Gemeinderat

Bad Mergentheim: Bis zur Landesgartenschau klimaneutral?

Die Stadt Bad Mergentheim hat ambitionierte Klimaschutzziele – sie will bis zur Landesgartenschau 2034 die Klimaneutralität erreichen. Auf dem Weg dorthin gibt es noch viel zu tun. Im Gemeinderat weiß man das.

Von 
Sascha Bickel
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Rigolen am Straßenrand sorgen zum Beispiel für die Reinigung und den guten Ablauf von Regenwasser. Eine so genannte „Schwammstadt“ soll die Kanalisation mit grünen Dächern, die Regenwasser aufsaugen, bepflanzten Fassaden und unversiegelten Flächen entlasten. © dpa

Bad Mergentheim. Vom Abschlussbericht „Fokusberatung Klimaschutz“ nahm der Gemeinderat Kenntnis und das Gremium zeigte sich einig, dass es in den nächsten Jahren viel zu tun gibt. Wie hoch die Gewichtung von Klimaschutz und Klimaanpassung bei zukünftigen Planungen aber genau sein soll, darüber herrscht Uneinigkeit.

Ann-Kathrin Murphy leitet seit zwei Jahren das Klimaschutzmanagement beim Stadtwerk Tauberfranken. Sie stellte den über knapp 16 Monate erarbeiteten Abschlussbericht, der insgesamt 66 Seiten umfasst, den Stadträten vor. Dabei machte sie deutlich, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung beim weiteren Vorgehen eine ganz zentrale Rolle spielt. Die Stadt mitsamt dem Gemeinderat müsse zudem stets mit gutem Beispiel vorangehen. Bürgerbeteiligung und optimale Kommunikation seien auch sehr wichtig, so Murphy

Im nächsten Schritt müsse die Kurstadt nun ein Klimaschutzkonzept mit Hilfe eines noch einzustellenden Klimaschutzmanagers (das Verfahren dazu läuft gerade) erstellen und dann den Weg fortsetzen. Sieben weitere „Maßnahmen-Steckbriefe“ seien im Rahmen der Fokusberatung bereits definiert worden, erläuterte Murphy.

Dazu zähle ein „Nachhaltiges Gebäude-Sanierungsmanagement“. Die Stadt Bad Mergentheim hat insgesamt 231 Gebäude zu unterhalten. Hiervon befinden sich 145 Gebäude in einem Sanierungsfahrplan. „Im Sinne der Grundsicherung und Daseinsvorsorge haben insbesondere Schulen und Kindergärten die oberste Priorität“, heißt es in der Ratsvorlage und weiter: „Der Sanierungsfahrplan sieht aktuell die Sanierung der Grundschule Wachbach vor. Daraufhin folgen die Grundschulen Markelsheim, Au-Kernstadt und das Deutschorden-Gymnasium.

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Eine Maßnahme sei auch die „Einführung eines kommunalen Energiemanagements“. Eine hohe CO2-Einsparmöglichkeit liegt im Energiemanagement. Hierfür müssen Energieverbräuche erfasst und dauerhaft überprüft sowie gegebenenfalls angepasst werden. Hierdurch könne neben der CO2-Einsparung auch eine Kosteneinsparung von 20 bis 30 Prozent erreicht werden. Entscheidend hierfür seien der Aufbau und die Implementierung eines dauerhaften, systematischen Managementprozesses in der Verwaltung. Das Land Baden-Württemberg fördert hierfür eine Stelle sowie die entsprechende Software beziehungsweise Messtechnick mit 70 Prozent.

Maßnahme „Schwammstadt“: Bad Mergentheim soll, so heißt es in der Ratsvorlage, zur klimaresilienten Stadt umgebaut werden um sie widerstandsfähig gegenüber zunehmenden Extremwettereignissen wie Starkregen und Hitzeperioden zu machen. Ein leistungsfähiges Stadtgrün besitze ein hohes Potenzial, um die Auswirkungen dieser Ereignisse abzumildern. Die Maßnahmenbausteine einer so genannten „Schwammstadt“ wurden bereits in die Planungen der Landesgartenschau/Stadtsanierung mit aufgenommen. Dann gibt es noch die „Aufwertung und Schaffung von Biotopen“: Der Schutz, die Pflege und Entwicklung von Natur, Landschaft und urbanen Grün- und Freiräumen stellen einen wesentlichen Bestandteil der Biodiversitätsziele Bad Mergentheims dar. Hinzu kommt die „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“: Die Stadt möchte eine nachhaltige Flächenentwicklung unter den Gesichtspunkten von Klimaschutz- und Klimaanpassung gewährleisten. Hierfür sollen vermehrt die Innenentwicklungspotenziale in der Kernstadt sowie in den Ortsteilen genutzt werden.

Eine weitere Maßnahme ist die „Förderung von Windkraft und Freiflächen-Photovoltaik“. Der Ausbau der regenerativen Energien wird als zentrale Aufgabe bezeichnet. Ann-Kathrin Murphy bezeichnete dies als „einen der größten Hebel“ auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Zuletzt geht es noch um die „Förderung Multimodalität“. Die Stadt erarbeitet dazu laut Ratsvorlage „eine Strategie zur Aktivierung und Förderung des Rad- und Fußverkehrs“ im Sinne der „Stadt der kurzen Wege“. Insbesondere werden Lösungsmöglichkeiten zur Minimierung von Zielkonflikten zwischen den einzelnen Verkehrsträgern erarbeitet.

Der Abschlussbericht „Fokusberatung Klimaschutz“ dient der Stadt künftig als Handlungsleitfaden. Die Verwaltung bereitet Einzelmaßnahmen entsprechend der Maßnahmen-Steckbriefe vor und dem Gemeinderat obliegt die Entscheidungshoheit.

Einzelne Mosaiksteine

Oberbürgermeister Udo Glatthaar betonte, dass es nun gelte, die einzelnen Mosaiksteine in den nächsten Jahren zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.

Grünen-Fraktionschef Thomas Tuschhoff hob hervor, dass Verwaltung und Gemeinderat an einem Strang ziehen müssten: „Doch tun wir das?“ Tuschhoff mahnte: „Einige denken, dass wir uns noch Jahre Zeit lassen können, aber das stimmt nicht.“ Der Klimaschutz müsse mit voller Kraft betrieben werden.

Andreas Lehr, der CDU-Fraktionsvorsitzende, stellte klar, dass „Klimaschutz auf kommunaler Ebene immer sehr konkret sein muss“. Der Gemeinderat bekomme die Themen auf den Tisch, wäge ab und treffe dann jeweils eine Entscheidung.

Sein Fraktionskollege Hariolf Scherer beklagte den Fachkräftemangel – auch im Forst – und bedauerte sehr, dass die vor Jahren schon angestoßenen Regenrückhalte- und Versickerungsmulden im städtischen Wald bis heute nicht umgesetzt seien, obwohl es dafür „nur ein paar Baggerstunden“ brauche. So dauere die Umsetzung guter und einfacher Ideen einfach zu lange.

Klaus-Dieter Brunotte (SPD) forderte den ersten großen Schwerpunkt auf die „Einführung eines kommunalen Energiemanagements“ zu legen, denn hier gebe es hohe Förderquoten des Landes. Und Ortsvorsteher Reinhard Brand (Hachtel) drückte dann seine Erwartungshaltung aus, dass Kernstadt und Stadtteile gleichermaßen ihren Beitrag hin zur Klimaneutralität leisten und nicht nur weit draußen die Windräder und Freiflächen-Photovoltaik umgesetzt werde. Philipp Lutzmann (Grüne) pflichtete dem bei und warb für „machbare Lösungen“ gerade auch bei der Photovoltaik auf Dächern in der Stadt.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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