Adelsheim. Der nächste Schritt für den geplanten interkommunalen Windpark im Waidachswald steht an: Die Bieter, die sich am Investoren-Wettbewerb beteiligt haben, werden aufgefordert, ihr Angebot nach einer Ergänzung der Ausschreibungsunterlagen nochmals zu spezifizieren und bei der Stadt Adelsheim einzureichen. Im Mai soll dann die Entscheidung fallen, welches Unternehmen die Windkraftanlagen in dem Waldstück zwischen Adelsheim, Schefflenz und Roigheim baut. 1307 Hektar ist das Areal groß, das für die Windkraftnutzung geprüft wird.
Zweistellige Zahl an Anlagen
Dabei ist noch nicht festgelegt, wie viele Rotoren sich dort einmal drehen werden und wo genau. Bürgermeister Wolfram Bernhardt geht in einem Gespräch von einer zweistelligen Zahl von Windrädern aus. „Da im Rahmen der Prüfung zum Beispiel aus Natur- und Artenschutzgründen bestimmt noch vorgeschlagene Standorte ausgeschlossen werden müssen, gehen wir sicher mit einer Maximalplanung ins Rennen. Windräder weglassen kann man dann immer noch, Standorte nachzumelden wäre dagegen nicht möglich.“
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Im Moment sind die drei Kommunen Roigheim, Schefflenz und Adelsheim, welche künftig eine Betreibergesellschaft bilden werden, bei den vorbereitenden Arbeiten.
Erster Schritt war die Erarbeitung der Unterlagen für die Ausschreibung des Windparks in Kooperation mit BBH, der Stuttgarter Anwaltskanzlei für die Energie- und Infrastrukturwirtschaft Becker Büttner Held. Ende Oktober ging die Ausschreibung europaweit online. In den folgenden 30 Tagen hatten potenzielle Investoren Zeit, sich zu melden, und es gab mehrere Bewerber, so Bernhardt. „Alle Bieter erfüllten unsere Mindestanforderungen.“ Konkret äußern darf er sich aus verfahrensrechtlichen Gründen nicht.
Nach einer ersten Feedbackrunde kurz vor Weihnachten wurde in Zusammenarbeit mit BBH der Pachtvertrag erarbeitet und den Bietern in einer 14-tägigen Konsultationsphase vorgelegt. Über die Rückläufe stimmte sich die interkommunale Arbeitsgruppe „Windkraft“ in den vergangenen Tagen ab. Voraussichtlich am 25. März werden die Bieter nun zur finalen Angebotsabgabe aufgerufen, so Bürgermeister Bernhardt.
Klar ist schon jetzt, dass die künftige Betreibergesellschaft mindestens 50 000 Euro Pacht pro Windrad und Jahr an die Kommunen bezahlen wird. Das war auch Gegenstand der Ausschreibung. Wobei Bernhardt klarstellt: „Die 50 000 Euro pro Rad sind unsere Mindestforderung. Wer mehr bietet, bekommt eine höhere Punktzahl und steigt in der Bewertung nach oben.“ Denn so läuft die Vergabeentscheidung: Wer die meisten Punkte erreicht, erhält den Zuschlag.
Fristende für Abgabe
Abgabetermin für die Angebote istvoraussichtlich Ende April, so dass Bürgermeister Bernhardt von einer Vergabe im Mai ausgeht. Dabei gibt es für die Gemeinderäte der drei Kommunen wenig zu entscheiden. Denn so wie die Verwaltung bei Bauaufträgen zusammen mit einem beauftragten Ingenieurbüro die eingehenden Angebote prüft, wird hier zusammen mit der Kanzlei BBH eine Bewertung vorgenommen. Der Bieter mit der höchsten Punktzahl wird ermittelt und den Gemeinderäten vorschlagen. Bei der Bewertung orientiert man sich an dem Punktekatalog, den die Gremien erarbeitet und befürwortet haben und der auch Gegenstand der Ausschreibung war.
Sollte es aber gegen einen konkreten Standort massive Einwendungen geben, hat das Gremium, auf dessen Gemarkung das Windrad geplant ist, ein Vetorecht. „Damit wollen wir Ärger vermeiden und eine hohe Akzeptanz sicherstellen“, so Wolfram Bernhardt.
Das Investitionsvolumen steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass die Errichtung eines Windrades rund sechs Millionen Euro kostet. Da kommt man insgesamt schnell in eine Größenordnung von 60 Millionen Euro und mehr. Auch die Leistung des künftigen Windparks lässt sich so hochrechnen: Ein Windrad erzeugt etwa sechs Megawatt Strom. Mit zehn Rotoren könnte man bereits 40 000 Vier-Personen-Haushalte versorgen.
Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis sich die Rotoren drehen. Wenn der Pachtvertrag geschlossen ist, wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erarbeitet, der unter anderem die übliche Beteiligung der Behörden und Betroffenen sowie umfangreiche natur- und artenschutzrechtliche Prüfungen erfordert. „Man geht bei Windrädern von einer durchschnittlichen Genehmigungszeit von sieben Jahren aus“, berichtet Wolfram Bernhardt. Ministerpräsident Kretschmann wolle das zwar halbieren, aber: „Wir stehen noch ganz am Anfang“.
Die Zielstellung ist jedoch klar: Die Landesregierung hat sich den Ausbau der Windkraft im Wald auf die Fahnen geschrieben, so Bernhardt. Also wird auch Adelsheim dafür Gelände zur Verfügung stellen. Der Waidachswald ist dabei schon länger als Standort im Gespräch, zumal die Forst-Bewirtschaftung durch Käferbefall, Stürme und Dürreperioden immer mehr zu einem Zuschussgeschäft wird. Durch die Windkraft könnte ein Teil der Ertragsminderungen kompensiert werden. Ein Umbau des Waldes stehe ohnehin an.
„Nun werden die Bieter zur Abgabe eines finalen Angebots aufgefordert, und dann kann es losgehen“, so Bürgermeister Bernhardt abschließend.
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