Bad Mergentheim. Der Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim, Professor Dr. med. Thomas Haak, Internist, Endokrinologe und Diabetologe, hat seine Mission erfüllt und verlässt mit 66 Jahren fröhlich und sehr zufrieden die Diabetes-Klinik: „Ich hatte jeden Tag Spaß bei der Arbeit und danke dafür auch meinem Team und allen Wegbegleitern.“ Nach 25 Jahren als Chefarzt übergibt er ab sofort den Staffelstab an Privatdozent Dr. med. Dominik Bergis, den Sohn des Klinik-Gründers.
„Individuell, auf die persönlichen Bedürfnisse eines jeden Patienten zugeschnittene Therapien und Schulungsprogramme helfen, im Alltag gut mit der Zuckerkrankheit zurechtzukommen, denn nur ein gut eingestellter und unterrichteter Patient kann seinen Diabetes auch im täglichen Leben bewältigen“, ist Prof. Haak überzeugt und er betont die von ihm stets praktizierte „patientenzentrierte Behandlung“: „Wir sind die Spezialisten für die Medizin, für die Diabetologie, aber der Patient ist der Spezialist für sein Leben und das muss man in Einklang bringen. Das ist uns in einem tollen Team gelungen und hat uns als Diabetes Zentrum bis heute erfolgreich gemacht – den Patienten zum Fachmann in eigener Sache zu machen.“
Ein tödlicher Flugzeugabsturz und die Folgen
Die Diabetes-Klinik und -Akademie wurden 1983 von Dr. Kristian Bergis in Bad Mergentheim gegründet. Als er 1999 bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte, hinterließ dies eine riesige Lücke, da er nicht nur Inhaber und Geschäftsführer, sondern auch Chefarzt war.
„Es war eine Mission in einer echt schwierigen Zeit, denn da war die renommierte Diabetes-Klinik, die einen herben Verlust zu verkraften hatte und vor einer ungewissen Zukunft stand. Es galt wieder in die Spur zu finden“, erinnert sich Prof. Haak noch gut: „Diese Herausforderung habe ich gerne angenommen, weil sie zu mir gepasst hat: Sie brauchten jemand, der sich gut mit Diabetologie auskennt. Das war bei mir nach zwölf Jahren in diesem Spezialgebiet in der Universitätsklinik Frankfurt am Main der Fall. Aber es musste auch jemand sein, der ein Team führen kann. Ich bin mit Mut vorangegangen und war von Anfang an überzeugt, dass ich gut hierher passe. Und es hat sich gelohnt. Sehr vieles wurde in den vergangenen 25 Jahren gemeinsam angepackt.“
In Frankfurt hatte man laut Haak damals die Nase vorn bei Diabetes Typ 1 und in Bad Mergentheim bei Diabetes Typ 2: „Ich habe also Kenntnisse mitgebracht in einem Bereich, wo die Klinik noch profitieren konnte. Ich selbst lernte auch noch sehr viel. Damals gab es auch einen Wandel: Die Menschen mussten früher ihr Leben ans Insulin anpassen und dann wurde das Prinzip umgedreht und wir als Diabetes Zentrum haben intensiv daran mitgearbeitet“, so Haak voller Stolz, dessen besondere Schwerpunkte seiner Tätigkeit bis zum Schluss die Behandlung des Diabetes mellitus aller Arten sowie die Diagnostik und Therapie von hormonellen Störungen waren. „Mir hat immer gut gefallen, dass sogar Patienten von Unikliniken zu uns geschickt wurden und es hieß: Das macht ihr besser. Schön war auch der wirtschaftliche Erfolg, so konnten wir uns die Dinge leisten, die wichtig waren. Selten gab es ein Gegeneinander von Verwaltung und Ärzten, was in vielen Krankenhäusern fast schon typisch ist – auch das hat uns geholfen.“
„Wir brauchen das ganze Team“
Als Mannschaft habe man gut harmoniert und funktioniert – und ganz wichtig, auch Spaß gehabt, erzählt Haak: „Wir brauchen für die optimale Behandlung alle: die Berater, die Diätassistenten, die Wundspezialisten, die Psychologen, das ganze Team!“
Früher gab es keine modernen Insuline, keine standardisierten Labormethoden, es war schwierig, den Zucker richtig zu messen. „Es gab riesige Geräte in der Größe eines Schuhkartons – heute gibt es einen kleinen Sensor, den man auf der Haut mit sich herumträgt, der die Werte direkt aufs Handy sendet und vor Entgleisungen warnt. Dann gibt es Insulinpumpen, die vom Sensor gesteuert werden und automatisch den Zucker regulieren. Man muss der Pumpe nur noch sagen, wenn man sich bewegt oder etwas isst, damit sie richtig reagieren kann, alles andere macht die Pumpe von selbst. Ich habe mehrere Quantensprünge in den letzten Jahrzehnten miterlebt und mitgestalten dürfen“, freut sich Haak, der die Diabetes-Klinik mit ihren 155 Betten, rund 4000 Patienten im Jahr und den etwa 250 Mitarbeitern als Deutschlands größtes Fachkrankenhaus für Diabetes beschreibt.
Als Meilensteine der vergangenen 25 Jahre sieht er gleich zu Beginn die Optimierung der Ausstattung zum Krankenhaus mit Ausbau der Notaufnahme, aber auch später den Aufbau der Endokrinologie (Hormonheilkunde) und der vollen Weiterbildungsermächtigung dank der Zusammenarbeit mit seiner Frau Dr. med. Eva Haak mit heute mehr als 12.000 Patientenkontakten pro Jahr, aber genauso den Aufbau des Forschungsinstituts Fidam, die Weiterentwicklung der Diabetes-Akademie und die stets gelebte Innovationskraft vor Ort. Dazu zählt vor acht Jahren zum Beispiel der Bau eines Prototyps für den Augen-Scan mit Hilfe Künstlicher Intelligenz und dem schnellen Vergleich von Netzhaut-Aufnahmen von Patienten mit 100.000 Beispielbildern in der Cloud, um zuverlässig Augenschäden bei Diabetes zu erkennen.
Zur Person
Prof. Dr. med. Thomas Jürgen Haak (66) stammt aus Wiesbaden und machte nach dem Abitur zunächst eine Berufsausbildung zum Rettungssanitäter, ehe er noch eine Ausbildung zum Bankkaufmann anhängte. Danach folgten das Studium der Volkswirtschaftslehre und schließlich der Humanmedizin. Weiterbildungen absolvierte er zum Facharzt für Innere Medizin. Er ist zudem Endokrinologe und Diabetologe. Fachkundenachweise erbrachte er im Rettungsdienst, im Strahlenschutz und als Leitender Notarzt. Verheiratet ist er mit Dr. med. Eva Haak und hat mit ihr zwei Kinder.
Seit dem Jahr 2000 war Thomas Haak Chefarzt der Diabetes-Klinik am Diabetes Zentrum Mergentheim und auch Vorsitzender der Diabetes-Akademie als Träger des Forschungsinstitutes. 2001 wurde er zum Professor für Innere Medizin durch den Präsidenten der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt ernannt. Mehrere Jahre bringt er sich bereits als Chefredakteur beim Fachjournal „Diabetes-Anker“ ein.
Das Diabetes Zentrum Mergentheim ist ein modernes Kompetenz-Zentrum in Sachen Diabetes . Es finden stationäre und ambulante Behandlungen statt, um eine optimale Blutzuckereinstellung zu erzielen und Folgeschäden zu vermeiden. Die Diabetes-Klinik ist ein Fachkrankenhaus für Menschen mit Diabetes mellitus und eines der größten Diabeteszentren in Deutschland. Es verfügt über 155 Betten, hat rund 250 Mitarbeiter und zählt rund 4000 Patienten pro Jahr. In Zusammenarbeit mit der im Hause integrierten Diabetespraxis werden weitere 8000 Patienten jährlich versorgt.
Das Forschungs-Institut „Fidam“ , dessen Schwerpunkt klinische Forschung und verhaltens-therapeutische Forschungsprojekte sind, entwickelt neue Behandlungsverfahren und kooperiert eng mit zahlreichen nationalen und internationalen Universitäten und Einrichtungen der forschenden Pharmaindustrie. Zu „Fidam“ merkt Haak noch an, dass es ein „einzigartiges Forschungsinstitut“ sei: „Gerade die Schulungsprogramme für die Patienten tragen die Handschrift dieser Einrichtung. Ganz nach dem Motto: Lass die Menschen selbst entscheiden , wo sie stehen, wo sie hinmöchten. Wir begleiten sie so gut es geht und sind nicht sauer, wenn sie nicht unsere Wege eins zu eins gehen wollen.“
„Du kümmerst Dich jetzt um Zucker“
Thomas Haak hat auch 135 Diabetologen mit ausgebildet und ist mächtig stolz darauf, dass im Taubertal, in Bad Mergentheim, „High-end-Diabetologie“ zum Wohle der Menschen angeboten wird. Doch wie kam Haak überhaupt zum Fachgebiet „Diabetes“? Der 66-Jährige lacht: „Das ist ganz einfach. An der Uniklinik sagte mein damaliger Chef zu mir: Du kümmerst Dich jetzt um die Zuckerkrankheit! Ich habe es dann von der Pike auf gelernt.“
Als Haak 2012 Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft war, kämpfte er auch für eine Bündelung der Kräfte in der noch sehr zersplitterten Diabetes-Landschaft in Deutschland. Selbsthilfe und Fachleute wurden zusammengebracht und am Ende entstand die Deutsche Diabetes-Hilfe, vergleichbar der Deutschen Krebshilfe. „Ich hatte das Glück, gemeinsam mit anderen zusammenzufügen zu können, was zusammengehört“, so Haak, der seit mittlerweile sechs Jahren auch Präsident des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes Bad Mergentheim ist. Um dieses Ehrenamt will er sich in seinem Ruhestand weiter kümmern, aber auch mehr um die Familie, seine Hobbys Segeln, Radfahren und Golfen.
„Ich muss jetzt nicht mehr jeden Tag um 7.30 Uhr zur Arbeit gehen und abends wieder raus, ich habe jetzt für meine Dinge mehr Zeit“, blickt Haak zuversichtlich nach vorne und ergänzt lächelnd: „Wenn eine Tür zugeht, gehen neue Türen auf. Ich bin froh, dass man mir damals das Vertrauen geschenkt hat, für diese Klinik tätig werden zu dürfen.“
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