooperation mit dem KIZ-Projekt (Kommunikations- und Innovationszentrum) Türen öffne, unter anderem in der Gastronomie. Perleth meint: „Es braucht Menschen, die bereit sind, neue Wege zu gehen. Auf beiden Seiten.“
Braucht es auch mehr Integrationsbeauftragte? Dazu Perleth: „Ich bin mit 50 Prozent auf dieser Position tätig, das reicht nicht um das gesamte Feld abzudecken. In der ersten Flüchtlingswelle 2015 gab es schon einen geförderten, befristeten Integrationsbeauftragten in Bad Mergentheim, dieser fiel aber wieder weg. Seit einem Jahr gibt es meine Halbtagsstelle. Die Zahl der in Bad Mergentheim lebenden Asylsuchenden und Ausländer summiert sich aktuell auf rund 4500 Menschen. In deren Integration investieren kann man auf unterschiedliche Weise – nicht nur mit Geld, Personal oder Räumlichkeiten, sondern auch durch die ideelle Bereitschaft, sich mit anderen darüber auszutauschen. Die Stadt Bad Mergentheim unternimmt hier Anstrengungen, auch wenn es sicher Städte mit einem deutlich umfassenderen hauptamtlichen Angebot gibt. Ich will mit positiven Ergebnissen davon überzeugen, dass in Integrationsarbeit investiertes Geld eine gute Investition ist.“
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-bad-mergentheim-tueren-fuer-erfolgreiche-integration-oeffnen-_arid,2299899.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html
Kommentar zur Integrationsarbeit Herausfordernd und bereichernd zugleich