Ahorn. Bei Kaiserwetter verbanden Bürgermeister Benjamin Czernin, die Gemeinderäte sowie interessierte Bürger das Angenehme mit dem Nützlichen und informierten sich bei der Waldbegehung über die aktuelle Lage im Gemeindeforst. Doch gerade diese sommerlichen Temperaturen Mitte Oktober waren themenbestimmend und warfen ihre Schatten voraus. Denn die waldbaulichen Maßnahmen im Klimawandel wurden von Revierleiter Michael Häffner in der rund zweistündigen, kurzweiligen Waldbegehung im Distrikt „Schaftrieb“ im Ahorner Ortsteil Hohenstadt erläutert.
Mit drei Fragen zu Beginn zeigte er die Herausforderungen in der Waldwirtschaft auf: „Wie reagiert der Wald im Klimawandel? Wie reagieren wir Förster darauf? Welche Chancen haben wir Förster, den Wald klimafitter zu gestalten?“
Alte Buchen leiden
Die Unmengen an Buchenholz am Wegesrand zeichneten ein erschreckendes Bild, doch habe diese starke Entnahme eindeutige Ursachen. Der 120-jährige Buchenbestand litt, wie bereits im Sommer 2022, an massiven Trockenschäden. Annähernd alle alten Buchen seien betroffen gewesen. Anstatt der vorgesehenen Auslichtungsarbeiten bliebe als gebotene Maßnahme nur, alle absterbenden Bäume zu entfernen, um einerseits die Holzentwertung zu stoppen, andererseits die bestehende Naturverjüngung zu fördern. Hier gelte das Augenmerk weniger den sich verjüngenden Buchen als vielmehr klimastabilen Baumarten wie Kirsche, Esche, Elsbeere, Feldahorn oder Hainbuche, wobei letztere als „dienende“, also beschattende und „stark fruktifizierende“ Baumart von Vorteil für die Naturverjüngung sei. Außerdem seien diese natürlich vorkommenden Baumarten ein Indiz, dass der vorhandene magere Kalkverwitterungsboden kein Buchenstandort sei, andernfalls wären diese gegen die Buche chancenlos.
Mit „nach einer halben Spatenlänge stößt man auf den ersten Stein“, führte Häffner die Gegebenheiten plastisch vor Augen. „Wir müssen fördern, was die Natur uns bietet“, zog er sein Resümee. Dennoch verwies er auf einige vereinzelt zusammenstehende Buchen, gekennzeichnet mit weißen Wellenlinien. Sie bildeten Habitatgruppen und böten Schwarzspecht und weiterem Getier Nistmöglichkeiten. Im Sinne einer risikoarmen Waldbewirtschaftung bilde man Konzentrationen, um Waldarbeiter und Spaziergänger durch herabfallendes Geäst nicht zu gefährden.
Ausdrücklich und mit der leidenschaftlichen Begeisterung eines Waldliebhabers präsentierte er einen rund 130 Jahre alten, prächtigen Speierling, der aus dem Vorbestand der ehemaligen Buchen stamme. Dergestalt finde man keinen zweiten in der Region. „Ich hätte keinen Spaß daran, diesen umzusägen“, unterstrich der Revierleiter dessen Besonderheit.
Rotbuche als Joker
Des Weiteren pflanze man auf den freigewordenen Flächen, die in Nordamerika beheimatete, in ihrer Jugend schnell wachsende Rotbuche, um die Vielfalt zu erhöhen, ganz nach dem Motto: „Wer streut, rutscht nicht.“ Auch die ebenfalls aus Nordamerika stammende Hickory-Nuss, die als Schnittholz geschätzt wird, werde eingebracht.
Die als Hoffnungsträgerin im Klimawandel favorisierte Douglasie sei inzwischen leider keineswegs als klimastabil anzusehen. Glücklicherweise habe die Kommune keinen allzu großen Bestand. Schwer geschädigt werde sie durch den Westlichen Tannenborkenkäfer, der mangels Tannen sich nun auf die Douglasien stürze. Dennoch hege er die Hoffnung, dass auf nährstoffreichen Böden, robuste Bäume dem Schädlingsbefall widerstehen könnten.
Mit Zukunftsbäumen arbeiten
Dieses konkrete Beispiel zeige die Herausforderungen bei der Planung der Waldbewirtschaftung. Wichtig sei mit Zukunftsbäumen zu arbeiten, was bedeute, stabile Einzelbäume radikal freizustellen – große Krone, große Wurzeln – und diese konsequent zu fördern. „Das wird vermutlich unser Waldbau für die Zukunft sein und das in großer Mischung“, prognostizierte der Fachmann.
Nach solch forstwirtschaftlicher Hiobsbotschaften präsentierte er im Folgenden als „ein positives Beispiel der Nachwirtschaft“ einen ehemaligen Buchenbestand, der sich aufgrund seiner hohen, vielfältigen Beimischungen in einen klimastabilen Mischwald umbaue und dessen Entwicklung mutmaßlich in Richtung Eichenbestand mit Beimischungen gehe.
Adäquate Zeitmischung
Auch das nächste Waldbild lasse hoffen. Dicht an dicht stehen junge Eichen, überragt von einzelnen „Überhältern“, welche in Ruhe ihren Zieldurchmessern entgegenwachsen und als Wertholz dienen dürfen. Die „prächtige“ Naturverjüngung sei mit intensiver Pflege einhergegangen, denn „das braucht die Eiche am Anfang, weil Hainbuche, Bergahorn und Buche sie überwachsen.“ Einzelne Kirschen, die früher gefällt werden könnten, sorgten für eine adäquate „Zeitmischung.“ Wichtig sei, den Jungbestand stets im Auge zu behalten, um zum richtigen Zeitpunkt die Zukunftsbäume auszuwählen.
Darüber hinaus habe man in der Gemeinde nicht nur die Zukunftsbäume im Blick, auch personell sei sie gut für die Zukunft aufgestellt. Forstwirt Felix Frank, der ebenfalls zugegen war, habe seine Ausbildung als Klassenbester absolviert und übernehme nun als Vorarbeiter im Gemeindeforst Verantwortung.
Polterholzpreis kritisiert
Großes Unverständnis, sowohl aus den Reihen der Ortschafts- und Gemeinderäte als auch den teilnehmenden Bürgern herrschte bezüglich des Polterholzpreises. Während in der Industrie die Holzpreise nach unten gingen, müsse der Bürger vor Ort um bis zu 50 Prozent mehr zahlen. Das sei viel zu teuer und müsse sich ändern. „Ich kritisiere das aufs Schärfste“, gab Ortschaftsrat Uwe Baumann seinen Unmut deutlich kund und hatte die Zustimmung der Anwesenden auf seiner Seite.
Abschließend freute sich Bürgermeister Benjamin Czernin über die gute Zusammenarbeit sowie die fundierte Ausbildung der Forstleute, die sich in derer kompetenter Arbeit ausdrücke. „Ich bin sehr froh so eine schlagkräftige Truppe zu haben.“ Der Klimawandel mache vor dem Wald nicht halt, doch sei man im Bemühen um einen klimastabilen, arten- und altersgemischten Wald gut aufgestellt.
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