Medizinische Versorgung

Bad Mergentheim: Caritas-Krankenhaus rutscht in rote Zahlen

In 2021 und 2022 schaffte es das Caritas-Krankenhaus noch in die schwarzen Zahlen, doch diese Zeiten sind vorbei: 2023 machte man Verluste. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor. Die Aussichten sind ebenfalls nicht rosig.

Von 
Sascha Bickel
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Blick auf das Bad Mergentheimer Caritas-Krankenhaus: Viele Jahre konnte man sich in den schwarzen Zahlen halten, diese Zeiten sind vorerst vorbei. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Die Zukunft der Wertheimer Rotkreuzklinik ist nach wie vor unklar. Das Insolvenzverfahren brachte zutage, dass allein in den vergangenen fünf Jahren 23,7 Millionen Euro an Verlusten angehäuft wurden. Das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim hielt sich dagegen bis 2022 in den schwarzen Zahlen, also im Plus. Doch 2023 war es damit vorbei und auch die Aussichten sind durchwachsen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt vor Dutzenden Klinik-Insolvenzen in diesem Jahr.

„Bundesweit haben bislang seit Ende 2022 mehr als 40 Standorte Insolvenz angemeldet und alleine im Januar sind sechs weitere dazu gekommen“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß vor kurzem der Rheinischen Post und er fügte dabei noch an: „Wenn die Kliniken nicht schnell einen Inflationsausgleich vom Bund bekommen, könnten in diesem Jahr 80 Kliniken Pleite gehen, so unsere Prognose. Das ist ein ungeordnetes Sterben, das zu Lasten der Mitarbeiter und Patienten geht.“

Reggentin-Nachfolger

Die FN-Redaktion hakte zur Situation im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim nach, zu den Finanzen, aber auch zu den personellen Veränderungen in der Führungsmannschaft. Thomas Wigant, der Regionalleiter der BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier), erklärt zunächst zu den Veränderungen in der Führung Folgendes: „Herr Marc Reggentin hat die BBT-Gruppe nach knapp vier Jahren als Regionalleiter verlassen, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen. Dank der guten Vernetzung innerhalb der BBT-Gruppe hat seit Oktober 2023 Herr Jérôme Korn-Fourcade diese Funktion interimistisch übernommen. Er ist Prokurist der BBT-Gruppe und verantwortet die Einrichtungen des Trägers im nördlichen Rheinland-Pfalz. Er kennt das Unternehmen und die aktuellen gesundheitspolitischen Herausforderungen sehr gut, so dass er die Aufgaben in der Region Tauberfranken-Hohenlohe nahtlos übernehmen konnte.“

Die Neubesetzung der Position des Kaufmännischen Direktors des Caritas-Krankenhauses, also von Matthias Kaufmann, „wird in Kürze abgeschlossen sein“, so Wigant: „Hier befinden wir uns auf der Zielgeraden in einem Auswahlverfahren mit sehr qualifizierten Bewerbern.“ Zu den Gründen für die Trennung nahm Wigant keine Stellung.

Negatives Ergebnis

Zu den Zahlen des Caritas äußert sich dann Jérôme Korn-Fourcade, genaue Summen nennt er jedoch trotz Nachfrage nicht: „Das Caritas-Krankenhaus hat das Jahr 2022 erneut – wie in den Vorjahren auch – mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Für das Jahr 2023 liegt der Jahresabschluss noch nicht endgültig vor. Es zeichnet sich allerdings ab, dass wir die uns selbst gesteckten ökonomischen Ziele nicht erreichen und erstmals seit Jahren kein positives Ergebnis ausweisen werden. Neben den nicht vollständig refinanzierten, inflationsbedingten Kostensteigerungen hatten wir vor allem im ersten Halbjahr noch mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und vermehrten krankheitsbedingten Ausfällen von Mitarbeitenden zu kämpfen. Das haben wir erlösseitig in der zweiten Jahreshälfte nicht komplett aufholen können.“

Korn-Fourcade betont aber auch: „Trotzdem war der Cash-Flow, also die Liquidität der Einrichtung, jederzeit im positiven Bereich und gesichert. Auch die Eigenkapitalausstattung ist durch das gute Wirtschaften der vergangenen Jahre auf einem im Marktvergleich sehr gesunden Niveau.“

Auch auf das Krankenhaus in Tauberbischofsheim als zweitem Krankenhausstandort der Gesundheitsholding Tauberfranken geht Korn-Fourcade auf FN-Nachfrage ein: „Hier erwarten wir Stand heute ein positives Jahresergebnis für 2023. Finanzielle Unterstützung vom Main-Tauber-Kreis erhält das Krankenhaus Tauberbischofsheim aktuell nicht.“ Gesellschafter der Gesundheitsholding sind neben dem Landkreis (20 Prozent) der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart (29 Prozent) und die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) mit 51 Prozent.

„Angesichts der momentan unklaren Perspektiven im Gesundheitswesen stehen wir vor großen Herausforderungen, die wir dank unserer engagierten Dienstgemeinschaft mit Zuversicht angehen können und werden“, fährt BBT-Regionalleiter Korn-Fourcade fort und ergänzt: „Wir stellen uns den Herausforderungen der Ambulantisierung in der Medizin, der Digitalisierung und dem demografischen Wandel unserer Gesellschaft. Dieser trifft uns sowohl mit Blick auf unsere immer älter und kränker werdenden Patienten als auch in Bezug auf unsere Mitarbeitenden.“

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Und Korn-Fourcade erklärt: „Neben all unseren Initiativen und Maßnahmen benötigen wir durch die sich weiter spreizende Preis-Tarifschere aber auch die Unterstützung der Politik. So sind die Preise, die wir für unsere Krankenhausleistungen abrechnen können, für das Jahr 2024 bereits gesetzlich festgelegt und steigen um ca. fünf Prozent, die dringend benötigten Tarifsteigerungen für unsere Kolleginnen und Kollegen liegen dagegen im zweistelligen Prozentbereich. Hier muss dringend nachgesteuert werden, um uns Krankenhausträgern wieder Luft zum Atmen zu geben und eine wirtschaftlich stabile Basis für unseren wichtigen Dienst zu ermöglichen.“

Sorgen auch in Rothenburg

Viel stärker in den roten Zahlen steckt der Klinikverbund Anregiomed, dem die Krankenhäuser Ansbach, Dinkelsbühl, Rothenburg ob der Tauber und die Praxisklinik Feuchtwangen angehören. Das Jahresdefizit des Klinikverbunds liege derzeit bei 32 Millionen Euro, berichtete kürzlich der Bayerische Rundfunk. Vor allem in Rothenburg und Dinkelsbühl geht laut BR die Angst um, dass das nötige Sparprogramm auf dem Rücken der kleinen Kliniken ausgetragen werden soll. Befürchtet wird auch hier – wie in Wertheim – das Ende der 24-Stunden-Notfallversorgung.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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