Museen im Altkreis Mergentheim (Teil 11 und Schluss)

2000 Objekte in Weikersheim und ein geschichtsträchtiges Gebäude in Neuses

Die Alte Schmiede im Igersheimer Ortsteil und das Tauberländer Dorfmuseum in der Residenzstadt

Von 
Bernd Hellstern
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In den vergangenen Monaten machten die FN eine kleine Rundreise durch die Museen im Altkreis Mergentheim. Heute endet diese Tour. Wir blicken noch einmal nach Igersheim-Neuses und nach Weikersheim.

Igersheim/Weikersheim. Die Alte Schmiede in Neuses ist ein Kleinod der baulichen Geschichte des Igersheimer Ortsteils. Man findet sie in der Rathausstraße, direkt gegenüber dem örtlichen Rathaus. Und hätte der rührige Heimatverein „Messklingenschlapp“ Igersheim sich nicht dieses geschichtsträchtigen Gebäudes angenommen, wäre es unter Umständen zu einer baufälligen und abbruchbereiten Bausubstanz heruntergekommen.

Die Gemeinde Igersheim, so der passionierte Heimatkundler Georg Jetzinger, habe das Vorhaben die Schmiede komplett zu restaurieren spontan unterstützt, so dass man relativ zeitnah mit den Arbeiten beginnen konnte. Nach etwas über 3500 Arbeitsstunden erfolgte am 8. Mai 2008 die feierliche Einweihung. In diesem Zusammenhang erwähnte Jetzinger die große Unterstützung durch die Abteilungs-Feuerwehr Neuses, von privaten Einwohnern und Handwerkern, die alle mithalfen das Projekt erfolgreich zu beenden.

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Seither sind Besichtigungen der Schmiede möglich. Interessenten können mit Georg Jetzinger (Telefon 07931 / 3617) Termine für Führungen und Besichtigungen vereinbaren.

Wann genau das Haus gebaut wurde ist nicht bekannt, von der Technik des im unteren Teil des gefundenen Backofens her, dürfte es so um das 16. beziehungsweise 17. Jahrhundert gewesen sein. Laut der im Haus gefunden Bauunterlagen, war es zuerst ein einstöckiges Gebäude in den Maßen vier mal sieben Meter, erbaut aus Bruchsteinen mit Giebeldach.

Vor 1830 beherbergte das Gebäude vermutlich einen Backofen was darauf hindeutet, dass es sich anfänglich um eine sogenannte Dorfbäckerei beziehungsweise ein Dorfbackhaus gehandelt hat. Entdeckt wurde der nach außen aufgebaute und mit einem Giebeldach versehene Backofen bei den Renovierungsarbeiten, worüber aber keine verwertbaren Unterlagen vorhanden sind.

Erst der aus Bernsfelden zugezogene Schmied Andreas Friedrich Hahn richtete im Jahre 1830 in der Backstube, die scheinbar weiterhin betrieben wurde, eine Schmiedewerkstatt ein. In der Zeit um 1862/63 wurde das Gebäude umgebaut, womit der Aufbau eines weiteren Stockwerkes verbunden war, der laut den damaligen Bauvorschriften an den Traufseiten jeweils um einen Schuh überbaut werden durfte. Das Ganze musste zudem als Fachwerk ausgeführt werden. Im dem neuen Stockwerk wurde eine aus zwei Zimmern bestehende Wohnung eingerichtet.

Im Zuge der Renovierungsarbeiten entdeckte man dort einige Wandmalereien, die man nach der Freilegung und Erneuerung wieder aufbrachte. Schon damals hatten die Bauherren mit einer ausufernden Bürokratie zu kämpfen, was sich in einen Wust von Bauvorschriften ausdrückte. Im Paragrafen acht zum Beispiel ist zu lesen: „In der Küche ist ein Blattenboden, der unter dem Herd aus doppelter Lage besteht zu verlegen, und die Feuerwand hinter dem Herd so lange zu machen, das eineinhalb Zoll vom Herd abstehend kein Pfosten angebracht wird. Die Feuerwand beim Ofen ist ebenso zu behandeln.“

Aus dem Güterbuch der Gemeinde Neuses ist übrigens zu ersehen, dass der Bürger und Schmied Andreas Friedrich Hahn, am 2. April 1879, die Schmiede an den Schmied Georg Ditterich und seiner Ehefrau Barbara, geb. Hahn (Tochter des Verkäufers), verkauft hat. Auch nach der umfassenden Renovierung der Alten Schmiede, ist der „Messklingenschlapp“ Igersheim ständig damit beschäftigt, immer wieder kleinere Schönheitsarbeiten durchzuführen. Und so können die Besucher eine Wohnung besichtigen, als wäre sie gestern gerade noch bewohnt gewesen.

Und bei der Alten Schmiede hat man das Gefühl, dass der Schmied gerade eine kurze Pause macht, um nach dem Vesper am Ambos wieder den Schmiedehammer zu schwingen.

Blick nach Weikersheim

Einen Besuch wert ist zudem auch das Tauberländer Dorfmuseum in Weikersheim.

Stolz und mächtig steht es da, das Tauberländer Dorfmuseum als Teil des Gebäude-Ensembles rings um den Marktplatz von Weikersheim. Es hat fast den Anschein, als konkurriere es mit dem Rathaus, der Stadtkirche St. Georg und dem Eingangsbereich des Schlosses, wer denn nun das attraktivste Bauwerk im Herzen der Residenzstadt ist.

Betritt man das Museum ist man erstaunt wie weitläufig die einzelnen Etagen sind, auf denen im Museum gezeigt wird wie die Menschen vor ein paar Hunderten Jahren bis in die jüngere Vergangenheit so um die Jahrhundertwende gelebt haben.

Gebaut wurde das Gebäude vor etwa 450 Jahren als Kornspeicher. Die stabile Bauweise gab auch die Gewähr dafür, dass im Inneren des Gebäudes bedingt stabile Innentemperaturen herrschten unabhängig von den jeweiligen Außentemperaturen. Deshalb eignete er sich vor allem als Kornspeicher (Fruchtkasten), aber aufgrund der Temperaturkonstanz auch als Ort in dem man ganz allgemein Lebensmittel lagern konnten.

Noch heute, in Zeiten mit extremen Temperaturunterschieden und heißen Sommern, ist dort im Sommer die angenehme Kühle zu spüren, was sich natürlich auch positiv auf den Erhaltungszustand der ausgestellten Objekte auswirkt. Seit 50 Jahren – so alt ist das Museum – lagern auf drei Etagen Geräte, Möbel, Kleidung, komplette Küchen und Werkstätten und vieles mehr, mit individuellen Geschichten für jedes der Ausstellungsstücke, überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Im Tauberländer Dorfmuseum tauchen die Besucher ein in eine – nicht immer – gute alte Zeit, in der vieles funktional gestaltet wurde, wie die Küche und die Küchengeräte, Stuben und Kammern, die Geräte für den Acker-, Garten- und Weinbau. Ebenso haltbar wie rustikal war die Kleidung angelegt. Der Hauptzweck allen Tuns war damals: Nicht frieren, nicht hungern, auch im Winter.

Im Tauberländer Dorfmuseum in Weikersheim erwacht die Vergangenheit zu neuem Leben, die man nicht nur sehen kann, man kann sie förmlich riechen. Und würden die Exponate sprechen können, sie würden wohl vieles aus der reichhaltigen Historie der Tauber-Region den Besuchern erzählen können. Erzählen aus dem Leben auf dem Land, aus der Arbeitswelt, aus dem Handwerkeralltag in der Schuhmacher- und Schneiderwerkstatt, im Weinkeller und der Brennerei. Erzählen von der Arbeit am Spinnrad und dem Webstuhl, der Nähmaschine und der Kleidung.

Vieles rettete der Sammler Kurt Meider aus Scheunen, Häusern und Kellern. Anfang der 1970er Jahre zog die größte Sammlung ländlichen Kulturguts der Region in den ehemaligen Kornspeicher ein, wo über 2000 Objekte zu bestaunen sind.

Betrieben wird das Museum vom Verein „Tauberfänkische Volkskulter“, dessen Mitglieder ausschließlich ehrenamtlich tätig sind. Der Verein, so die Vorsitzende Johanetta Müller, ist für neue Mitglieder und helfende Hände offen und dankbar, die gerne mithelfen um dieses ungemein interessante und geschichtsträchtige Projekt „Tauberländer Dorfmuseum“ am Leben zu erhalten. Anfragen für Führungen können entweder unter Telefon 07934 / 1209 oder per E-Mail unter taubertraenkische-volkskultur@t-online.de erfolgen.

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