Musikwelt

Ed Sheeran: One-Man-Show verzaubert 120.000 Fans in Stuttgart

Der britische Ausnahmekünstler Ed Sheeran war am Wochenende mit seiner absolut sehenswerten Live-Performance in der Stuttgarter MHP-Arena zu Gast.

Von 
Sascha Bickel
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Ed Sheeran begeisterte 120.000 Fans bei zwei Konzerten am Wochenende in Stuttgart. © picture alliance/dpa/Press Association

Stuttgart. Es braucht nur ihn allein, seine unverwechselbare Stimme und seine Gitarre – und die Fans liegen ihm zu Füßen: Ed Sheeran. Den britischen Ausnahmekünstler und seine absolut sehenswerte Live-Performance genossen am vergangenen Samstag- und Sonntagabend in der Stuttgarter MHP-Arena jeweils 60.000 Besucher. Der 34-Jährige schaffte es, eine magische Atmosphäre zu kreieren, die das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute in ihren Bann zog. Die Begeisterung war riesig.

Das musikalische Feuerwerk, das pünktlich um 20.15 Uhr begleitet von Pyrotechnik, einer LED-Show und hohen Regenbogennebelschwaden startete, dauerte knapp drei Stunden und umfasste rund 30 Titel des beliebten Singer-Songwriters. Sheeran bewies erneut, warum er zu den größten Musikstars unserer Zeit zählt. Die beiden Stuttgarter Konzerte waren übrigens die einzigen seiner aktuellen Tour in Süddeutschland.

Unvergessliches Erlebnis

Als Vorgruppen stimmten die US-Amerikanerin Tori Kelly und der vielfach gefeierte Brite Myles Smith (im Deutschland-Trikot) mit Band ein. Dann kam Ed Sheeran und machte mit seiner voll und ganz auf ihn allein zugeschnittenen One-Man-Show auf der runden Drehbühne mitten im Stadion, das, was er am besten kann: Geschichten durch Musik erzählen, ohne große Showeffekte oder pompöse Inszenierungen. Nur mit seiner Gitarre bewaffnet, kreiierte er immer wieder eine intime Atmosphäre, berührte die Herzen der Zuschauer und machte den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Auf seiner „Mathematics-Tour“ (auch als „+ - = ÷ x“ bekannt) bekommen die Fans die bekanntesten Hits und persönlichen Lieblingslieder des Künstlers aus den vergangenen Jahren zu hören. Los ging es mit dem schwungvollen „Castle on the Hill“, dass die Menge sofort zum Mitsingen animierte. Es folgten noch unter anderem Blow, Shivers, The A Team, Don‘t, Lego House, Sapphire, Eyes Closed, Life Goes On und viele weitere seiner Hits, die die Fans textsicher mitsangen. Sheeran wechselte gekonnt zwischen gefühlvollen Balladen und mitreißenden Up-Tempo-Nummern, so dass keine Langeweile aufkam. Nach einer Stunde standen alle 60.000 im Stadion das erste Mal komplett.

Zwischen den Liedern plauderte Sheeran locker mit dem Publikum, erzählte Anekdoten aus seinem Leben und gab Einblicke in die Entstehung seiner Songs. Diese persönlichen Momente machten das Konzert noch authentischer und zeigten den Künstler von seiner bodenständigen Seite.

Persönliche Herausforderungen verarbeitet

Der 34-Jährige hat in den letzten Jahren einige persönliche Herausforderungen bewältigen müssen. Abseits des Rampenlichts erlebte er den Verlust enger Freunde wie von Jamal Edwards oder die Tumor-Erkrankung seiner Frau, als sie gerade mit dem zweiten Kind des Paares schwanger war, was einen tiefen emotionalen Einfluss auf ihn hatte. Diese Ereignisse und andere mehr haben ihn dazu gebracht, intensiv über Leben, Verlust und die Bedeutung von Beziehungen nachzudenken. Diese Erfahrungen spiegeln sich in seiner Musik wider, die oft von persönlichen Geschichten und Gefühlen durchzogen ist. Sheeran hat mehrfach betont, wie wichtig ihm seine Freunde und Familie sind, die ihm Halt geben.

Besonders emotional wurde es bei „Supermarket Flowers“, ein Song, den Sheeran schon Jahre nicht mehr live dargeboten hat, weil es hier um seine Großmutter geht, die im Krankenhaus starb, während er an seinem Album arbeitete. Der Text beschreibt, wie er die Blumen vom Nachttisch nahm, den alten Tee weggoss und Erinnerungen an ein geliebtes Leben sammelte, als er sich auf den Abschied von ihr vorbereitete. Tränen flossen bei Ed Sheeran und ebenso im Publikum.

Mit seiner besonderen Mischung aus Pop, Folk und Akustikmusik ging es weiter. Die Setlist des Abends war ein sorgfältig ausgewähltes Potpourri aus neuen und alten Hits. Es folgten unter anderem noch Celestial, Galway Girl, Nancy Mulligan, Thinking Out Loud, I See Fire, Old Phone, Photograph, Tenerife Sea, Perfect, Bloodstream und Afterglow.

Authentizität und Tiefe

Bei Liedern wie „Photograph“ ist er am allerbesten, wenn er und seine Gitarre ganz allein in eigene Welten entführen. Genau dann passte auch der Sound zu 100 Prozent auf den oberen Rängen im VfB-Stadion. Seine Lebenserfahrungen fließen in die Musik ein und verleihen seinen Texten Authentizität und Tiefe. Sie reflektieren seine Auseinandersetzung mit Trauer und Erinnerung. Für Gänsehautmomente war bei diesem beeindruckenden Konzert mehrfach gesorgt.

Ed Sheeran, der am 17. Februar 1991 in Halifax/England geboren ist, gehört heute zu den erfolgreichsten Musikern weltweit. Aber sein Weg war schon zu Beginn nicht immer einfach. In seiner Kindheit litt er nach eigener Darstellung unter einer Sprechstörung, was ihn oft zum Außenseiter machte. Musik wurde sein Zufluchtsort und seine Therapie. Mit der Unterstützung seiner Eltern begann er, Gitarre zu spielen und eigene Songs zu schreiben. Diese Leidenschaft half ihm, sein Stottern zu überwinden und Selbstvertrauen zu gewinnen. Seine Karriere und sein Lebensweg inspirieren viele, nie aufzugeben und an sich selbst zu glauben.

Trotz seines Erfolgs ist Ed Sheeran stets bescheiden geblieben. Er meidet das Rampenlicht abseits der Bühne und legt großen Wert auf sein Privatleben. Zunächst war nur ein Konzert in Stuttgart geplant. Nachdem es schnell restlos ausverkauft war, setzten die Veranstalter mit Erfolg eine Zusatzshow an.

Mit den Verkehrsproblemen vor und nach seinen beiden Auftritten hatte der Superstar nicht zu kämpfen, einen Abstecher in die Öffentlichkeit ließ er sich – wie man das von ihm schon kennt – aber nicht nehmen. Die Stuttgarter erlebten Ed Sheeran noch intimer am Sonntagvormittag. Er rauschte laut Medienberichten im dunklen Van heran und spielte vor der Oper am Eckensee ein Spontankonzert: Ein paar hundert Menschen bekamen dies mit und ließen sich das nicht entgehen, wie etliche Videos und Fotos in den sozialen Medien zeigen.

Finale gegen 23 Uhr

Sie wollten ihn eigentlich nicht ziehen lassen, so wie bereits auch schon am Vorabend in der Arena. Hier durften die Zugaben für ein perfektes Konzerterlebnis natürlich nicht fehlen: You Need Me, I Don‘t Need You, dazu Azizam, Shape of You und Bad Habits folgten noch, ehe gegen 23 Uhr das Finale gekommen war.

Ed Sheeran hat wieder einmal unter Beweis gestellt, dass seine Musik und seine Präsenz vollkommen genügen. Er ist ein Meister darin, Emotionen zu transportieren und Menschen zu verbinden. In einer Welt, die oft von Oberflächlichkeit geprägt ist, bleibt Ed Sheeran ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Authentizität und Leidenschaft der Schlüssel zu wahrer Größe sind. Seine Reise ist mit 34 hoffentlich noch lange nicht zu Ende, und die Musikwelt sowie die Fans dürfen gespannt sein, welche Geschichten er in Zukunft erzählen wird.

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Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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