Bad Mergentheim. Von der einst stolzen Stadtmauer zum Schutz von Mergentheim sind nur noch wenige Reste erhalten. Jetzt gibt es im Rathaus eine Vision, zumindest 17 Meter der Stadtbefestigung wieder sichtbar zu machen: zwischen Würzburger Straße und Türkengasse. In der noch verwilderten Grünzone könnten auch ein paar Parkplätze entstehen. Die Grundstücks-Situation ist aber kompliziert.
Von der einst weitläufigen und von einem Zwinger und Wassergraben umgebenen Umwehrung der Stadt Mergentheim, die bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges immer wieder erneuert und teilweise auch verstärkt wurde, sind nur noch wenige Reste der eigentlichen Stadtmauer erhalten. „Diese sind wichtiges Zeugnis der Stadterhebung Mergentheims durch den Deutschen Orden und seiner Befestigungspolitik sowie der Entwicklung der Stadtbefestigung vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit“, teilt Carsten Müller, der Pressesprecher der Stadt Bad Mergentheim, den FN auf eine Anfrage hin mit. Und er berichtet weiter: „Die drei heute noch erhaltenen Bestandteile sind der Zwingerturm in der Münzgasse (16. Jahrhundert), das Torwachhaus in der Mühlwehrstraße (19. Jahrhundert) sowie der von den FN angefragte Bereich Ecke Würzburger Straße/Kapuzinerstraße/Türkengasse (vermutlich 14. Jahrhundert). Alle Bereiche sind Kulturdenkmale, an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse im Sinne der Denkmalschutz-Gesetzgebung besteht.“
Kritische Nachfragen im Gemeinderat
Die FN-Redaktion hat bei der Stadt nachgehakt, weil ein brachliegendes Privatgrundstück in der Türkengasse und der befürchtete Verfall der Stadtmauer-Reste schon mehrfach von Inge Basel (FDP) im Gemeinderat kritisch thematisiert wurde. Seit dem Abbruch eines ehemaligen Wohngebäudes klafft dort eine große Lücke in der Gasse und beim angebauten Nachbargebäude sind die Folgen des Rückbaus heute noch deutlich sichtbar.
Die Stadtmauer liegt im hinteren Bereich und größtenteils auf einem weiteren privaten Grundstück. Dazu erklärt Carsten Müller: „Lediglich wenige Zentimeter der Gesamt-Breite der Stadtmauer sowie die Stützpfeiler liegen auf öffentlichem Grund. Dieser ist gemäß des Denkmalpflegerischen Werteplans Bad Mergentheims als erhaltenswerte Grün- und Freifläche eingestuft.“
Den Zustand der Stadtmauer hat die Stadtverwaltung vom Landesamt für Denkmalpflege begutachten lassen und unabhängig davon ist er laut Müller von einem Statiker im Auftrag des privaten Grundstückseigentümers begutachtet worden. „Beide Gutachten kommen zum gleichen Befund: Die einstige Stadtbefestigung ist standsicher und es gibt weder größere Schäden noch die Gefahr von solchen“, so Müller gegenüber den FN.
Wie steht es nun um die Haltung und die Pläne der Stadt zu diesem Gesamtkomplex? Pressesprecher Carsten Müller antwortet: „Der besonderen historischen Bedeutung der einstigen Stadtbefestigung ist sich die Stadt Bad Mergentheim bewusst. Das Stadtbauamt hat sich bereits über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv mit dem in Rede stehenden Areal beschäftigt. Es gab zudem nicht-öffentliche Vorabstimmungen mit dem Gemeinderat und mit den umliegenden Grundstückseigentümern dazu. Die Stadt strebt grundsätzlich an, das Privat-Grundstück des 2020 abgebrochenen Wohnhauses Türkengasse 10 zu kaufen.“
Verkaufsbereitschaft signalisiert
Es handelt sich hierbei um das bereits erwähnte brachliegende Grundstück, aber nicht um das Privatgrundstück, auf dem der größte Teil der Stadtmauer steht. „Über das in Rede stehende Grundstück wäre aber der Zugang zur öffentlichen Seite der Stadtmauer möglich“, so Müller. Vom Grundstücks-Eigentümer sei Verkaufsbereitschaft signalisiert worden, teilt die Stadt mit. Das bekommen auch die FN von ihm selbst am Telefon bestätigt. Er sei zuversichtlich, dass der Verkauf klappe, erfahren die FN. Der Wert des Grundstücks wurde in einem unabhängigen Gutachten ermittelt.
„Wir würden – sofern der Ankauf vereinbart werden kann – auf der jetzigen Baulücke gerne eine Begrünung und Pkw-Stellplätze sowie einen altstadtseitigen und barrierearmen Zugang zur Stadtmauer schaffen. Dadurch könnte die Stadtmauer erlebbar werden. Insgesamt wäre es eine bedeutsame Aufwertung für diesen Bereich der Altstadt. Aufgrund der Lage im Sanierungsgebiet ‚Altstadt/Stadtgarten‘ kann die Stadt dafür sogar Fördergelder erhalten“, führt Carsten Müller abschließend noch die Vision der Stadt für das Areal aus.
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