Bad Mergentheim. Welchen Ruf Bad Mergentheim genoss und noch genießt, kann man auch ermessen, wenn man sich die Gästeliste betrachtet. Der ewig kränkelnde Eduard Mörike war 1837 mit seiner Schwester zur Kur und so schlecht kann es ihm nicht bekommen sein, wenn er sich 1844 für einige Jahre hier niederließ.
Auch Sebastian Kneipp nahm öfter Quartier, Friedrich Ebert, Theodor Heuss, die Schauspieler Adele Sandrock und Heinz Rühmann betteten ihr Haupt in Bad Mergentheim zur Ruhe, Winston Churchill war als Mitglied des Pressecorps da und Gustav Knuth schrieb 1969 ins Gästebuch des Hotels Victoria: „Und immer wieder bin ich da.“ Und er war oft und gerne da, saß mit Einheimischen beim Kaffee oder Viertele zusammen, gehörte einfach dazu und blieb bis zu zwei Monate in „seinem“ Bad Mergentheim. Und nicht unerwähnt dürfen die „Helden von Bern“ bleiben, die sich nach ihrem Weltmeistertitel 1954 zu großen Teilen in Bad Mergentheim zur Kur befanden und für enormes Aufsehen sorgten. Unvorstellbar, dass sich dies in heutigen Zeiten noch einmal wiederholen könnte. Die Zahl der berühmten Kurgäste ist viel zu groß, um alle nennen zu können, aber von Staatsmännern bis zu Spitzensportlern und Künstlern haben schon viele das Taubertal schätzen gelernt.
Ein unbekanntes Wesen
Was dem Himalaya sein Yeti, was dem Nordamerikaner sein Bigfoot, das ist dem Kenner der Kurszene der Kurschatten. Wenn man nachfragt, kennt jeder jemanden, der schon einen hatte, kennt jeder eine Ehe, die durch einen Kurschatten zerstört wurde, kennt jeder eine Unmenge an Anekdoten, wie wild die Zeit der Kur doch sein kann – aber all dies passiert immer nur den anderen. Persönlich hatte niemand jemals einen Kurschatten gehabt. Schon vor langer Zeit, um 1830, tat Oberamtsarzt Dr. Christian Friedrich Bauer seine Meinung zum Thema Kurschatten kund: „. . .wonach der Kurgast während des Brunnengebrauches sich des Geschlechtsgenusses, des schwächendsten aller Genüsse, enthalten solle.“
Dies ist aber nicht das einzige Mysterium. Nach dem allseits bekannten Motto „Morgens Fango, abends Tango“ konnte man, wenn man abends in Bad Mergenheim unterwegs war, Zeuge von spontanen Wunderheilungen werden.
„Morgens Fango, abends Tango“
Schmerzgeplagte Patienten verwandelten sich abends in geschmeidige Tänzer und nur einem Ortsfremden kam es gelegentlich sehr seltsam vor, wenn sich volle Gaststätten und Restaurants auf einen Schlag leerten. Eingeweihte wussten, dass die Kurkliniken bald die Pforten schließen würden und viele Gäste flugs den Weg zurück antreten mussten.
Eine Anekdote muss zum Schluss noch sein. Als vor einigen Jahren eine Hochschwangere zur Kur weilte und sich im Kneippbecken vergnügte, tönte schon kurz danach die Sirene eines Krankenwagens im Kurpark.
Anscheinend hatte das Kneippen nicht nur eine gesundheits-, sondern auch eine wehenfördernde Wirkung gezeigt und sie war schneller als gedacht stolze Mutter eines gesunden Knaben. Wenig verwunderlich, dass sie dem Kind aus Dankbarkeit für die Starthilfe den Namen Sebastian gab. rome
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